Drei schräg gekleidete Menschen, die sich leicht nach vorne beugen und in die Kamera schauen

Flavio Kiener, Birthe Gerken und Oskar Ketelhut auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters (Foto: Oliver Fantitsch)

„Das ist doch irre, was wir hier treiben“: Ohnsorg-Premiere in Gummizellen-Schlafraum

Irre, was in  der Silvesternacht in Brekenbüttel abgeht. Eduard (Marco Reimers), Bürgermeister des kleinen norddeutschen Dörfchens, hat sich eine feine Party-Gesellschaft in sein Haus eingeladen. Nur Gattin Anna (Laura Uhlig) ist nicht in Feierlaune. Genervt von der Taktlosigkeit ihres Mannes, sogar seine Geliebte, die Journalistin und Ananasdiät-Influencerin Inga-Britt (Birthe Gerken) anzuschleppen, zieht sie sich ins Schlafzimmer zurück. Doch in „Annas Slaapstuuv“ („Entführung auf Bestellung“, so der hochdeutsche Titel des Stücks von Ulrch Hub) bricht der Irrsinn dann richtig los. 

Die turbulente Farce lebt von jeder Menge Chaos im lila gepolsterten Gummizellen-Schlafraum (Bühne: Yvonne Marcour) – produziert von einer Reihe schräger Typen, die einander in einer Tour belügen und täuschen. Wie soll sich der unbeholfene Polizeipräsident Relling (Oskar Ketelhut) im vermeintlichen Entführungsfall seines Gastgebers Eduard verhalten, der, um sein angeschlagenes Image aufzupolieren, zu tun bereit ist, wozu sein durchgeknallter PR-Manager Paulmann (Flavio Kiener) ihn drängt? Was tun, als sich Hausherrin Anna mit dem maskierten Einbrecher (Johannes Schäfer) verbündet, der plötzlich auftaucht?

„Annas Slaapstuuv – Entführung auf Bestellung“: Jetzt im Ohnsorg-Theater

Der Lichtblick der gekonnt überdrehten Inszenierung (Regie: Ekat Cordes) ist das fantastische Ensemble. Die Darstellerinnen und Darsteller geben alles, um ihre grotesk überzeichneten Figuren dennoch authentisch über die Rampe zu bringen.

Enttäuschend jedoch ist die mit Konfliktstoffen überlastete Komödie: Es geht um Fake News und Fernsehen, um mangelnde Kooperationsbereitschaft, um krass übersteigerte Egozentrik und um Selbstdarstellungswahn.

Huch, was passiert denn da in „Annas Slaapstuuv“? Eine „Entführung auf Bestellung“! Oliver Fantitsch
Schlafzimmer, vorne versucht ein Mann, durch eine Tür zu kommen, die ein andere zuhält, hinten steht ein maskierter Mann
Huch, was passiert denn da in „Annas Slaapstuuv“? Eine „Entführung auf Bestellung“!

„Das ist doch irre, was wir hier treiben!“, ruft irgendwann die gerade wieder frischverliebte Anna – und spricht damit etlichen Zuschauern aus der Seele. Schenken Sie sich also die Frage, worauf genau es die wirre Geschichte, die nichts Neues zu erzählen weiß, wohl abgesehen hat. Sich an diesem Abend von der Spiegelung der Welt als Tollhaus nicht völlig aus der Kurve tragen zu lassen, ist anstrengend genug.

Ohnsorg-Theater: bis 27.2., diverse Termine und Uhrzeiten, 32,48-40,32 Euro, Tel. 35 08 03 21

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp