Gartenparadiese in der Märchenstadt
Ein sonnengelber Fachwerkgiebel mit ausladend blühenden Herzblumen, mittig ins Bild gesetzt zu zwei schmucken Stadttürmen – nirgendwo türmt sich Fachwerk so lieblich und fotogen zum Himmel wie am Plönlein, der wohl berühmtesten Straßengabelung Deutschlands in Rothenburg ob der Tauber.
Fachwerkhäuser und Bocksbeutel
Das Städtchen ist weltbekannt für seine zauberhaft wirkende Altstadt aus dem Mittelalter. Pittoreske Fachwerkhäuser lehnen sich gefällig aneinander, und nicht alle stehen senkrecht. Goldglänzende Zunftschilder hängen über vielen Haustüren. Am Haus des Reichsküchenmeisters baumelt ein Bündel Bocksbeutel und zeigt mit den bauchigen Frankenweinflaschen weithin das stadtbekannte Gasthaus an.
Romantik ohne Kitsch
Das Städtchen wirkt in seiner historischen Beschaulichkeit pur und echt. Eine Bilderbuchstadt der Romantik – ohne Kitsch. Weibertor, Sauturm und Straftor: 46 Türme und Tore zählt Rotenburg, zwischen Klingentor im Norden bis zum Sieberstor im Süden, und auf vierzig davon trifft man auf dem Rothenburger Turmweg, der über Holzplanken einmal rings ums Städtele geht. Durch sechs große Stadttore führen kopfsteinbepflasterte Wege hinein bis zum Marktplatz.
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Drehort für Heimatfilme
Hier wurde für weltbekannte Filme gedreht, von ‚Chitty Chitty Bang Bang‘ bis zum ‚Blauen Engel‘ mit Curd Jürgens, entstanden TV-Märchen wie ‚Der Teufel mit den drei goldenen Haaren‘ und Heimatfilme wie ‚Die Christel von der Post‘. Ein kleiner Ort im Westen Mittelfrankens – und doch so weltberühmt. Rothenburg ob der Tauber gilt als der Höhepunkt an der Romantischen Straße.
An die zweieinhalb Millionen Menschen kommen jährlich ins Frankenland nach Rothenburg, besuchen das Plönlein, das Wahrzeichen des Städtchens, und das nur wenige Schritte davon entfernte Mittelalterliche Kriminalmuseum, das eintausend Jahre Rechtsgeschichte und 50.000 hoch-spannende Exponate zeigt. Sogar eine echte Eiserne Jungfrau ist dabei. Im Reichsstadtmuseum gleich vorn am Markt gilt es den berühmten Meistertrunk-Humpen zu bewundern, den legendären Gegenstand der sagenhaften Trinkwette im Dreißigjährigen Krieg. Als es einem Altbürgermeister gelang, den 3¼ Liter fassenden Humpen in einem einzigen Zug zu leeren, verschonte Feldheer Tilly die Stadt. Doch bevor man die Sage nun beim Reichsküchenmeister im Eigenexperiment wiederbeleben möchte, erklettert man noch eben leichtfüßig ums Eck gelaufen die schmale Stiege auf den Rathausturm. Der Blick über die roten Dächer der Mittelalterstadt zeigt viel Grün, und Rothenburg wird zum Landschaftsgarten. Der Besuch der Rothenburger Gartenparadiese lohnt, denn hinter den Fachwerkbauten verbergen sich echte Kleinode!
Blühender Burggarten
Gleich hinter dem wappengeschmückten Burgtor liegt der blühende Burggarten, auf dessen Areal der Hohenstaufenkönig Konrad III. einst sein Castrum Imperiale errichtete und die Siedlung begründete. Blickt man sich um, zeigt sich ein neues Postkartenbild: Märchenhaft stehen die spitzgiebeligen Zollhäuschen in roséfarbenem Ocker mit weinroten Dachschindeln vor der Bastei am Burgtor. Kaum eine andere Region Deutschlands verkörperte die Harmonie von so dekorativer Architektur und grüner Landschaft schon im 19. Jahrhundert so perfekt wie die traditionsreiche Reichsstadt im Taubertal. Einach pittoresk! Der Begriff des Pittoresken, abgeleitet vom italienischen ‚Pittore‘, dem Maler, war im 19. Jahrhundert so präsent, dass sogar eine ganze Mal-Epoche danach benannt werden sollte.
Ausstellung im Themenjahr
Die Stadt widmet sich dem pittoresken Bild im aktuellen Themenjahr mit der Ausstellung im RothenburgMuseum „Pittoresk: Rothenburg als Landschaftsgarten“ und einem nicht nur touristischen Blick auf Rothenburg ob der Tauber – mit Werken deutscher und englischer Künstler bis hin zu Virtual-Reality-Aufnahmen auf erfrischend neue Art.
Wege durch Weinberge
Unterhalb des Burggartens erstreckt sich das liebliche Tal, das dem Städtchen die Namensbeifügung gab. Weinhänge ziehen sich am Hang. Eingebettet liegt das Topplerschlößchen. Von hier führen Wander- und Radwege weiter ins Grün rund um die Tauber. 13 Wege sind ausgeschildert. Im Reichsküchenmeister widmet man sich vortrefflich der regional-saisonalen Küche. Das Haus am Kirchplatz, eines der ältesten Patrizierhäuser der Stadt, erinnert an die Reichsküchenmeister von Rothenburg ob der Tauber, die im Mittelalter nur dem Kaiser verpflichtet waren, und im Status den Reichsvogten auf der Rothenburger Hohenstaufenburg ebenbürtig. Die Goldene Bulle sprach ihnen als ‚Meister der Kochkunst‘ das ehrwürdige Amt zu. Im Wappen führten sie das ritterliche Helmvisier, ein Nudelholz und einen Hackschlegel.
Zu einer exklusiven Begegnung mit Rothenburg lädt die aktuelle Sonderschau im Mittelalterlichen Kriminalmuseum ein: Kunst und Künstler zwischen 1810 und 1970 zeigen selten oder noch nie zuvor gezeigte Bilder aus Rothenburger Museums- und Privatbesitz. Denn schon ab 1810 kamen immer mehr Künstler, um die romantischen Motive in den Gassen, Häusern und Wehranlagen zu malen – allen voran das weltbekannte Postkartenmotiv des Fachwerkensembles am Plönlein. Wer in diesem Sommer nach Rothenburg kommt, kann die berühmteste Straßengabelung des Mittelalters also schon mal doppelt sehen – ganz gleich ob vor oder nach dem Trunke aus den Meister-Humpen in Rothenburgs Wirtshäusern.
INFO: Rothenburg Tourismus: Marktplatz 2, www.rothenburg-tourismus.de
„Rothenburger Gartenparadiese“ als Broschüre kostenfrei per E-Mail: garten@rothenburg.de