Zwei Männer mit Gläsern und einer Flasche in der Hand stehen vor drei riesigen Flaschen

Prösterchen: Georg Roth (Charly Hübner) und Breda (Yorck Dippe) Foto: Thomas Aurin

Saufi! Saufi! Saufi! Heinz Strunks „Sommer in Niendorf“ am Schauspielhaus

Wie ein Thomas Mann in der Sommerfrische erscheint Georg Roth (Charly Hübner) in Niendorf, dem kleinen Ostseeörtchen in der Lübecker Bucht – im dreiteiligen Anzug mit Hut und einer leichten bis mittelschweren Hochnäsigkeit. Er fühlt sich auch als eine Art Nachfolger des „Buddenbrooks“-Autors. Denn der Wirtschaftsjurist Roth beginnt ein dreimonatiges „Quartalssabbatical“, um seine Familiengeschichte zu schreiben. Ein unmögliches Unterfangen: Während seines Aufenthalts mutiert er zum Quartalssäufer. Mit dem steigenden Pegel im Blut gerät er rasch außer Kontrolle. Zu erleben jetzt am Schauspielhaus! 

Heinz Strunks Roman „Ein Sommer in Niendorf“ ist die Geschichte eines tragikomischen Niedergangs und damit eine perfekte Vorlage für ihn selbst und seine beiden „Studio Braun“-Mitstreiter Rocko Schamoni und Jacques Palminger, um im Schauspielhaus ein sehr unterhaltsames Potpourri aus charmanten Regieeinfällen auf die Bühne zu bringen.

Charly Hübner spielt die Hauptrolle in „Ein Sommer in Niendorf“

Sie selbst treten auf als Band „Boarding Time“ an der Kurmuschel auf der Strandpromenade und singen „Willkommen in Niendorf, willkommen in unserer heilen Welt“, später noch als Günter Grass, Martin Walser und Walter Jens als Mitglieder der Schriftstellervereinigung Gruppe 47, die früher auch mal in Niendorf tagte. Ansonsten überlassen sie das Feld Hübner und seinen Ensemble-Kolleg:innen.

Rocko Schamoni, Jacques Palminger, Heinz Strunk treten auf als Band „Boarding Time“ auf. Thomas Aurin
Drei Männer in Kostümen und Musikinstrumenten
Rocko Schamoni, Jacques Palminger, Heinz Strunk treten auf als Band „Boarding Time“ auf.

Yorck Dippe spielt das anhängliche, stets sternhagelvolle Hotel-Faktotum Breda, Bettina Stucky dessen Freundin Simone, Josefine Israel brilliert vor allem als Kellnerin Salvina und in diversen Gesangseinlagen, Josef Ostendorf martert als Firmenpatriarch und Nazi-Kriegsgewinnler seinen Sohn Georg in Rückblenden und schmeißt als Wirt die Geschäfte in der Absturz-Kneipe „Spinner“. Jan-Peter Kampwirth verwandelt sich rasch in immer neue Nebenrollen.

Großer Spaß: Das Stück in der Regie von Studio Braun

Studio Braun lieben die Möglichkeiten, die ihnen die Theaterwerkstätten bieten, und so setzen sie auch hier auf eine umfangreiche Ausstattung, die mithilfe von Tänzer:innen in schwarzen Ganzkörperanzügen bewegt und bedient wird: eine kreischende Möwe, riesige Schnapsflaschen oder übergroße Fische. Das macht alles großen Spaß, selbst wenn der bunte Bühnenstrauß an der einen oder anderen Stelle dramaturgisch etwas gezupft hätte werden können. (kam)

Schauspielhaus: 13./18./27.4., diverse Uhrzeiten, 13-79 Euro, Tel. 24 87 13

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