Kleines Theater, große Bühne: Konstanze Ullmer vom „Sprechwerk“
  • Kleines Theater, große Bühne: Konstanze Ullmer vom „Sprechwerk“
  • Foto: Florian Quandt

Intensive Stücke – hinter der Werkstatt

Das Hamburger Sprechwerk, ein kleines Theater in Borgfelde, ist ein Schätzchen

Kenner und Liebhaber der kleinen Bühnen kennen es: Das Hamburger Sprechwerk, das kleine Theater mit der großen Bühne am Berliner Tor. In einer ehemaligen Lagerhalle im citynahen Stadtteil Borgfelde liegt es auf einem Hinterhof. Vorbei an einer Autowerkstatt geht es in das versteckte Theater, wo man von einer 160 Quadratmeter großen Bühne mit rotem Schmuckvorhang und 150 Zuschauerplätzen überrascht wird. 

Das Programm bietet etwas für alle Geschmäcker: Am beliebtesten ist die Improtheatergruppe „Die Zuckerschweine“, die jeden ersten Donnerstag im Monat hier zu sehen ist und oft Monate im Voraus ausverkauft ist. Aber auch die freien Theatergruppen Hamburgs sind hier zu Hause. Wer ungewöhnliches Tanztheater, Performances oder Schauspiel-Uraufführungen sehen möchte, kommt am Sprechwerk nicht vorbei. Auch Comedy, Zauberei und Kindertheater findet hier regelmäßig ihr Publikum. Im Sommer sitzt es sich herrlich draußen vor der Tür in der Sonne, mit Blick auf ein skurriles Industrie-Ambiente. Das Sprechwerk ist Off-Theater im ursprünglichen Sinne des Wortes – ein Schätzchen abseits der etablierten Kulturmeilen, das von Kultur-Liebhaber:innen unbedingt zu entdecken ist.


Hamburgs Theater sind so etwas wie das Rückgrat der vielfältigen Kulturlandschaft. Rund 50 Häuser, verteilt überall in der Stadt. Hier wird täglich verhandelt, was uns ausmacht und umtreibt, als Menschen. Es wird: gelacht, geweint, geschrien, gejubelt, geschimpft.​ Hier finden Sie Liebeserklärungen an ausgewählte Häuser. Eine Einladung an Sie mitzuhelfen, diese Vielfalt zu erhalten.


Ein Programm für alle Geschmäcker

Welche Programm-Highlights empfiehlt Intendantin Konstanze Ullmer für die nächsten Monate? „Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! Im Januar haben wir eine tolle Schauspiel-Inszenierung, ,Das große Heft‘ von Ágota Kristóf. Der junge Regisseur Alexander Klessinger ist ein großes Talent. Ich bin überzeugt, dass wir von ihm in den nächsten Jahren noch viel hören werden. Dann gibt es ein sehr intensives Stück über Antisemitismus, ,Adressiert euch‘, auch im Januar.  Die beiden Autoren und Spieler Kai Limmer und Alex Müller sind eigentlich Lehrer für Darstellendes Spiel. Sie haben ein unglaublich authentisches und intelligentes Stück über den Briefwechsel zweier Freunde geschrieben, die im aufkommenden Nationalsozialismus in unterschiedliche politische Richtungen driften. Gleichzeitig verweben sie die damaligen Geschehnisse sehr klug mit dem Heute. Das Stück hatte bereits vor einem Jahr bei uns Premiere und ich war restlos begeistert.

Anfang Februar gibt es dann ein Gastspiel der Performerin Clémence Caillouel. Sie zeigt eine ,dunkle‘ Komödie ohne Sprache, ,The Requiem of Sophie Whitman‘, die von dem Niedergang einer Jazzsängerin handelt. Ich kenne das Stück selbst noch nicht, aber das Video macht sehr neugierig. Und Ende Februar performt der Tänzer und Schauspieler Babak Radmehr sein Stück ,Zan, Zendegi, Azadi‘, was soviel heißt wie ,Frau, Leben, Freiheit‘ und sich um den Aufstand der Frauen im Iran dreht. Es lohnt sich wirklich, immer mal wieder auf unserer Webseite zu stöbern.“

Das Hamburger Sprechwerk

Mit seiner 160 Quadratmeter großen Bühne gehört das Hamburger Sprechwerk zu den größten Off-Theatern Hamburgs. Gegründet wurde es 2004 als gemeinnütziger Verein – von dem Dramaturgen Andreas Lübbers und Schauspielerin Konstanze Ullmer. Sie leitet das Theater bis heute. Zu sehen gibt es Schauspiel, Tanztheater, Kindertheater, Musical, Kabarett bis hin zu Improtheater und Zauberei. Unter sprechwerk.hamburg erfahren Sie mehr.

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