Da traut man den eigenen Augen nicht: „Illusion“-Ausstellung in der Kunsthalle
Die Illusion, die Lust der Täuschung, das ist seit ein paar Jahren ein großes Thema in der Kunst. Doch es war immer da: Es reicht von der Antike bis zum Virtual-Reality-Zeitalter. Nun hat sich die Kunsthalle des Themas angenommen: Die gerade eröffnete Schau „Illusion“ nimmt uns mit in die Kunstgeschichte und spannt den ganz großen Bogen von der Klassik bis in die Gegenwart.
Gemälde aus der Barockzeit, architektonische Raum-Illusionen, Masken, Visionen und Träume werden präsentiert: 150 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten sind zu sehen, darunter viele Leihgaben, die noch nie in Hamburg gezeigt wurden. Alle diese so verschiedenen Arbeiten stellen die Frage: Was ist Fakt? Und was ist Fiktion?
150 Werke von der Antike bis heute
Marcel Duchamp befand 1964 „Die Kunst ist eine Täuschung“, und Sigmar Polke stellte 1976 die Frage: „Can you always believe your eyes?“ („Kannst du deinen Augen immer trauen?“). Und natürlich wird man diese Frage heute mit „nein, eher nicht“ beantworten müssen – in Zeiten von KI und Fake News.
Die Liste der präsentierten Künstlerinnen und Künstler ist lang und reicht von Helene Appel bis Francisco de Zurbarán und auch Marc Chagall, Edgar Degas, James Ensor, Caspar David Friedrich, Nan Goldin, Francisco de Goya, Duane Hanson, Vilhelm Hammershøi, David Hockney, René Magritte, Gerhard Richter und Cindy Sherman sind dabei, um nur einige zu nennen.
Auch eine Audiotour für Kinder und Familien
Die von Sandra Pisot kuratierte Ausstellung spielt auf hohem Niveau, und neben zeitgenössischen Arbeiten kann man etwa auch James Ensors „Stillleben mit Masken“ aus dem Jahr 1896 entdecken. Und Adolph Menzels „Atelierwand“ von 1872. Oder die fantastischen illusionistischen Polyester-Figuren von Duane Hanson.
- www.nationalmuseumliverpoolorg.uk „Echo und Narziss“ von John William Waterhouse, gemalt 1903.
- René Magritte/ Museo Nacional Thyssen-Bornemisza Klassiker: René Magrittes „La Clef de champs“ aus dem Jahr 1936.
- Gerhard Richter Nur 22 x 18 Zentimeter groß ist Gerhard Richters „Umgeschlagenes Blatt“. (1965)
Über manches lässt sich auch diskutieren – etwa über die in einer 100er-Auflage herausgebrachte Foto-Edition von Schauspieler und Smartphone-Künstler Lars Eidinger, die (vielleicht) einen Stempel aus einem Club zeigt. „Don’t forget to go home“ ist da zu lesen. Das Nachtleben als große Illusion – das kann man mögen, das kann man aber auch ein bisschen dürftig finden.
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Eine ganz andere Illusion bietet uns die winzige Arbeit „Umgeschlagenes Blatt“ von Gerhard Richter aus dem Jahr 1965. Ein weißes Papier. Eine kleine Arbeit, aber ganz große Kunst. Wer mit der Familie Kunst angucken will: Es gibt auch eine Audiotour für Kinder und für Erwachsene.
Kunsthalle: Di-So 10-18 Uhr, 16/8 Euro
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