Mit Strapsen und Korsagen: „Orpheus in der Unterwelt“ an Hamburger Theater
In der Hölle ist der Teufel los. Die Kammeroper im Allee-Theater zeigt „Orpheus in der Unterwelt“ als berauschend-frivoles Spektakel. Verführerisch, mit Korsagen, Strapsen, Netzhemden. Und Stöckelschuhen ohne Stöckel für Pluto, den lüsternen Fürsten der Finsternis (Edilson Silva Junior).
Intendant Marius Adam inszenierte den Offenbach-Klassiker, diese bissige Satire auf biedere Doppelmoral, als Zerrspiegel einer Gesellschaft, die ihre Mitte verloren hat. Und haltlos – getrieben von der Suche nach rauschhafter Ekstase – in Extreme verfällt.
Allee Theater zeigt das Stück bis Ende Februar 2024
Alle Tage Nektar, Ambrosia und Streit um außereheliche Abenteuer – so tödlich langweilig geht’s auf dem Olymp zu. Der oberste Gott Jupiter (Titus Witt), seine meist betrunkene Gattin Juno (Susanne Lichtenberg) und die Halbgötter um sie herum sind eine ziemlich träge Schar – bis sie von Orpheus (Berus Komarschela) aufgescheucht werden. Der Geiger kommt, um – ganz gegen seinen Willen, aber gedrängt von der öffentlichen Meinung (Symbolfigur mit zwei Gesichtern: Feline Knabe) – seine Gattin Eurydike (Anne Elizabeth Sorbara) zurückzuerobern. Die jedoch ist ihrem Geliebten Pluto gefolgt und wird nun, bitter desillusioniert, von Styx (wunderbar in der Sprecherrolle des Faktotums: Olaf Kreutzenbeck) bewacht.
Derweil genießt der hohe Besuch den Abstieg in die Unterwelt als willkommene Abwechslung und um sich ungehemmt auszutoben. Die Hölle glüht – in rotes Bühnenlicht getaucht – wie die heiße Liebe und das Laster. Mit großem Jubel und einzelnen Bravos gefeiert: das einmal mehr umwerfend gute Ensemble aus Darstellerinnen und Darstellern, Musikerinnen sowie Sabine Barthelmess und Sonya Lachmann als furiosen Cancan-Tänzerinnen. Höllisch gut!
Kammeroper: bis 24.2.2024, Karten 28-48 Euro,Tel. 38 29 59