Hercules (Benét Monteiro) im Hintergrund auf der Bühne, davor die Darstellerinnen der Musen in prachtvollen Kleidern
  • Die Welt der Götter – oder der Menschen? Hercules (Benét Monteiro, hinten) muss sich entscheiden.
  • Foto: Persson/Disney/Stage Entertainment

„Hercules“-Weltpremiere in Hamburg: Starkes Musical – mit kleinem Dämpfer

Manchmal übertrifft die Wirklichkeit die Fantasie. Was das neue Disney-Musical „Hercules“ an Szenenbildern und Kostümen auf die Bühne des Theaters „Neue Flora“ zaubert, konnten sich nicht mal die Zeichner der Animationsfilm-Vorlage von 1997 ausdenken. So fantasievoll, schillernd, farbenfroh und ästhetisch sieht alles aus. 38 Darstellerinnen und Darsteller sorgten am Sonntag bei der Weltpremiere in Anwesenheit des mit acht Oscars dekorierten „Hercules“-Komponisten Alan Menken für enthusiastischen Jubel. 

Aber es war auch nicht alles Gold was glänzt: An den fünf Musen, die mit starkem Gesang durch die sagenhafte Heldenstory führen, scheiden sich die Götter. Denn zu Beginn des Stücks kann man ihren Liedtext kaum verstehen. Dafür hüllen sie ihre Kurven immer wieder in originellste Kleider. Und natürlich sind sie auch mit dem göttlichen Zeus per du.

Hercules in Hamburg: Darum geht es im Musical

Die Story: Hercules (stark und charmant verkörpert von Benét Monteiro) ist der Sohn des Zeus, der als Baby entführt wird und unter Menschen aufwächst. Er ist viel stärker als alle anderen: Versehentlich schleudert er Frauen durch die Gegend, zerstört Marktplätze und ganze Marmor-Tempel, während er fröhlich „Ich weiß, das wird heut‘ mein Tag“ schmettert. Als seine Ziehmutter ihm erzählt, dass er das heilige Emblem des Auserwählten am Halse trug, als sie ihn fand, fragt er sich, ob er deshalb so anders ist. Er macht sich auf die Reise zu seinen Eltern, um auf den Olymp, den Berg der Götter, zurückzukehren.

Das könnte Sie auch interessieren: Sängerin mit Babybauch dabei: Diese Promis kamen zur „Hercules“-Premiere in Hamburg

Wundervoll: Irgendwo zwischen kleinteiligem Mosaik und Kaleidoskop mutet die Landschaftskulisse auf der 20×20 Meter großen LED-Leinwand an, die an Hercules während der Reise vorbeizieht. Beeindruckend sind die gigantischen beweglichen Säulen. Auch an kreativen Effekten wird nicht gespart, als beispielsweise die Götterstatuen von Hercules‘ Eltern von innen zum Leben erweckt werden.

Musical Hercules in Hamburg: So ist die Musik

Die Musik ist eine Mischung aus Gospel, Orchester-Jazz und Disney-Kitsch-Balladen – beschwingt und nie langweilig und damit der perfekte Soundteppich für temporeiche und moderne Ensemble-Tanzszenen, bei denen man nicht weiß, wo man zuerst hingucken soll.

Die Einbindung von Handpuppen, wie man es aus „Der König der Löwen“ kennt, gibt dem Spiel eine weitere Dimension – so kämpft Hercules gegen vier lebhafte Schlangen mit Teufelsaugen. Herrlich sind die Fantasiewesen, die in „Medusas Taverne“ ihre Götterspeisen bestellen. Allen voran Helden-Trainer Phil (pointiert: Kristofer Weinstein-Storey), ein sturer Bock mit Schwanz und Hufen, ein echter „GOAT“ („Greatest Of All Time“) und nie um einen Spruch verlegen: „Wer hat wohl Pilates Pilates beigebracht?“, ist bei ihm eine reine Suggestivfrage. Mit der „Phil-Methode“ (Power-Herz-Intelligenz-Liebe) will er Hercules zum Gott machen. 

Der finstere Hades (Detlef Leistenschneider) und Hercules‘ Angebetete Meg (Mae Ann Jorolan). Johan Persson/Disney
Der finstere Hades (Detlef Leistenschneider) und  Hercules‘ Angebetete Meg (Mae Ann Jorolan).
Der finstere Hades (Detlef Leistenschneider) und Hercules‘ Angebetete Meg (Mae Ann Jorolan).

Auch die Figuren Karl und Heinz mit ihrer „Flexibilität in der Loyalität“ haben das Potential zu Publikumslieblingen. Nur stehen sie anfangs noch auf der Seite von Hades, dem Herrscher über die Toten und Widersacher von Hercules mit blauer Punker-Frisur. Sein düsteres Reich mit herunterhängenden „Lebensfäden“ und verschnörkelter Eisenbrücke ist wie er selbst ein echter Hingucker.

Das könnte Sie auch interessieren: Oscar-Preisträger verrät: Darum hat das „Hercules“-Musical jetzt seinen großen Moment

Hercules‘ Angebetete Meg (klasse: Mae Ann Jorolan) ist kein typisches Disney-Babe und hat ihren eigenen Willen. Gut so. Hercules ist eh mehr Held der Frauen als Frauenheld. Und am Ende muss auch er sich entscheiden, was schöner ist: die menschliche Realität oder die fantastische Welt der Götter.

Hercules im Theater Neue Flora (Stresemannstraße 159a, gegenüber vom S-Bahnhof Holstenstraße): Dienstag bis Sonntag, verschiedene Zeiten, Tickets ab 63,99 Euro

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp