Münster
  • Eines der Wahrzeichen von Münster ist der Dom
  • Foto: Tom Busch hfr

Münster – mehr als nur ein Tatort

Münster hat sich in der Weltgeschichte einen Namen gemacht: als Stadt des Westfälischen Friedens. Für das große 375-Jahre-Jubiläum im kommenden Jahr laufen die Vorbereitungen.

Eine Kirche und darin eine Scheibe. Doch auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Nein, die Erde ist keine Scheibe. Über der riesigen Scheibe am Boden der Dominikanerkirche hängt eine 48 Kilogramm schwere Metallkugel an einem fast dreißig Meter langem Edelstahlseil. Und sie bewegt sich doch, natürlich, ja: Die Kugel schwingt!

Pendelversuch als Kunstwerk

Der Bildhauer Gerhard Richter hat ein Pendel-Kunstwerk geschaffen, das nicht nur bei Kulturinteressierten Anerkennung findet, sondern zugleich ein erdgeschichtlich bedeutendes physikalisches Prinzip illustriert: Hier wird die erstmals im Jahr 1851 vom französischen Physiker Léon Foucault in einem Pendelversuch nachgewiesene Erdrotation sichtbar gemacht. Durch den Magnetfeldantrieb im Zentrum der Bodenplatte bewegt sich das Pendel ununterbrochen und gleichmäßig. Im Laufe einer Stunde dreht sich die Ebene unter dem Pendel um zirka 12 Grad entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Erde dreht sich – einfach zum Zuschauen, in der schönen Stadt Münster!

Der Pendelversuch als Kunstwerk von Gerhard Richter in der Münsteraner Dominikanerkirche Tom Busch hfr
Kunstwerk Münster
Der Pendelversuch als Kunstwerk von Gerhard Richter in der Münsteraner Dominikanerkirche

Radfahr-Metropole

1200 Jahre Geschichte prägen die lebenswerte Universitätsstadt und bekannte Radfahr-Metropole. Die Promenade führt als baumbestandene Radfahrer-Allee wie ein Ring um die Altstadt. Im Norden, am Kreuztor, radelt man auch am Liebeshügel vorbei. Es lohnt sich abzusteigen! Im Grün des Parks chillen überlebensgroße Figuren am Wasserbassin. Die beiden Bronze- und drei weiß patinierten Aluminiumfiguren stehen für die Vielfalt in unserer Gesellschaft. „Sketch for a Fountain“ ist ein neues Werk der US-amerikanischen Künstlerin Nicole Eisenman, das vor einem Jahr dank der Münsteraner Initiative ‚Dein Brunnen für Münster e.V.‘ dauerhaft angesiedelt wurde.

Chillen am Brunnen - Kunstfiguren an der Promenade in Münster Tom Busch hfr
Brunnen-Kunst Münster
Chillen am Brunnen – Kunstfiguren an der Promenade in Münster
Münster ist eine Stadt für Radfahrer - hier vor der Überwasserkirche. Tom Busch hfr
Münster Überwasserkirche
Münster ist eine Stadt für Radfahrer – hier vor der Überwasserkirche.

Geheimnisvolle Uhr

Von hier führt ein kurzer Spaziergang vorbei an der Liebfrauen-Überwasserkirche zum weltbekannten St. Paulus-Dom zu Münster. Im Dom-Chor schlägt die Astronomische Uhr aus dem Spätmittelalter, eine Uhr voller Geheimnisse. Der Stundenzeiger läuft links herum. Ihr Kalendarium enthält Daten für 532 Jahre und reicht noch bis ins Jahr 2071. Was dann passiert – wer weiß das schon.

