Heinz Strunk bringt ersten Comic raus – die Geschichte ist totaler Käse!
Scheiblettenkäse Käs liebt verbotenerweise Käselinchen, den Trüffel-Parmesan. Richter Beef Jezos, ein gemeiner Schimmelkäse, will diese Liebe verhindern. Das ist, grob zusammengefasst, der Plot von Heinz Strunks neuem Buch „Die Käsis“. Es ist seine erste illustrierte Geschichte – und viel mehr als nur eine geballte Ladung Blödsinn. Eine wilde Abenteuerstory, der Text im typischen Strunk-Sound, dazu irre Bilder im Graffiti-Stil. Das wirft doch Fragen auf! Der 61-Jährige scheint überrascht. Er sei erstaunt, dass „Die Käsis“ auf so viel Interesse stoßen, sagt er im MOPO-Interview.
MOPO: Kommen Sie, Sie haben nicht damit gerechnet?
Heinz Strunk: Nö. Ich bin überrascht. Das ist mein erster Ausflug in diese Comic-Welt und man weiß ja im Vorfeld nicht, auf welches Interesse so etwas stoßen könnte.
Das ist also nicht einfach nur eine Pandemie-Verrücktheit?
Nee, ich hab lange dran geschraubt. Da steckt sehr viel Arbeit drin – die erste Idee ist sieben Jahre alt. Das ist kein Trash oder irgendwie so nebenbei hingewischt.
Was passiert da bei Ihnen, dass Sie bei so einer Geschichte landen?
Ideen sind ja seit 40 Jahren mein Kapital. Ich fand die Figuren von Käs und Käselinchen früh gut. Die Geschichte hat sich aber erst über Jahre so herausgeschält, möchte ich mal sagen. Das ist eine klassische Abenteuer- und Liebesgeschichte. Die Konstruktion macht den Unterschied: Im Käseland gibt es Unberührbare, wozu der Käs zählt – Liebe verboten gewissermaßen. Das stand am Anfang schon, aber diese ganze Sache mit der Flucht, mit dem Schimmelkäse Beef Jezos, das hat sich erst mit der Zeit zusammengetragen. Genau wie das ganze Vokabular. Da habe ich immer mal was aufgeschnappt. Wie „Goudawelsch“ – das muss man ja einflechten.
Apropos: Ist Schimmelkäse wirklich so fies?
Würde ich sagen, ja. Wenn man die ganzen Käsesorten mal rausgeschrieben hat, wer eignet sich da als Antagonist, als Bösewicht? Der Schimmel! Das ist doch klar!
„Die Käsis“ ist der erste Comic des Bestsellerautors
Wer soll das lesen?
Das ist weder ein Bilderbuch für Erwachsene noch ein Kinderbuch, sondern idealerweise All-Ages. Ich finde, die meisten Kinderbücher haben eine derart verarmte und doofe Sprache, dass die Kinder verarscht werden. „Ah, guck mal, da kommt Papa. Tina steht am Fenster. Gleich gibt es lecker Essen. Mutti hat schon alles vorbereitet.“ Davon wollte ich mich absetzen. In den „Käsis“ kommen Begriffe vor, die ja für Kinder und für Erwachsene neu sind. Da wird gewissermaßen eine Sprachkäsewelt aufgemacht. Ich glaube, das kann man intuitiv verstehen. Also: hoffe ich.
„Die Käsis“ ist das zweite Heinz-Strunk-Buch in diesem Jahr. Gerade ist außerdem mit „Maximize Your Life 2024!“ ein Wandkalender rausgekommen, im Herbst läuft die Serie „Last Exit Schinkenstraße“ bei Amazon Prime Video an, für die Sie das Drehbuch geschrieben und eine der Hauptrollen übernommen haben. Und ab September gehen Sie auf Tour. Heftiges Strunk-Jahr – kommt noch mehr?
