Schauspieler in Andy-Wahol-Kostüm kniend und mit betenden Händen auf der Bühne
  • Ein singender und betender Andy Warhol, ja geht denn das? in „Trouble“ auf Kampnagel schon.
  • Foto: Bruno Simao

„Trouble“: Bekannter Filmregisseur aus den USA zeigt Musical in Hamburg

Auch 35 Jahre nach seinem Ableben ist Pop-Art-Künstler Andy Warhol ein Publikumsmagnet. Bei der Deutschland-Premiere von Gus Van Sants Musical-Poträt „Trouble“ sitzt am Mittwoch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) in der ersten Reihe, und sowieso vermeldet Kampnagel für diesen Abend beim „Internationalen Sommerfestival“ einmal mehr ausverkauft.

Weißblonder Haarschopf, schwarzer Rollkragenpullover, runde Brille? Nix da! In der ersten Szene kommt Andrew Warhola in seinen beigen Bundfaltenhosen noch wie ein Spießer daher. Als schüchterner Fanboy lungert er in New Yorker Galerien rum, stellt Schriftsteller Truman Capote nach und findet alles „so glamourös“.

„Trouble“: Deutschland-Premiere auf Kampnagel

Tatsächlich bringen die blutjungen Darsteller mit ihrem bunten Treiben die Faszination der Szene gut rüber. Dass die grafische und populäre Kunst von Vertretern wie Robert Rauschenberg von der Kritik als seicht und oberflächig abgetan wird, macht es für sie nur noch spannender. Das Stück, das in englischer Sprache mit Übertiteln aufgeführt wird, skizziert Warhola mit seinen Brüchen: Er ist gläubiger Katholik, hat aber den großen Traum, das „queere Americana“ zu zeichnen. „Irgendwann werden alle meine Namen kennen!“, sieht er voraus.

Er legt sich ein cooles Outfit zu, passt seinen Namen an; auf der Bühne steht „Andy“ nun mit riesigen Bauklötzen geschrieben. 32 Suppendosen-Bilder malt er – seine Mutter hätte ihm beigebracht, wie man das macht, heißt es im Stück. Gus Van Sant („Drugstore Cowboy“, „Good Will Hunting“, „Milk“, „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“) vermischt Biografisches mit Fiktionalem. Dass der US-Filmregisseur, Drehbuchautor, Maler, Fotograf und Musiker, der mit „Trouble“ sein erstes Bühnenwerk vorlegt, in seinen Anfängen auch Videoclips umsetzte, merkt man. Es sind schillernde Rockstar-Attitüde und laute Gitarren miteingeflossen.

Regisseur Gus Van Sants erstes Stück fürs Theater

Wie konsequent Warhol war, den eigenen Mythos aufzubauen, war damals nicht unbedingt üblich. Dass er gefeiert wurde wie ein Promi, ohne (zu Lebzeiten) viele Bilder verkauft zu haben, findet Anknüpfungspunkte in der heutigen Celebrity-Welt. Ach ja, und wie das bei Musicals so ist, wird natürlich auch gesungen! Ein singender Andy Warhol, ja geht denn das? Zum Glück wird der Zuschauer damit nicht überstrapaziert – Kitsch sucht man vergeblich. Und irgendwie passt es das doch zu Warhol: Oft wurde ihm die Kommerzhaftigkeit seiner Kunst vorgeworfen. Im Genre Musical ist das nicht viel anders. 

Kampnagel: 25.8., 20.15 Uhr mit Publikumsgespräch; 26.8., 20.15 Uhr; 27.8., 19 Uhr,14-24 Euro

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