Esther Bejarano († 96) überlebte Auschwitz. Im Museum der Arbeit wird ihrer gedacht.  (Foto: Joram Bejarano)

Weil „Nie wieder“ auch „Jetzt“ ist: Hamburg gedenkt NS-Verfolgten

Auschwitz – Inbegriff für den von Nazis organisierten Massenmord. Am 27. Januar 1945 befreiten Alliierte das Vernichtungslager. Seither wird der Ermordeten an diesem Tag jährlich gedacht. 2025 zum 80. Mal. Nur 80 Jahre ist es her, und schon wieder planen Rechtsextreme Deportationen, während eine Rassismus propagierende Partei in Deutschland zweitstärkste Kraft zu werden droht.

Höchste Zeit, sich wieder zu erinnern. Beispielsweise an die menschenverachtenden Maßnahmen, die damals von Hamburgs Finanzverwaltung durchgeführt wurden: Bevor die Deportierten in Züge steigen mussten, die sie in Ghettos oder Konzentrationslager brachten, plünderten Hamburger Finanz- und Zollbeamte ihren Besitz. Gesetzlich abgesichert, entzogen sie den verfolgten Menschen ihre berufliche Existenz und ihr privates Hab und Gut. An den anschließenden Versteigerungen bereicherten sich der NS-Staat sowie einige Unternehmen – doch auch Speditionen und Auktionshäuser zogen ihren Vorteil daraus.

Ausstellung mit umfangreichem Begleitprogramm

Nachvollziehbar wird dieses Unrecht nun in der Ausstellung „Ausgeraubt vor der Deportation“, die zeigt, wie „NS-Verfolgte im Fokus der Hamburger Finanzverwaltung“ litten. Bemerkenswert ist, dass die heutige Finanzbehörde selbst die Recherche zu der Dokumentation in Auftrag gab und nun im Rathaus präsentiert. Die Schau wird von einem umfangreichen Begleitprogramm ergänzt.

Dem Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist auch „Ein Abend für Esther Bejarano“ gewidmet. Die Zeitzeugin starb vor vier Jahren in Hamburg im Alter von 96 Jahren, als Holocaust-Überlebende kämpfte sie unermüdlich gegen das Vergessen. An ihrem Abend im Museum der Arbeit liest Benet Lehmann aus seiner Publikation „Esthers Spuren“, bevor Anton Sefkow, Enkel von Bejarano, mit dem Autor über die Entstehung des Buches spricht.

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Danach spielt die Kölner Rapgruppe Microphone Mafia: Mit ihr trat Esther Bejarano viele Jahre auf und sang deutsche und jiddische, englische und französische Lieder.

Ausstellung im Hamburger Rathaus: Bis 20.2., Öffnungszeiten: Mo-Fr 7-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr, So 10-17 Uhr, Eintritt frei.

Ein Abend für Esther Bejarano im Museum der Arbeit: 27.1., 19 Uhr, Wiesendamm 3, Tickets für 8 Euro; weitere Veranstaltungen zum Thema: gedenkstaetten-hamburg.de

Der Plan7 vom 24. Januar 2025 MOPO
Der Plan7 vom 24. Januar 2025
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