Das Ensemble von „Oddos See“ steht auf der Bühne auf einem FLoß aus Paletten und Fässern.

Hätte Oddo (Jannik Novak, r.) die Götter mal besser nicht verärgert! Nun irren er und seine Gefährten übers Meer. Foto: Oliver Fantitsch

Homer hätte seine helle Freude: Fantastische Neufassung der Odyssee

Was für ein Triumph für Oddo! Am Ohnsorg-Theater wird der Seefahrer zum Helden einer launigen Verwechslungsgeschichte. Denn das ist die „Odyssee“ in Murat Yeginers Neuschreibung des Klassikers. „Oddos See – Eine irre Fahrt“ (frei nach Homer) korrigiert die abenteuerliche Rückkehrergeschichte. Demnach heißt der legendäre Odysseus eigentlich Oddo und ist ein waschechter Friese.

Ihn spielt Jannik Nowak als kernigen Kerl, unter dessen autokratischer Führung die Mitfahrenden nichts zu lachen haben und der es sichtlich auskostet, im Mittelpunkt einer irren Fahrt zu stehen, die fälschlich als die Irrfahrt eines anderen  überliefert wurde. Seine List mit dem „Holzschwein“, dank derer seine Mannschaft den Sieg über Troja errang, ist das Gesprächsthema unter den abgekämpften Kriegern, die einen Platz auf dem Floß „Heidi Kabel“ ergattert haben und einfach nur nach Hause wollen.

„Oddos See – Eine irre Fahrt“ im Ohnsorg-Theater

Doch von der Erfahrung der eigenen Macht berauscht, entscheidet Oddo, den griechischen Sprechchor durch eine stimmungsvolle Shanty-Band zu ersetzen und die Götter gleich ganz abzuschaffen. Was ihm die Olympier gewaltig krummnehmen. Meeresgott Poseidon (Dieter Schmitt), dem die Seefahrer das nötige Opfer verweigern, schickt Blitz und Donner, setzt Wind und Wellen in Bewegung, um Oddo fern von Heimat und Familie neuen Abenteuern entgegenzutreiben – in der Höhle des einäugigen Zyklopen (Rabea Lübbe), auf der Insel der liebestollen Zauberin Kirke (gespielt von Ernst-Deutsch-Theater-Chefin Isabella Vértes-Schütter), die alle Männer in Schweine verwandelt …

Betörend: Dieter Schmitt (l.) und Linda Stockfleth (r.) führen als Sirenen Böses im Schilde. Oliver Fantitsch
Szene aus „Oddos See“
Betörend: Dieter Schmitt (l.) und Linda Stockfleth (r.) führen als Sirenen Böses im Schilde.

Ein weiteres Problem: Menschen und Götter (überlebensgroß auf die Medienwand im Bühnenhintergrund projiziert) verstehen einander nicht mehr. So schickt der launenhafte Zeus (Konstantin Graudus) Hermes in Frauengestalt als Übersetzer zu den Platt schnackenden Friesen.

Das könnte Sie auch interessieren: Ein amüsantes Trio infernale: „Spiel gewinnt“ am Winterhuder Fährhaus

Mit einem wunderbar spiel- und wandlungsfreudigen Ensemble und überbordendem Einfallsreichtum inszenierte Murat Yeginer selbst die Uraufführung. Entstanden ist ein fantastisches Stück pralles, musikalisches Volkstheater – und mit hintersinnigem Witz und ironischen Anspielungen auf die Gegenwart mehr als die schräge Adaption eines Klassikers.

Ohnsorg-Theater: bis 10.4., div. Termine, ab 40,88 Euro, Tel. 35080321, ohnsorg.de

Die neue Plan7-Woche ab dem 14. März 2025 MOPO
Die neue Plan7-Woche ab dem 14. März 2025
Die neue Plan7-Woche ab dem 14. März 2025

Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der neuen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voller Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker. Dazu gibt’s Interviews und Verlosungen für Konzerte, Lesungen, Shows und mehr.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test