Besuch in der Villa Kunterbunt: Pippi Langstrumpf und ihre magische Insel
„Gotland ist magisch“, sagen die Schweden, „es ist die Heimat der Götter“. Der Wind, das Meer, die karge Landschaft, der tiefe Horizont – all das vermittelt den Eindruck von Ruhe und Weite.
Auf der größten Insel der Ostsee hatten einst der Pirat Klaus Störtebeker und seine „Viktualienbrüder“ ihre Basis. Von dort starteten sie ihre Raubzüge – bevor die Hamburger sie einen Kopf kürzer machten.
Noch eine andere sagenhafte Figur war auf Gotland zuhause: Pippi Langstrumpf. Im Freizeit- und Vergnügungspark Kneippbyn befindet sie sich: die „Villa Kunterbunt“ – „Villa VilleKulla“, wie die Schweden sagen – , die vor mehr als einem halben Jahrhundert als Filmkulisse für die Pippi-Langstrumpf-Filme diente. Hier führte Pippi Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf ihr unbeschwertes Leben mit dem „Kleinen Onkel“, ihrem Pferd, und „Herrn Nilsson“, ihrem Äffchen, an der Seite.
Nur ein paar Kilometer entfernt: Gotlands Hauptstadt Visby. Wer den Vorspann der Pippi-Langstrumpf-Filme kennt, der hat einen Teil der Stadtmauer schon mal gesehen. Pippi reitet nämlich zu Anfang einer jeden Episode durch das imposante Nordertor. Die dreieinhalb Kilometer lange Mauer aus dem 13. Jahrhundert mit ihren zahlreichen Wehrtürmen ist bis heute nahezu komplett erhalten. Nicht zuletzt deshalb wurde die alte Hansestadt 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben.
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Visby hat für Touristen – vor allem, wenn sie geschichtsinteressiert sind – viel zu bieten: Rund 200 Wohnhäuser aus dem zwölften bis 14. Jahrhundert säumen die Straßen. Es gibt schöne Geschäfte und urige Kneipen. Wer hungrig ist, sollte in einem der vielen Restaurants die gotländische Küche kosten: Zu empfehlen sind Lammgerichte, aber auch Würste von der Insel, Wild, Räucherlachs, Flunder und Hering.
Fiskargränd: Filmkulisse und meistfotografierte Straße Visbys
Ein absolutes Muss: das Gotland-Museum. Hier wird der Besucher auf unterhaltsame Weise in die wechselvolle Vergangenheit der Stadt und der Insel eingeführt. Pippi-Fans dürfen den Fiskargränd nicht verpassen! Es handelt sich um eine malerische Gasse mit Kopfsteinpflaster und niedlichen kleinen Häuschen, vor denen überall Rosen blühen. Vor 55 Jahren war der Fiskargränd Filmkulisse. Heute zählt er zu Recht zu den meistfotografierten Straßen Visbys.
- Olaf Wunder Stellen hervorragende Schnäpse her, die international preisgekrönt sind: Hanna Tunberg (52) und Truls Nanneson (49) von der „Boge bränneri“ auf Gotland.
- Olaf Wunder Von einer Anhöhe, die einst Hinrichtungsplatz war, haben wir einen herrlichen Blick auf Visbys Altstadt.
- Olaf Wunder Hunderte mittelalterliche Häuser säumen die Straßen von Visby.
- Olaf Wunder Emma Serner und ihr italienischer Mann Andrea Guerra bauen auf Gotland Wein an – rot und weiß. Ihr Weingut heißt Langmyre.
- Olaf Wunder Einst größte Fischerstelle Gotlands: Gnisvärd. 40 alte Hütten aus Holz stehen noch am Strand. Dazwischen ein Trockenplatz für Netze.
- dpa Gotland ist ein wahres Vogelparadies: Es gibt sogar zahlreiche brütende Stein- und Seeadler.
- Olaf Wunder Typisch Visby: Ein uraltes Haus am Straßenrand.
- dpa Zur Orientierung: Eine Karte der größten Ostseeinsel.
Wer weiter auf Pippi Langstrumpfs Spuren wandeln möchte, bekommt bei der Touristeninformation Karten, auf denen alle Drehorte aufgeführt sind. Wir dagegen verlassen die Stadt und machen uns auf den Weg zu den vielen Sehenswürdigkeiten, die Gotland sonst noch zu bieten hat.
Zum Beispiel besuchen wir den historischen Fischerort Gnisvärd, wo – fast wie in einem Freilichtmuseum – 40 uralte rote, gelbe und braune Hütten aus Holz stehen, in denen früher Fischer ihre Netze und ihr restliches Equipment lagerten.
Steine angeordnet wie Schiffe: Damit sollten die Verstorbenen ins Totenreich reisen
Wir passieren Windmühlen und alte Gehöfte, besichtigen einige der zahlreichen mittelalterlichen Kirchen Gotlands und stoßen immer wieder auf Reste von Gräbern aus der Bronze- und Wikingerzeit, die hier „Skeppssättningar“ genannt werden, zu Deutsch: Schiffssetzungen. Es handelt sich um Findlingssteine, die wie Schiffe angeordnet sind. Mit ihnen sollten die Verstorbenen ins Totenreich fahren.
Wegen der Lage inmitten der Ostsee wird Gotland von einem ungewöhnlich milden Klima verwöhnt. Nirgendwo in Schweden scheint häufiger die Sonne. Das lässt Obst und Gemüse sprießen, grüner und weißer Spargel gedeihen wunderbar, Trüffel sind eine gotländische Spezialität. Ja, sogar Weiß- und Rotwein werden hier angebaut – es handelt sich um das wohl nördlichste Weinanbaugebiet der Welt.
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Übrigens: Wer an Gotlands 800 Kilometer langer Küste entlangspaziert, wird da und dort seltsame Entdeckungen machen. Raukar sind aus Kalkstein geformte bizarre Felsformationen. Wind und Wetter haben sich dabei als Steinmetze betätigt.
Wer genau hinschaut, kann in den Raukar alles sehen: Vögel, Hunde, Riesen, Menschen. In einer der Skulpturen meinen wir sogar Pippi Langstrumpf mit ihren Zöpfen wiederzuerkennen. Aber vielleicht bilden wir uns das auch nur ein.
Urlaub auf Gotland: Alles über Anreise, Essen und Unterkunft
Direktflüge von Hamburg nach Visby gibt es nicht. Wir sind über Stockholm geflogen. Es gibt die Möglichkeit, von Rostock eine Fähre nach Visby (Dauer: ca. 14 Stunden) zu nehmen. In diesen Hotels haben wir während unseres Gotland-Trips auf Einladung übernachtet: Hotel Stelor, Gotlands Tofta, Villa Alskog, Ljugarn, Kalk Hotel, Visby. Alle sehr empfehlenswert. In den beiden erstgenannten Hotels haben wir auch gegessen. In Visby haben wir diese Restaurants ausprobiert: Bakfickan und Lindgarden. Sehr gutes Essen! Noch ein Tipp: Um sich auf Gotland schnell zurechtzufinden, ist es ratsam, sich einen Reiseführer zu besorgen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit dem Buch von Rasso Knoller: Gotland, Reise Know-how Verlag Peter Rump, 16,90 Euro.