Rabenschwarz und sehr, sehr lustig: „Frost“ in der Komödie Winterhuder Fährhaus
Papa wird 75. Für seine Kinder kein Grund zu großer Freude. Zum Gratulieren rücken sie trotzdem an – allerdings nur, um nicht ihr Erbe zu gefährden. Was Vater Werner gewaltig verstimmt … Bei der Uraufführung von „Frost – Eine Komödie“ am Winterhuder Fährhaus ist das Eis schnell gebrochen. Amüsiert verfolgt das Premierenpublikum wie in dieser „schrecklich netten Familie“ die Stimmung unter den Gefrierpunkt sinkt.
Anlass zu ätzendem Witz geben in der Farce von Richard Kropf – dem Gewinnerstück eines Autorenwettbewerbs – Themen unserer Zeit, Zustände, in denen wir vielleicht mal leben werden und immer wieder Werners „Geschäfte“ als Klopapierfabrikant. Klasse: Das Ensemble aus Kabarett- und Comedy-Stars, die es verstehen, ein laute Lacher provozierendes Pointenfeuerwerk zu zünden (Regie: Dominik Paetzholdt).
Großartig: „Heute-Show“- Star Dietrich Hollinderbäumer. Als Familienoberhaupt, schlechtgelaunt und verspottet, überrascht er die zukünftigen Erben mit der Nachricht, er werde sich einfrieren lassen – und zu gegebener Zeit dann wieder auftauchen. Welch ein Schock! Wiebke und Tillmann – herrlich geben Judith Richter und Oliver Dupont als Schwiegervateralptraum und blasierte Geschäftsfrau das unharmonische Ehepaar – haben bereits fest aufs Erbe gebaut. Die Wende ins Spiel bringen Lieblingstochter Lisa (Kristin Heil) und Ehefrau Esther (Sabine Vitua). Sie haben es satt, auf das Ableben des Alten zu warten. Um endlich im Jetzt glücklich zu werden versetzen sie dem patriarchalischen Familiengefüge den Todesstoß. Dritter im Bunde ist Aussteiger-Sohn Rufus (Okan Cömert), der mit einer Mariachi-Band (Mariachi Europa) zum Festtag aufkreuzt.
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Es ist nie zu spät, Nächstenliebe und wahre Lebensfreude zu entwickeln: Das begreift endlich auch das Geburtstagskind. Jubelstimmung zu mexikanischen Melodien und Liedern. Riesenapplaus für einen anregenden Theaterabend.
Komödie Winterhuder Fährhaus: bis 26.5., 25 bis 39,50 Euro, Tel. 480 680 80
Info: Da Hauptdarsteller Dietrich Hollinderbäumer erkrankt ist, wird Klaus Christian Schreiber die Rolle des Familienpatriarchen Werner vorerst bis zum 12. Mai übernehmen. Schreiber war vor „Frost“ in „Marie-Antoinette – oder Kuchen für alle“ in der Komödie zu sehen.