Einen Tag im Hamburger Hafen: Auf zum (Touristen)-Hotspot
Frage an die Hamburger: Wann waren Sie das letzte Mal am Hafen? Oder an den Landungsbrücken? Das ist doch was für die Touris, ist die Meinung vieler Einheimischer. Schade eigentlich, denn an der Wasserkante gibt es immer etwas zu entdecken. Und da ist bestimmt auch etwas dabei, was Sie so noch nicht gesehen haben. Das größte Containerschiff der Welt hat bei uns festgemacht, Kreuzfahrtschiffe sind auch während der Corona-Zeit (fast) immer da und vielleicht haben sich ja auch Schweinswale ins Hafenbecken verirrt! Am Hafen wird es nie langweilig.
Wir starten unseren Tagesausflug mit einem heißen Kaffee an den Landungsbrücken. Erst mal ankommen im Hafen. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf Blohm + Voss und auf die Hafenrundfahrt-Schiffe. Hier ist immer etwas los und die Kulisse ändert sich täglich. Wer noch weiter gen Köhlbrandbrücke schauen möchte, der nimmt hinter den Landungsbrücken die seitliche Treppe in Richtung Hotel Hafen Hamburg nach oben und kann bei gutem Wetter fast bis nach Niedersachsen blicken.
Jetzt aber erst einmal richtig frühstücken: Wir spazieren über die Straße Bei den St.Pauli-Landungsbrücken und an der schwedischen Seemannskirche vorbei in die Ditmar-Koel-Straße – und kommen ins Portugiesenviertel. Hier laden Pastelarias zur Frühstückspause ein. Die Cafés, wie man sie sonst in Lissabon und Porto findet, sind ein kulinarisches Mitbringsel portugiesischer Einwanderer, die sich in den 70ern in unmittelbarer Hafennähe niedergelassen haben. Typisches Gedeck zum Frühstück: ein Galão und Natas – Milchkaffee und süße Vanilletörtchen. Für den größeren Hunger bestellen wir dazu lecker belegte Croissants aus Hefeteig.
Gut gestärkt haben wir Lust auf eine Schifffahrt. Mal ein bisschen den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Wir spazieren zurück zu den Landungsbrücken und steigen auf die Hadag-Fähre Nummer 62 in Richtung Finkenwerder. Dafür müssen wir nur ein HVV-Ticket lösen. Vom Oberdeck aus genießen wir die Aussicht auf die schönste Stadt der Welt. Wir fahren vorbei am Trockendock Elbe 17 – immerhin eines der größten Europas –, an den Hafenkränen, dem Dockland, am Elbstrand, am Museumshafen Oevelgönne.
In Finkenwerder angekommen, bleiben wir einfach sitzen und genießen die Fahrt wieder zurück in Richtung Landungsbrücken.
Nieselregen beim Spaziergang? „Typisch Hamburg“, sagen die einen, „Maakt nix“, die Hanseaten. Wir tauchen bei Regen einfach ab! Zurück an den Landungsbrücken geht es ab in den Alten Elbtunnel. In den vergangenen Jahren wurde der Tunnel aufwendig restauriert, und ein Spaziergang auf das andere Elbufer lohnt sich allemal. Um den denkmalgeschützten Tunnel zu durchqueren, können wir die 132 Treppenstufen hinabsteigen oder einen modernen Fahrstuhl nehmen.
Wir haben Glück, sogar die großen Fahrkörbe sind in Betrieb, mit denen sonst Autos in die Tunnelröhre befördert werden. Mit einem freundlichen „Moin“ begrüßt uns ein uniformierter Tunnelaufseher und fährt mit uns, anderen Fußgängern und Radfahrern hinab in 24 Meter Tiefe. Der 1911 eröffnete Tunnel ist 426,5 Meter lang, durchweg gekachelt und mit historischen, liebevoll verzierten Reliefs versehen.
Wir nehmen den ganzen Weg durch den Tunnel und werden auf der anderen Elbseite mit einem spektakulären Blick auf Hamburgs Skyline belohnt. An einem kleinen Imbisswagen gibt es Heißgetränke, und so geht es wenig später frisch gestärkt durch den Tunnel zurück zu den Landungsbrücken.
Jetzt ist schon Mittag und wenn wir schon am Wasser sind, dann muss es ein Fischbrötchen sein. Am Anleger gibt es einige. Mit Krabben, Hering oder Fischfrikadelle – wir lassen uns die Brötchen einpacken, gehen noch einmal ein paar Stufen hinauf und genießen sie an einem weiteren Aussichtspunkt direkt am Hafen: dem Stintfang.
Die Anhöhe erklimmen wir über Treppen rechts hinter der U-Bahn-Station Landungsbrücken. Hier können wir auf einem Rest der früheren Wallanlagen Hamburgs auf den Bänken der Aussichtsplattform Platz nehmen und den Ausblick auf den Hafen, die Speicherstadt und die Elbphilharmonie genießen. Dazu die Fischbrötchen und der Mittagssnack ist perfekt! Von hier oben sehen wir schon unsere Route in Richtung Speicherstadt.
Auf der neu gestalteten Elbpromenade entlang schlendern wir vorbei an den imposanten Backsteinbauten und Fleeten. Der historische Lagerhauskomplex steht seit 2015 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist ein beeindruckendes Baudenkmal. Hier lädt die „Speicherstadt Kaffeerösterei“ als Zwischenstopp und Muntermacher ein. Im Ambiente des alten Speicherbodens von 1888 schmeckt der frisch geröstete Kaffee noch mal unwiderstehlicher.
Jetzt wird es Zeit, den Hamburger Hafen, das Herz der Stadt, einmal und aus allen Blickwinkeln zu erleben. Das geht am besten im „Discovery Dock“ in direkter Nähe zur Elbphilharmonie. Nach einem interessanten Kurzfilm über den Hafen geht es dort so richtig los. Bei einer Tour durch die 300 Quadratmeter große virtuelle Erlebniswelt werden wir mithilfe modernster Multimediatechnologie zum Zollfahnder, manövrieren Container mit dem Megakran auf Schiffe, staunen über die Größe einer Schiffsschraube und erfahren, wie das Leben als Kapitän heute aussieht. Auf dem großen 3D-Hafenmodell in der Mitte des Raumes können wir die Schiffsbewegungen der vergangenen 24 Stunden nachvollziehen und genau sehen, welche großen Pötte heute schon die Elbe hinabgefahren sind.
Von dort geht es schließlich mit der U-Bahn-Linie U3 zurück zu den Landungsbrücken – und von dort entlang der Hafenstraße zu den alten Riverkasematten, in denen heute die Brauwerkstätten „Überquell“ beheimatet sind. Das 1865 erbaute Gewölbe diente einst als Markttunnel und Lagerhalle, jetzt gibt es hier neapolitanische Pizza und frisch gebrautes Bier mit einem Blick auf die Hafenkräne am anderen Elbufer. Der perfekte Ausklang für einen Tag am Hamburger Hafen.