Nee. Das mit den Büchern und dem Kalender ist aber auch eine zufällige Häufung. Sie haben das ja gesagt: Pandemie und so. Ich lag in der Zeit genau wie alle anderen brach – und hab dann noch mehr gearbeitet als ohnehin schon. In aller Bescheidenheit bin ich ja ganz produktiv. Und auf die Entscheidung, wann was veröffentlicht wird, habe ich nur bedingt Einfluss. Außerdem kommt nächstes Jahr schon wieder was anderes. Und deswegen: immer raus damit.
Neuer Roman in Arbeit: „Zauberberg 2“
Arbeiten Sie parallel an zig Konzepten?
Das nicht. Aber so ein bisschen Multitasking-fähig sollte man schon sein. 2024 kommt wieder ein großer Roman: „Zauberberg 2“. Das ist mein nächstes Riesenprojekt. Thomas Manns „Zauberberg“ besticht ja durch extremste Plotlosigkeit – ich habe aber ’ne ganz gute Geschichte. Die anderen beiden großen Projekte sind Serien, die aber noch nicht eingetütet sind. Wenn das alles was wird, heißt es noch mal richtig ranknolzen die nächsten anderthalb Jahre.
Fahren Sie auch manchmal komplett runter?
So richtig ausruhen? Das mache ich mit meinen regelmäßigen Heilfastenzeiten. Das ist meine Erholung. Urlaub stresst mich eher, als dass er mich erholt. Und in den Süden kann man eh nicht mehr fahren. Zu heiß.
Wie ist Ihr Verhältnis zum Schreiben? Viele Autoren sagen ja, dass sie diesen Teil der Arbeit hassen.
Hassen ist natürlich völlig übertrieben. Will mal so antworten: „Die Käsis“, das habe ich als freudvoll empfunden. Romanschreiben ist etwas ganz anderes. Literatur, das ist ein harter, ein richtig, richtig, richtig harter Fight. Jetzt bei „Zauberberg 2“ bin ich noch ziemlich in den Anfängen. Und das ist wirklich eine Plackerei, das kann man sich kaum vorstellen. Davon möchte ich mich irgendwann mal verabschieden. Es strengt mich auch nach so vielen Büchern noch an und treibt mich in die Verzweiflung und in ungute Stimmung. Erzählungen schreiben ist schon wieder was anderes. Und Drehbücher schreiben, das geht relativ schnell. Aber Literatur? Das ist wirklich ein richtig harter Angang.
Strunk: „Geld ist für mich kein Antrieb“
Wie motivieren Sie sich, wenn Sie wissen, dass diese Arbeit ein einziger Schmerz ist?
Ich habe mir das nun mal ausgesucht. Beziehungsweise: Das ist zu mir gekommen. Und es wäre irgendwie bescheuert, damit aufzuhören. Ich habe bis zu meinem 40. Lebensjahr schon so viele Sachen ausprobiert – und das hat alles mehr oder weniger nicht funktioniert. Musik machen, Kolumnen schreiben, „Extra 3“, Podcasts: Das war entweder nicht von Erfolg gekrönt oder nur für ’ne ganz winzige Minderheit. Ich will mich jetzt nicht dramatisch anhören, aber: Mit 61 hat man schon das Gefühl, dass die Zeit begrenzt ist. Und da möchte ich nur noch die Sachen machen, die zumindest auch die Aussicht auf Erfolg haben.
Erfolg meint Geld?
Geld ist für mich kein Antrieb. Ich möchte Leute erreichen. Ich höre es wirklich gerne, wenn Menschen sagen, dass meine Sachen Trost spenden. Das ist eine Formulierung, die gelegentlich mal auftaucht. Und wenn man so etwas bewirken kann, dann ist das für mich wichtiger als Geld. Ich weiß, dass das jetzt so ein bisschen bescheuert klingt. Aber für dieses Geld-Ding hab’ ich die falschen Gene. Da bin ich nicht Beef Jezos genug.
„Die Käsis“ von Heinz Strunk (Illustrationen: vents137 und Typeholics), 80 Seiten, Lappan, 19 Euro
Strunk live: „Der gelbe Elefant – Die Heinz Strunk Show“, 25.9., 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielaus, ausverkauft