Unterwegs durch den Volkspark: Auf Tutenbergs Spuren in Altona
Er ist größer als der Hamburger Stadtpark, aber im Normalfall trotzdem nicht so überlaufen. Die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen Bahrenfeld, Lurup oder Eidelstedt lieben den Altonaer Volkspark. Und natürlich die HSV-Fans: Grenzt doch das Stadion direkt an den Park. Aber zum Volkspark gehört auch der Altonaer Friedhof. Beide wurden zusammen geplant.
Für unseren Spaziergang haben wir uns fachmännische Unterstützung an die Seite geholt. Dagmar Krappe ist Gästeführerin und bietet Touren durch die grüne Lunge in Hamburgs Westen an. „Wir müssen den Rundgang bei dem Mann beginnen, der dieses hier alles geplant hat“, sagt sie und vom Haupteingang des Friedhofs geht es links und zweimal rechts und dann – etwas versteckt – erreichen wir das Grab von Ferdinand Tutenberg.
Durch die Industrialisierung strömten immer mehr Menschen in die Städte, gerade in Altona wurde es sehr eng. Die Stadtväter um Bürgermeister Bernhard Schnackenburg wollten für die Bevölkerung einen Ausgleich im Grünen schaffen. 1913 erhielt Tutenberg als Gartendirektor der Stadt Altona den Auftrag, einen Friedhof und einen Park anzulegen.
Aus den „Bahrenfelder Tannen“ wurde der Volkspark
Bereits seit Mitte der 1890er Jahre hatte die Kommune Grundstücke dafür erworben, darunter das Waldstück „Bahrenfelder Tannen“ aus dem Besitz des Reeders und Spirituosen-Fabrikanten Theodor Gayen. So konnte mit dem Bau des Volksparks begonnen werden. Die große Spielwiese, die heute noch genauso aussieht wie zu Tutenbergs Zeiten, war als Erstes fertig. Die Zeit des Ersten Weltkriegs nutzte Tutenberg, um den Friedhof zu planen. „Er wollte ein architektonisch landschaftliches Gelände gestalten. Deshalb seine Idee mit den Heckengärten. Die Gräber sehen so aus wie kleine Gärten umzäunt von Hecken“, erzählt Dagmar Krappe. „Außerdem sollte auch der Friedhof wie ein Park angelegt werden.“ Die Lebenden sollen sich hier schließlich wohlfühlen. Und so spaziert man dann an herrlichen Rhododendren und unter altem Baumbestand an teils knapp 100 Jahre alten Gräbern vorbei. Aber auch neue Anlagen wie der HSV-Garten oder die Erinnerungsgärten sind schön anzuschauen. Vielleicht finden Sie die Gräber von Alma Wartenberg, August Kirch oder Ohnsorg-Star Werner Riepel.
Im Spätsommer blühen Tausende Dahlien
Wir verlassen den Friedhof, überqueren die Stadionstraße und sind schon im Volkspark. Zurzeit ist sicherlich der Dahliengarten der größte Magnet. Tausende Blumen stehen jetzt in voller Blüte. Rote, gelbe, violette, große, kleinere – eine schöner als die andere. „Wenn man dieses Blütenmeer sieht, dann glaubt man gar nicht, dass nur fünf Züchter aus ganz Deutschland für die Pracht verantwortlich sind“, so Krappe. Gerade erst wurde der Dahliengarten umgestaltet und ist jetzt wieder so hergerichtet, wie er zu Tutenbergs Zeiten geplant war.
Wir wandern weiter durch den Volkspark. Um die Spielwiese herum erreichen wir den Schulgarten mit seinen unterschiedlichen Zierrabatten. Rechter Hand ist das Schleswig-Holstein-Modell mit ein paar geschichtlichen Höhepunkten als Erinnerung an die preußische Zeit. Links davon der einzige – und sehr kleine – Teich im Volkspark. Überall stehen Bänke, die zum Verweilen einladen, und in der Mitte ein Pavillon.
Das Bauernhaus stand früher an der Elbchaussee
Schlendert man auf dem Hauptweg weiter, dann wird es hügelig. Im dritten Teil des Volksparks waren früher überwiegend Kiesgruben. Zu Beginn dieses Abschnitts finden wir das Bauernhaus, heute ein Restaurant. Kurios ist, dass das Haus zunächst gar nicht im Volkspark stand. Bevor Tutenberg am Volkspark so richtig loslegen konnte, musste er in der Nähe des Heine-Parks an der Elbchaussee noch eine Gartenausstellung mitgestalten. Hierfür wurde das Bauernhaus gebaut. Am Ende der Ausstellung wurde es einfach in den Volkspark versetzt. Allerdings brannte es 1927 komplett ab und wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Hinter dem Bauernhaus befinden sich in einer Senke eine schon von Tutenberg angelegte Waldbühne und ein schöner Minigolfplatz.
Über sehr gut ausgebaute und befestigte Wege geht es in Richtung „Tutenberg“. Dagmar Krappe: „Der Tutenberg sollte eigentlich eine Gedenkstätte für gefallene Altonaer Soldaten werden – so richtig mit einem Mahnmal obendrauf.“ Das Denkmal ist nie gekommen. 46 Meter hoch ist der Berg und früher hatte man von hier aus einen herrlichen Blick bis zum Michel. Hier gibt es auch einen sehr schönen Linden-Laubengang.
Wir machen uns langsam auf den Rückweg und kommen noch an der Birkenhöhe vorbei. Mit 56 Metern ist die Birkenhöhe die höchste Stelle im Volkspark. Oben laden Bänke zum Verschnaufen ein. Früher war hier der trigonometrische Punkt, d. h. bereits von 1909 an wurden von hier aus Landvermessungen vorgenommen. Zu einem Aussichtspunkt wurde es erst 1932. Wobei Aussichtspunkt etwas übertrieben ist. Heute sieht man nicht mehr in die Ferne, sondern „nur“ noch Bäume.
Wieder durch den Schulgarten geht es diesmal links um die große Spielwiese. Hier ist eigentlich der Eingang zum Volkspark. Der Sylvesterstein erinnert an Senator Sylvester, einen großen Förderer des Altonaer Volksparks.
Übrigens: Eigentlich sollte der Volkspark Kaiser-Wilhelm-Park heißen, denn er befand sich ja auf preußischem Gebiet. Aber der Kaiser musste nach dem Ersten Weltkrieg 1918 ins Exil, deshalb hieß der Park von Anfang an Altonaer Volkspark.
Führungen mit Dagmar Krappe können unter Tel. 0172/544 23 85 gebucht werden. Kosten: 14 Euro pro Person (mind. 4 Teilnehmer). Termine nach Absprache. Dauer: ca. 2,5 Stunden.