Zum Vergessen? Von wegen! „4000 Tage“ ist Gedächtnisverlust in Komödienform
Das kommt gut an am Kleinen Hoftheater: Mit viel Beifall feierte das Publikum die Premiere von „4000 Tage“. Die vielschichtige Komödie (von Peter Quilter) erzählt die Geschichte des Koma-Patienten Michael. Als er nach drei Wochen endlich erwacht, hat er die Erinnerung an die letzten 4000 Tage seines Lebens verloren – elf gemeinsam mit seinem Partner Paul verbrachte Jahre sind damit einfach aus dem Gedächtnis gelöscht.
In der zwischen Ernst und Humor gut ausbalancierten Inszenierung (Regie: Petra Behrsing) stehen die Zeichen auf Sturm: Denn Mutter Caro und Paul, die sich im Krankenzimmer rund um die Uhr um ihr „Sorgenkind“ kümmern, können einander nun einmal nicht leiden. Weil beide fürchten, vom anderen ausgebootet zu werden, geraten sie ständig aneinander.
Komödie „4000 Tage“ im Kleinen Hoftheater in Hamburg
Paul (Gerald Leiß) tut alles, um Michaels Erinnerungen an ihre vermeintlich glückliche Beziehung zurückzuholen. Der biedere Sicherheitsdenker habe ihren Sohn immer eingeengt, meint dagegen Caro. Christine Wilhelmi als Übermutter, der es noch immer zusetzt, dass Michael aus Liebe zu Paul die Malerei an den Nagel gehängt hat, kämpft mit unverblümter Direktheit und viel trocknem Humor für seinen Neuanfang als Künstler. Und Michael (Stefan Leonard)? Er muss beiden vertrauen und schließlich seine eigenen Entscheidungen treffen.
Was die Aufführung zum Erfolg macht, ist die Leistung der Schauspieler. Die drei zeichnen tiefgehende Charaktere, die uns auf unterhaltsame Weise erkennen lassen: „Unser Gehirn liefert uns die Erinnerungen, nach denen wir uns sehnen.“ Weshalb ein gelegentlicher Neustart sich – auch ohne vorangegangenen Schicksalsschlag – durchaus heilsam auf unseren Umgang miteinander auswirken kann.
Kleines Hoftheater: bis 12.2., div. Uhrzeiten, 23-25 Euro, Bei der Martinskirche 2, Tel. 68 15 72