Stölzl bei der Premiere seines Films „Schachnovelle“
  • Philipp Stölzl (56) inszeniert Spielfilme, Musikvideos, Werbespots und Opern – und jetzt am Schauspielhaus.
  • Foto: C. Behring/Future Image

Was dieser Kino-Regisseur jetzt am Schauspielhaus plant

Was Menschen so alles im Lockdown getrieben haben! Ein Theaterstück schreiben, zum Beispiel. Eines, das eben diesen Lockdown weiterspinnt: Wäre es nicht großartig, alle Erdenbewohner für ein Jahr in einen künstlichen Schlaf zu versetzen, damit unser Planet sich erholen kann? Diese Idee fantasiert der Autor Finegan Kruckemeyer in „Der lange Schlaf“ konsequent zu Ende.

Für sein Regie-Debüt am Deutschen Schauspielhaus wählte der renommierte Opern -, Video- und Kino-Regisseur Philipp Stölzl („Schachnovelle“, „Der Medicus“; Rammstein-Video zu „Stripped“) diesen Stoff aus. Als Vater von drei Kindern fühlt er sich verantwortlich, unseren Planeten in einem bewohnbaren Zustand an die nächste und übernächste Generation weiterzugeben. Die Protest-Aktionen der „Letzten Generation“ kann er nachvollziehen. „Die Herausforderung des Klimawandels ist DIE drängende Frage unserer Zeit“, sagt Stölzl. „Und es ist gar nicht so einfach, darüber etwas im Theater zu erzählen. Dieses Stück mit seiner großen Metapher und den Fragestellungen ist total heutig.“

Theaterstück „Der lange Schlaf“: Premiere in Hamburg

Darin wird erzählt, wie Wissenschaftler ein Schlafgas entwickeln, das für lange Reisen zu anderen Planeten gedacht ist, um im Weltall alternative Lebensräume zu entdecken. Dann steht plötzlich der Vorschlag im Raum, das Gas in die Atmosphäre zu leiten. „Das ist einerseits eine tolle Heil-Idee, gleichzeitig eine wahnwitzige Vergewaltigung: Alle schlafen, auch jene, die gar nicht wollen. Mit unbekannten Folgen! Ich finde das sehr interessant, weil es die Grundfrage stellt, wieviel Zwang, wieviel Diktatur brauchen wir, um als Menschheit zu überleben?“

Josef Ostendorf im Stück „Der lange Schlaf“. Premiere ist am 20. Januar. Knut Koops
Eine Küche. Ein Mann in Morgenmantel steht - die Hände erhoben - in der Mitte
Josef Ostendorf im Stück „Der lange Schlaf“. Premiere ist am 20. Januar.

Eine provokante Frage, die Philipp Stölzl auch persönlich beantworten kann: „Unsere demokratische Gesellschaft setzt stark auf Individualismus. Viele denken, jeder habe das Recht auf ein Ferienhaus auf Mallorca, wo man jedes Wochenende hinfliegen muss. Freiheiten, die uns lieb sind, gehören tatsächlich abgeschafft.“ Bleibt abzuwarten, welche Schlussfolgerungen die Zuschauer aus dem Bühnenerlebnis ziehen. „Der Abend entlässt das Publikum mit der Aufgabe, nachzudenken, einen Standpunkt zu finden. Das ist Teil dessen, was Theater soll.“

Schauspielhaus: 20.1. (19.30 Uhr, 15-75 Euro), 24.1., 1./17.2. (19.30 Uhr), 5.2. (18 Uhr), 9-40 Euro, Tel. 24 87 13

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