Neuer Ballett-Chef: So tickt Neumeier-Nachfolger Demis Volpi
Am 1. August 2024 beginnt in Hamburg eine neue Zeitrechnung. Es wird der erste Arbeitstag von Demis Volpi als Hamburger Ballettchef sein. Volpi folgt auf John Neumeier, der das „Hamburg Ballett“ in 51 Spielzeiten zu Weltruhm führte. Aber wer ist dieser junge Senkrechtstarter eigentlich?
Demis Volpi ist der Erwählte einer zehnköpfigen Expertenkommission, die mehr als ein Jahr lang mit dem Nachfolger-Finden beschäftigt war. Zurzeit ist er noch Direktor des Balletts am Rhein Düsseldorf/Duisburg, wo er seit 2020 seine erste eigene Compagnie leitet.
Demis Volpi ist ab Sommer 2024 Ballett-Chef in Hamburg
Tanz gehörte seit frühester Kindheit zum Leben des Argentiniers. 1985 in Buenos Aires geboren, drängelte er seine Eltern so lange, bis sie ihm Unterricht in einer Ballettschule erlaubten. Da war er vier Jahre alt – und nach der allerersten Stunde gestand er seiner Mutter unter Tränen, dies sei der schönste Tag in seinem Leben.
Dabei war er künstlerisch durch seine Familie nicht vorbelastet – wenn man von seinen Großeltern absieht, die Tango zu Radiomusik in der Küche tanzten. Der junge Demis aber wusste genau, was er will: eine professionelle Tanzausbildung. Um einen Platz an der renommierten Schule in Toronto zu bekommen, rief der Jugendliche persönlich dort an – und verlangte die Schulleiterin zu sprechen, schließlich handele es sich um einen Notfall!
Aus seiner damaligen Sicht absolut nachvollziehbar, und den Ausbildungsplatz bekam er tatsächlich. Sein erstes Engagement führte ihn 2004 zum Stuttgarter Ballett. Weil er sich dort als Ensemble-Tänzer unausgelastet fühlte, begann er zu choreografieren. Seine wunderbar witzige Interpretation von „Karneval der Tiere“ für die Stuttgarter Ballettschule war ein derartiger Publikumserfolg, dass auch John Neumeier das Stück haben wollte. Aus diesem Anlass kam es 2012 zum ersten Kontakt zwischen Hamburg und Demis Volpi als Choreografen.
Volpi wurde 1985 in Buenos Aires geboren
Seither hat er bewiesen, dass er alle Genres beherrscht: Volpi schuf Ballette mit und ohne Handlung, Abendfüller und kurze Werke, Klassiker wie „Nussknacker“ und Choreografien für Opern. Fraglos wird sich unter seiner Leitung der Spielplan verändern, eigene Werke und solche von John Neumeier werden sich eine Spielzeit mit neuen choreografischen Handschriften teilen.
„Mein Ziel ist es nicht, mit einer einzigen Stimme ein Repertoire aufzubauen; ich denke, es ist viel zeitgemäßer, meine Stimme als eine von vielen zu sehen,“ so Volpi. Auch als Leiter der Ballettschule folgt er auf Neumeier, und dort wird sich ebenfalls einiges ändern, denn: „Seit einigen Jahren stellen sich neue Fragen in der Tanzausbildung, etwa bezüglich non-binärer Geschlechtsidentität oder warum Tanz in Spitzenschuhen auf Tänzerinnen beschränkt sein soll.“ Demis Volpi freut sich auf seinen Neustart in Hamburg: „Es wird eine Reise!“