Herrlich böses Musical: „The Addams Family“ im Altonaer Theater

Sie lieben die Dunkelheit und das Grauen, den Tod und das Leid: die Mitglieder der „Addams Family“. Am Altonaer Theater eröffnete der skurrile Clan die neue Spielzeit. Mit Jubel und großem Beifall gefeiert: Das stimmlich wie spielerisch starke Ensemble in den Rollen der – Ende der 1930er-Jahre vom Illustratoren Charles Addams erfundenen – morbid-charmanten Kultfiguren.

Für Aufregung im Grusel-Musical (von Marshall Brickman und Rick Elice) mit eingängigen Melodien und Songs sorgt Wednesday (Alice Wittmer). Die Addams-Tochter, die schon mal den Festbraten mit der Armbrust im Streichelzoo erlegt, will endlich ihren biederen Verlobten Lukas Beineke heiraten. Mutter Morticia (großartig: Valerija Laubach) ist strikt gegen die Verbindung. Und Gomez (Olaf Meyer), der seiner Ehefrau treu ergebene Spanier, bekommt prompt Probleme…

Grusel-Musical am Altonaer Theater in Hamburg

Doch auch auf der anderen Seite ist das Entsetzten groß. Eine Familie, die in einem gruftigen Haus im Central Park haust, zusammen mit einem Zombie, der Särge verschiebt und einem Onkel Fester (Martin Markert), der in den Mond verliebt ist, kann doch nicht normal sein. Meinen jedenfalls der stocksteife Spießer Mal Beineke (Pierre Sanoussi-Bliss) und Alice. Herrlich: Katrin Gerken als frustrierte Gattin, die nach einem Schluck vom Zaubertrank alle bürgerliche Reserviertheit abstreift und für ihren enthemmten Auftritt begeisterten Zwischenapplaus erntet.

Schaurig-schön, mit gruseligen Orgelklängen, Stimmen und höhnischen Gelächter aus dem Off, inszenierte Franz-Joseph Dieken die Versöhnung der Familien im stimmungsvollen Bühnenbild. Und am Ende einer klaren Botschaft: Wer im Bewusstsein, dass „der Tod um die Ecke steht“ seinem Herzen folgt und wie „verrückt“  das Leben und die Liebe feiert, ist ein echter Addams.

Schwarzhumorige Unterhaltung, die einfach gute Laune macht.

Altonaer Theater: bis 1.10. und wieder vom 28.12. bis 15.1.23, 40 bis 55 Euro