Oasis, Blur und Inga Rumpf hatten hier erste Auftritte: Das Logo wird 50!
Einer der dienstältesten und bekanntesten Musikclubs Hamburgs feiert Geburtstag: Das Logo wird im September 50 Jahre jung! Mit neuer alter Mannschaft zeigt es erstaunliche Resilienz. Denn während woanders das Clubsterben Lücken im kulturellen Stadtbild hinterlassen hat, steht der Flachbau an der Grindelallee wie ‘ne Eins.
1974 wird Helmut Schmidt neuer Bundeskanzler. Die deutsche Nationalelf gewinnt bei der WM im eigenen Land den Titel. Und im Univiertel zieht am 6. September jenes Jahres der Rock ’n’ Roll ein: Ein Möbelgeschäft am unteren Ende der Grindelallee wird zur Studentenkneipe – die Geburtsstunde des Logo! Es gibt günstiges Essen und Live-Konzerte im noch bestuhlten Saal. Das kommt so gut an, dass Logo-Gründer Wieland Vagts aus der Kneipe bald einen reinen Musikschuppen macht – und gleichzeitig „die lauteste Sauna der Stadt“.
Vom Möbelgeschäft zur Studentenkneipe – so startete das Logo
Künstler:innen wie Abi Wallenstein, Jango Edwards (nackt!), Inga Rumpf, Achim Reichel, Otto Waalkes und Udo Lindenberg treten in den Anfangsjahren dort auf oder veranstalten improvisierte Sessions auf der Bühne. In den 90ern strömen Britpop-Fans für die ersten Gigs von Oasis, Suede, den Manic Street Preachers, Blur und The Verve ins Logo. Aber auch Bands wie Queens Of The Stone Age, Silbermond, The White Stripes, Phoenix und Florence And The Machine spielen hier, bevor sie später die Arenen füllen werden.
- Florian Quandt Sieht nicht aus wie 50, oder? Grindelallee, Hausnummer 5 – das Logo in der vergangenen Woche.
- hfr Noch hat der Laden, der seit 1974 Logo heißt, Fenster und Markisen.
Der Club bietet ein Zuhause für Underground-Bands, besonders aus der Metal-Szene. Und stetig tropft es an besonders heißen Rock-Abenden von der niedrigen Decke, die im Laufe der Dekaden zum stummen Zeugen von allerhand Bühnengeschehen wurde.
Rammstein brachten 1994 zu einem ihrer Auftritte unangemeldet Flammenwerfer mit und bekamen vom damaligen Geschäftsführer Eberhard Gugel Hausverbot. Auch ein Rock-’n’-Roll-Tod wurde gestorben: 1992 fiel Michael Mietzner, Schlagzeuger der Dirty Dogs, mit Herzinfarkt vom Hocker. Ein Arzt im Publikum konnte leider nichts mehr für ihn tun.
Große Geburtstagssause am 3. September
Diese und andere legendäre Geschichten und Fotos finden sich im Buch mit dem tiefstapelnden Titel „Logo – ein Hamburger Club“, das anlässlich des Jubiläums erscheint. Daraus wird bei der feierlichen Sause am 3. September auch vorgetragen, zudem steht die Logo-Crew Rede und Antwort. Inhaber sind heute der langjährige Booker Chris August, Lea Goltz, die 2019 als Azubi anfing, und Karsten Schölermann.
Das könnte Sie auch interessieren: Jazz-Weltstar Diana Krall im Stadtpark: Wenn die Bäume zum Klavier rauschen
Letzterer hat sich 2022 quasi ein zweites Mal für das Logo entschieden, indem er seinem Geschäftspartner Eberhard Gugel, der den Laden über ein Vierteljahrhundert erfolgreich geführt hatte, dessen Anteil abkaufte – ziemlich irre in Zeiten des Clubsterbens nach Corona! Schölermann, der seit 1983 auch das „Knust“ betreibt, sicherte damit den Erhalt der Livemusik-Institution, die so vielen so viel mehr bedeutet. „Das Logo ist eine große Liebe meines Lebens“, bekennt Chris August. Das Team organisiert auch Großveranstaltungen wie das Elbriot, Hafenrock beim Hafengeburtstag sowie das Rockspektakel auf dem Rathausmarkt.
Einige Traditionen bleiben auch nach 50 Jahren
Einiges hat sich im Logo in den letzten Jahren getan: Es gibt jetzt eine Klimaanlage, einen renovierten Sanitärbereich und EC-Terminals für bargeldloses Bezahlen. Andere Dinge sind geblieben: Noch immer werden die Buchstaben des aktuellen Programms in Handarbeit einzeln an die Außenfassade geklebt; noch immer muss um Mitternacht die letzte Zugabe vorbei sein, als Zugeständnis an die Nachbarn. Und natürlich können Gäste auch in Zukunft hier Bands erleben, die vielleicht eines Tages die großen Bühnen bespielen. 2018 erhielt das Logo für die Progammgestaltung von Staatsministerin Monika Grütters erstmals den Preis „Applaus“. Den spendet die MOPO jetzt auch: Auf die nächsten wilden 50 Jahre!