Bogengänge und Giebelhäuser

Die Altstadt ist geprägt durch Bogengänge und Giebelhäuser. Der Prinzipalmarkt verbindet den Stadthausturm, das Rathaus und die St. Lamberti-Kirche. 1375 erbaut erzählt der bedeutendste Sakralbau der westfälischen Spätgotik auch Schauerliches: In den drei Käfigen über der Turmuhr wurden im 16. Jahrhundert die toten Anführer der Münsteraner Täuferbewegung zur Schau gestellt. Spannendes gibt es auch im Rathaus zu entdecken. Zwei kopflose Männer und eine Leiche im Lendentuch sind auf den Fächern der großen Schrankwand im Friedenssaal zu sehen. Der Saal im Rathaus präsentiert sich als getäfelte Augenweide der Renaissance: Die 22 Fächer der Schrankwand, 1536 gefertigt, zeigen detailreiche Reliefs, etwa den Heiligen Lambertus, wie er vor dem Altar stehend von hinten erdolcht wird und die beiden kopflos raufenden Männer als Synonym für die Streitsucht.

Münster ist für seine Giebelhäuser und Bogengänge am Prinzipalmarkt bekannt. Tom Busch hfr
Prinzipalmarkt
Münster ist für seine Giebelhäuser und Bogengänge am Prinzipalmarkt bekannt.

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Tatort der Geschichte

Der Friedenssaal beschreibt die große Historie, die Münster vor 375 Jahren zu einem bedeutenden Tatort in der Geschichte Europas machte. Denn genau hier wurde der Westfälische Frieden unterzeichnet, der dann den Dreißigjährigen Krieg beendete. Dafür verhandelten die europäischen Mächte über fünf Jahre lang. Am 15. Mai 1648 wurde im Rathaus von Münster ein erster großer Erfolg gefeiert und der Spanisch-Niederländische Frieden feierlich beschworen. Er bescherte den Niederlanden die Geburtsstunde. Weitere Verhandlungen führten zum Unterzeichnen des Westfälischen Friedens am 24. Oktober 1648 in Münster, mit späterer Ratifizierung. Der errungene Friede setzte die Grundsteine für die Anfänge des heutigen Völkerrechts. Und so hat sich Münster in der Weltgeschichte einen Namen gemacht: als eine Stadt des Westfälischen Friedens. 2023 wird dazu das große 375-Jahre-Jubiläum begangen. Für die Münsteraner ist ihr Rathaus einfach der Ort, an dem das Völkerrecht geboren wurde.

Der Westfälische Friede wurde vor 375 Jahren im Münsteraner Rathaus im historischen Friedenssaal besiegelt. Tom Busch hfr
Friedenssaal
Der Westfälische Friede wurde vor 375 Jahren im Münsteraner Rathaus im historischen Friedenssaal besiegelt.

Prominente Ermittler

Im Rathaus war auch schon ein prominentes Tatort-Ermittlerteam zugange: Jan Josef Liefers, der in den Münsteraner Tatorten den Rechtsmediziner spielt und Axel Prahl als Kriminalhauptkommissar Frank Thiel durften sich im Goldenen Buch der Stadt eintragen. Besiegelt wurde die Ehrung mit einem Trunk aus dem Goldenen Hahn von 1621, der im Friedenssaal steht.

Berühmter Hahn

Mit dem Hahn hat es ganz schön was auf sich! Es war im Jahr 1657, als Münster vom Fürstbischof Christoph Bernhard Graf von Galen belagert wurde. Not und Hunger breiteten sich aus. Ein Ratsherr sei verzweifelt auf der Suche nach Essbaren durch Münster gelaufen. Als er einen Hahn gackern hörte, lief er ihm durch die ganze Stadt hinterdrein. Am Aegidiitor flog der Hahn auf die Zinnen und krähte da oben froh, dem Kochtopf entkommen zu sein. Die Belagerer trauten ihren Ohren nicht. Während sie hungernd vor den Toren lagerten, hatten die Münsteraner wohl so viel Essen, dass deren Hühner noch herumfliegen konnten. Sie zogen frustriert ab. Der Hahn wurde bis ans Lebensende gehegt und erhielt Post mortem die Ehrenwürde als Trinkgefäß.  

Alle Infos zu Münster: www.tourismus.muenster.de/

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