Katharina Abt als Helene verweint auf dem Boden zwischen zerknüllten Papieren
  • Verzweifelt: TV-Schauspielerin Katharina Abt als Helene in „Gespenster“ am Ernst-Deutsch-Theater
  • Foto: Oliver Fantitsch

Familiendrama auf Hamburger Bühne: Abrechnung mit Lebenslügen

Lügen – aus Liebe zum Sohn: Dafür zahlt Helene Alving im Familiendrama „Gespenster“ einen hohen Preis. Mit dem Weltklassiker von Henrik Ibsen eröffnete das Ernst-Deutsch-Theater die neue Spielzeit. Fast drei Stunden ringen die Figuren mit den Schatten der Vergangenheit.

Den Grund des familiären „Spuks“ liefert der verstorbene Kammerherr Alving, der ein ausschweifendes Leben führte und seine Frau Helene (Katharina Abt) betrog. Trotzdem beschließt die Witwe zehn Jahre nach seinem Tod, den scheinbar Untadeligen mit einer Stiftung zu ehren. Ein Täuschungsmanöver, bei dem sie nach Kräften von Pastor Manders unterstützt wird. Hervorragend als Moral-Prediger, der seine Gefühle für die Frau, die er liebt, verleugnet: Christian Nickel.

Fast drei Stunden Drama am Ernst-Deutsch-Theater

Widersprüchlichkeit kennzeichnet alle Charaktere: Christoph Finger bedrängt als Tischler Engstrand seine Ziehtochter Regine (selbstbewusst: Helen Barke), versucht aber, sich bei Manders lieb Kind zu machen.

Bühnen- und TV-Schauspieler Christoph Tomanek (u.a. „Morden im Norden“) gab mit der ins Heute übertragenen Geschichte sein Regiedebüt. Er inszenierte eine Welt des schönen Scheins, hinter der sich im zweiten Teil des Dramas eine ausgebrannte „Idylle“ der Trostlosigkeit auftut. Ergreifender Stoff, dem es leider am Ende an Eindringlichkeit fehlt.

TV-Schauspielerin Katharina Abt als Helene

Welche Entschlusskraft es Helene Alving kostet, ihr Versprechen wahrzumachen, den todkranken und geistig verwirrten Sohn Oswald (Janek Maudrich) mit Morphiumkapseln von seinem Leiden zu erlösen, wirkt in dieser Inszenierung allzu beiläufig abgehandelt.

Dennoch: Langer Applaus für diese Abrechnung mit Lebenslügen

Ernst-Deutsch-Theater: bis 1.10., div. Zeiten, 24-44 Euro

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