Ein Theater-Ereignis: Wahnsinnige „Antigone“ am Schauspielhaus
Was für ein Finale! Mit der Uraufführung von „Antigone“ wurde jetzt die gefeierte Antiken-Serie „Anthropolis“ am Schauspielhaus abgeschlossen – ein Theater-Ereignis!
Nachdem die beiden Söhne von Ödipus sich im Kampf um die Stadt gegenseitig umgebracht haben, ist nun Onkel Kreon (Ernst Stötzner) auf den Thron gestiegen. Der neue Herrscher möchte endlich Recht und Ordnung durchsetzen, und seine erste Bestimmung lautet, dass einer der streitsüchtigen Brüder nicht beerdigt werden darf. Das aber ist mit Antigone, ihrer Schwester, nicht zu machen. Sie verweigert sich, obwohl sie weiß, dass ihr die Todesstrafe droht. Ist Antigone eine „Märtyrerin“ oder eine „Idiotin“?
Das letzte Kapitel in der fünfteiligen Theben-Saga von Regisseurin Karin Beier und Autor Roland Schimmelpfennig beschreibt den Untergang der Zivilisation als Resultat vom Clash zweier Dickköpfe. Denn so unbeugsam Kreon mit seiner Staatsräson daherkommt, so emotional und widerspenstig ist Antigone.
„Anthropolis“: Antiken-Serie in fünf Teilen in Hamburg
Lilith Stangenberg fordert als fanatische Kämpferin ein bisschen Menschlichkeit und ist zu allem entschlossen. Sie tanzt mit einem Skelett, am Schluss ist sie nackt, kahlköpfig und tot. Die Bühne füllt sich mit dem feinen weißen Staub zusammengeriebener Steinblöcke. Wie ein Leichentuch legt er sich über die Darsteller:innen.
In „Antigone“ findet niemand einen Ausweg, alles ist Verzweiflung. „Es stirbt die Stadt“, heißt es gegen Ende. Aber dieses Theater lebt – und mit dem Antikenzyklus „Anthropolis“ gelingt Schauspielhaus-Chefin Karin Beier und ihrem Team ein mitreißendes Ereignis und schafft viele fantastische Bühnenmomente. Großartig!
Schauspielhaus: wieder 29.12. und 6.1., 6-64 Euro, Tel. 24 87 13; Übersicht über alle „Anthropolis“-Termine und Marathon-Wochenenden unter schauspielhaus.de