Das Bild „Marilyn“ zeigt eine Szene in Las Vegas
  • „Marilyn, 28 years old, Las Vegas, Nevada“; ein Bild von Philip-Lorca diCorcia
  • Foto: Philip Lorca diCorcia/Sprüth Magers and David Zwirner

Wild, roh – und emotional: Einblicke in New Yorks Subkultur

New York – wie kaum eine andere Stadt hat sie die Subkultur beeinflusst und angeregt. In der Fotografie waren es vor allem Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe und Philip-Lorca diCorcia, die einen ganz eigenen Blick auf ihr Leben in New York entwickelten. Alle vier absolvierten ihr Kunststudium an der legendären „Boston School“. Die Ausstellung „High Noon“ in den Deichtorhallen zeigt nun ihre Bilder.

Manchmal ist Fotografie wie ein guter Song: adäquater Ausdruck einer Zeit, eines Lebensgefühls, einer Epoche, einer Sekunde des Lebens. Solche Sekunden in Bilder zu gießen, hat die amerikanische Fotografie immer wieder vermocht. Einer jener Fotokünstler, deren Werk von heftiger Momenthaftigkeit lebt, war Mark Morrisroe. Nur 30 wurde er, starb 1989 an den Folgen von Aids.

Die Schau „High Noon“ gibt intime Einblicke

Im Zentrum seines Werks stehen Porträts und Aktaufnahmen, Farbabzüge und Polaroids. Bilder, die sich beinahe ausschließlich dem engsten Freundeskreis widmen. Das verbindet Morrisroe mit der intimen Tagebuch-Fotografie Nan Goldins und auch mit den Arbeiten des ebenfalls jung verstorbenen David Armstrong: der Wille, das engste Umfeld fotografisch in Szene zu setzen. Das waren wilde Jahre: das Nachtleben in den Punk-Clubs und Nachtbars wie dem 1978 eröffneten „Mudd Club“, exzentrisch – und die Fotografen und Fotografinnen mittendrin.

„Kathleen in Her Backyard“ – ein Bild von David Armstrong Courtesy of the Estate of David Armstrong
Das Porträt einer Frau in einem Hinterhof
„Kathleen in Her Backyard“ – ein Bild von David Armstrong

Oder die geheimnisvollen Bilder von Philip-Lorca diCorcia: Da ist ein Glanz, eine Aura im Werk des 1951 geborenen US-amerikanischen Fotografen, eine Realitätsnähe: Man ist gefangen. Mit seinen „Hustlers“ wurde er bekannt, die männliche Prostituierte in Los Angeles zeigen, aufwendig inszeniert. Melancholische, versonnene Bilder. Seine „Heads“ machten ihn berühmt: selbstversunkene Passanten am Time Square. Amerika ist, das ist der Sound dieser Bilder, ein trauriges, melancholisches Land. Ein Land der Enttäuschung, das seine Unschuld verloren hat.

„Bilder wie ein Tagebuch“

Die Drag Queens Jimmy Paulette und Taboo! (von Nan Goldin) Nan Goldin, Courtesy the Artist and Gagostan
Die Drag Queens Jimmy Paulette und Taboo!
Die Drag Queens Jimmy Paulette und Taboo! (von Nan Goldin)

Auch Nan Goldins Fotografien sind tief emotionale Erzählungen. Sie taucht in die Welten ihrer Freunde und Liebhaber ein und dokumentiert deren Leben mit einer Authentizität, die roh und ungeschminkt ist. Dabei spielt sie mit Licht und Farben, um emotionale Atmosphären zu schaffen, die über das Visuelle hinausgehen und tief in die Psyche der Porträtierten eindringen.

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Goldin hatte eine besondere Beziehung zu dem Hamburger Sammler und Fotografen F.C. Gundlach – und aus dessen Sammlung kommen auch die Arbeiten dieser überwältigenden Schau, etwa 150 Fotografien: Bilder wie ein Tagebuch, voller Freundschaft, Liebe, Sex und Lebendigkeit, Einsamkeit, Gewalt, Verfall und Tod.

Deichtorhallen: bis 4. Mai, Di-So 11-18 Uhr (jeden 1. Donnerstag im Monat bis 21 Uhr), 14 Euro, deichtorhallen.de

Der Plan7 vom 3. Januar 2025 MOPO
Plan7 vom 3. Januar 2025
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