Die Band fein rausgeputzt in Kleidung wie aus den 20er Jahren.
  • Die Swingin’ Hermlins sind ein Internet-Phänomen - und jetzt live in der Hamburger Laeiszhalle zu sehen.
  • Foto: Uwe Hauth

Swingin‘ Hermlins: Die Internet-Stars jetzt live in Hamburg

Die Swingin’ Hermlins sind der Leuchtturm in trüben Zeiten. Mit ihrer exzellent dargebotenen Swing-Musik der 20er und 30er Jahre spenden sie Trost und Hoffnung in der Krise. Und das können wir alle gerade ja gut gebrauchen.

Seit Beginn der Pandemie spielt die international besetzte Band jeden Abend ein halbstündiges Konzert, meist im Berliner Wohnzimmer von Bandleader Andrej Hermlin (56), das dann live auf Facebook, Youtube und Instagram übertragen wird. Fast immer mit dabei: Hermlins singende Tochter Rachel (18) und sein Sohn David (21), ein Allroundtalent.

Swingin‘ Hermlins: Mehr als 700 Auftritte seit März 2020

Mehr als 700 Sendungen von „The Music Goes Round And Around“ sind so entstanden, dazu zwei CDs, ein Buch und ihre Kultur-Zeitung „Hermlinville Times“. Auch der britische „Guardian“ und die „New York Times“ haben schon über das engagierte Treiben der Swingin’ Hermlins berichtet.

Bandleader Andrej Hermlin (56) mit seinen Kindern Rachel (18) und David (21) Uwe Hauth
Die drei sind in festlicher Kleidung im Stil der 20er Jahre gekleidet
Bandleader Andrej Hermlin (56) mit seinen Kindern Rachel (18) und David (21)

„Es ist ja eine neue Band“, so Pianist Andrej Hermlin, der zuvor mit dem Swing Dance Orchestra die Elbphilharmonie füllte. „Ich habe ab einem gewissen Punkt gemerkt, dass viele Leute ungeheuer an dieser Sendung hängen und es ihnen sehr viel bedeutet. Es ist eine Gemeinschaft über Landesgrenzen hinaus entstanden, was nicht abzusehen war, als wir am 15. März 2020 einfach anfingen zu spielen. Eigentlich war es der Versuch, nicht verrückt zu werden und weiter Musik machen zu können.“ Denn mit Beginn des ersten Lockdowns hatte Hermlin die Befürchtung, er würde nur noch zu Hause sitzen und gar nichts machen.

„Die Aussicht war furchtbar düster und langweilig. Tatsächlich hatte ich in den darauffolgenden Monaten aber so viel zu tun wie noch nie in meinem Leben.“ Die Sendung planen, Stücke arrangieren, rausgehen und auf Marktplätzen und in Parks „auf Hut spielen“ – nichts haben die Swingin’ Hermlins in den vergangenen zwei Jahren ausgelassen, um ihre aufmunternde Musik unter die Leute zu bringen.


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In den letzten Wochen wurden sie oft gefragt, wie lange es ihre tägliche Show denn noch geben würde. „Bis die Krise vorbei ist“, hatte Hermlin von Anfang an immer wieder bekräftigt. „Damals sprachen wir von einer Pandemie. Schon da hatte ich das Gefühl, dass es sich um eine Zeitenwende handelt. Aber nun ist noch eine Zeitenwende hinzugekommen: Wir haben Krieg in Europa. Vielleicht ist die Sendung jetzt sogar noch wichtiger als je zuvor.“

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Am Abend des Kriegsausbruchs machten die Swingin’ Hermlins eine Sondersendung, unter anderem spielten sie ukrainische Volkslieder, um ihre Solidarität gegenüber dem ukrainischen Volk auszudrücken. Bandmitglied Gennadij Desatnik stammt aus der Ukraine, seine Familie ist derzeit auf der Flucht, sein Bruder hilft vor Ort, wo er kann. Hermlin selbst hat eine russische Mutter und einen ukrainischen Großvater.

Die Wohnzimmer-Show als Ort für „music and laughter“

„Ich bin besorgt, dieser Angriff auf die Ukraine ist mit nichts zu rechtfertigen“, sagt er. Hermlinville soll weiterhin ein Platz für „music and laughter“ sein – das ist sein Versprechen: „Wir greifen die Tradition der 1940er auf, als Musiker wie Glenn Miller und Artie Shaw für die Hörer an den Radioempfängern da waren. Ganz gleich, wie schlimm die Lage noch werden sollte. Wir sind da für euch.“

Laeiszhalle: 6.3., 11 Uhr (!), 24-59 Euro, 2G+

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