Rechts sind sehr viele Menschen auf und um einen Tisch, links lieg eine Person auf dem Boden
  • Ein begeisterndes Ensemble ist in dem Stück zu sehen.
  • Foto: Krafft Angerer

Kein Erfolgsgarant: Weltbestseller-Stück enttäuscht auf der Bühne

Ein vierjähriges Mädchen verschwindet von einem Markt in Neapel, vor den Augen der Eltern. Vermutlich von der Mafia entführt. Das ist der vorerst letzte Schicksalsschlag, den zwei Frauen gemeinsam zu meistern versuchen. Davon erzählt „Die Geschichte des verlorenen Kindes“, Teil vier der epochalen „Meine geniale Freundin“ betitelten neapolitanischen Weltbestseller-Saga der unter dem Pseudonym Elena Ferrante schreibenden Italienerin. Und das gibt’s jetzt auch auf der Bühne.

Elena und Lila kennen sich seit Schultagen, stammen aus dem gleichen Armenviertel Neapels und teilen einen Liebhaber, doch kein gemeinsames Schicksal: Die eine steigt in Florenz zur erfolgreichen Schriftstellerin auf, die andere bleibt im Heimatort kleben. Mit Ende 30 wohnen sie wieder Tür an Tür – aber was als lebenslange Freundschaft behauptet wird, besteht eigentlich aus Eifersucht, Neid und aggressivem Zickenkrieg.

Geniale Freundinnen? Anna Blomeier (l.) und Rosa Thormeyer Krafft Angerer
Zwei Frauen, ähnlich angezogen, eine Frau hält den Kopf der anderen
Geniale Freundinnen? Anna Blomeier (l.) und Rosa Thormeyer

Auch das (beeindruckend inszenierte) historisch verbürgte Erdbeben von 1984 kann nur erschüttern, was ohnehin zwischen Generationen und Nachbarn längst kaputtgegangen ist …

Die Inszenierung der polnischen Regisseurin Ewalina Marciniak liefert kaum mehr als eine für die Bühne adaptierte Nacherzählung des Romans. Und dafür nutzt sie scheinbar beliebige Mittel, von allem ein bisschen: den kindlichen Charme sehr junger Spielerinnen, Bodengymnastik, Zeitlupenbewegung, unmotivierte Komik, ein live gesungenes Lied und Supermarkt-Hintergrundmusik.

Theaterstück nach dem Weltbestseller von Elena Ferrante

Das großartige Thalia-Ensemble wirkt unterfordert. Emotional berührt allerdings die vielschichtige Mutter-Tochter-Beziehung – und die Ohnmacht der Menschen angesichts der Gewalt durch die Camorra.

Thalia-Theater: Samstag (19.30 Uhr), Sonntag (17 Uhr) und 9./24.10. (19.30 Uhr), 9-52 Euro

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