Theatertrip mit großen Namen: Robert Wilsons „H“ am Thalia
Robert Wilson is back! Nach mehr als 20 Jahren inszeniert der US-amerikanische Regisseur wieder am Thalia, und an der Alster ist ein Hauch von großer weiter Theaterwelt spürbar. Bei „H – 100 Seconds to Midnight“ geht es um die ganz großen Fragen: Sein oder Bald-nicht-mehr-sein, Entstehung und Apokalypse, Gott oder nicht.
Das „H“ im Titel steht vor allem für Stephen Hawking, der von seinem Rollstuhl aus ins All und zurück reiste und uns Spatzenhirnen etwas von seinen großen Gedanken portionsweise zufütterte. Dazu mixt die Inszenierung Texte der Dichterin Etel Adnan und von Walter Benjamin (die „Textpartitur“ stammt von Thalia-Intendant Joachim Lux). Komponist Philip Glass steuert die Musik bei, die Choreografie der Tänzerinnen übernimmt Lucinda Childs, auf der Bühne agieren unter anderem Barbara Nüsse und Jens Harzer: mit Stars zu den Sternen!
Theater von Robert Wilson, Etel Adnan und Philip Glass
Wilson stellt die Figuren grell geschminkt und mit teils gleißendem Licht scherenschnittartig aus. Eine Handlung findet nicht statt. Die Worte und Phrasen sind – scheinbar – assoziativ, mit vielen, vielen Wiederholungen. Es geht um Urknall und ewige Ausdehnung, um unendlichen Raum und geheimnisvolle Zeit. Das Weltall dort, und die Natur auf Erden (Vögel! Meer!). Das ist zwar ästhetisch stringent, aber kaum abwechslungsreich. Der Grat zwischen Poesie und Poesiealbum ist schmal, philosophisch bleibt man in Ufernähe: Der zweistündige Trip ins All ist leider nicht der ersehnte Theater-Höhenflug.
Thalia-Theater: wieder am 13./14.9., 13.-15.10. und 7.-10.12., diverse Zeiten, 11-55 Euro