Volltreffer zum Jahresende: „Johanna“ im Schauspielhaus
Wer war Johanna von Orleans, die sagenumwobene mittelalterliche Freiheitskämpferin? Das fragen sich seit Jahrhunderten nicht nur unzählige Historiker:innen, sondern lotet auch der ehrwürdige Friedrich Schiller in seinem Drama „Die Jungfrau von Orleans“ aus. Regisseurin Leonie Böhm gibt in ihrer intelligenten und charmanten „Johanna“-Inszenierung im Malersaal des Schauspielhauses eine mögliche Antwort. Aber die ist erst der Anfang …
„Wir sind Johanna!“, rufen die vier Frauen auf der Bühne. Nur um sie soll es heute nämlich gehen. Wen interessieren schon Könige, Herzöge, Ritter, Ratsherren, Offiziere und sonstige waffenstrotzende Besserwisser, wenn der psychologische Kern des Stücks im Kopf der Titelfigur steckt? Also ist die Johanna-Figur im Malersaal mit drei Johanna-Schauspielerinnen besetzt: Josefine Israel, Maja Beckmann und Wiebke Mollenhauer. Fritzi Ernst sorgt als vierte Johanna für die außerordentlich wirkungsvolle musikalische Begleitung.
Was auf der Bühne passiert: Wahre Theaterfreude!
Auf dem Schlachtfeld im Angesicht der feindlichen Truppen zeigt die Jungfrau ihre vielen Gesichter. Sie ist fröhlich und beschwört den Zusammenklang aller Herzen. Sie ist pessimistisch. Und sie strotzt voller (Über-)Mut. Sie ist facettenreich, zerrissen, eine multiple Persönlichkeit. Wie diese vielfältige Johanna inmitten einer etwas abstrakten Waldlandschaft dargestellt wird, ist eine Theaterfreude.
„Johanna“ im Malersaal ist clever und unterhaltsam
Mit Leichtigkeit und Witz, Poesie und auch mal Klamauk ist die knapp anderthalbstündige Vorstellung so clever wie unterhaltsam. Johanna, die junge Frau mit der göttlichen Mission, bleibt schön menschlich: „Eine Offenbarung kann auch anstrengend sein“, sagt sie. Und macht mal Pause. Ein Volltreffer zum Jahresende.
Malersaal im Schauspielhaus: wieder 2.-4.1., 29.1., Karten 25 Euro, Tel. 24 87 13