Versailles mitten in Westfalen
Mitten im Münsterland erhebt sich das Westfälische Versailles in ganzer Pracht. Das barocke Wasserschloss liegt drei Autostunden von Hamburg entfernt in der grünen Schlösser- und Burgenregion in Westfalen. Eine Augenweide, und mehr noch: Mit seiner Pracht, seiner imposanten Größe und der Gestaltung nach französischem Vorbild wird es als das Westfälische Versailles bezeichnet. Zählt Versailles zur krönenden Spitze der europäischen Palastanlagen, gehört auch das Westfälische Versailles als Höhepunkt der 100-Schlösser-Route zu den schönsten Schlössern Deutschlands.
1.000 Jahre Nordkirchen
In diesem Jahr feiert Nordkirchen den 1.000. Geburtstag. 172 Hektar groß ist allein der Schlosspark. Hier erheben sich hohe Rosskastanien und Rotbuchen, bekränzen Linden, Ahorne und Platanen die Alleen. Viele Bäume stammen noch von Erstpflanzungen im 18. Jahrhundert. 23 Alleen mit einer gesamten Länge von 7,5 Kilometern durchziehen die Anlage. Die auf das Schloss zulaufende Allee misst 1,2 Kilometer. Das Schloss selbst steht auf einer rechteckigen Insel und wird von gleich zwei Wassergräben umringt.
Wasserschloss im Münsterland
Erbaut wurde es von Johann von Morrien um 1400 zunächst als Burg. Die Herren von Morrien gehörten im Mittelalter zum führenden westfälischen Adel. Die Familie glaubte, höchstpersönlich von Melchior, einem der Heiligen Drei Könige, abzustammen und gab sich deshalb den Namen Morrien. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zu einem der wehrhaftesten Wasserschlösser im Münsterland ausgebaut. 1694 übernahm sie der Fürstbischof von Münster, Friedrich Christian von Plettenberg. Er begann mit gewaltigen Umbauarbeiten. Dreißig Jahre dauerten die an. 1734 war das Werk vollendet: In Nordkirchen erhob sich ein vollständiger Neubau im Stil des französischen Barock-Klassizismus.
Einmaliger Schlossgarten
Die Entwürfe für die Gärten lieferte der kurbayerische Garteninspektor Dominique Girard. Er hatte bereits die repräsentativen Gärten der Schlösser Nymphenburg und des Wiener Belvederes geplant. Mit Wasserbassins, Kaskaden und Fontänen, mit Baumsälen, Kabinettgärtchen und Irrgarten wurde der Schlossgarten von Nordkirchen wurde zu einem der schönsten in ganz Europa.
Viel später, unter Herzog Engelbert-Maria von Arenberg, der beschrieben wird als ‚mit Abstand reichster Grundbesitzer Westfalens‘, wurde das Schloss bis 1906 modernisiert, samt elektrischer Licht- und Klingelanlage und Zentralheizung. Dann kam das erste Telefon. Nun, im Digitalzeitalter, stehen davon wohl ein paar mehr in den Räumlichkeiten. Das nun im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen stehende Schloss beherbergt heute die Hochschule für Finanzen des Landes NRW.
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„Alltagsmenschen“ zu Besuch
Auch das idyllische Nordkirchen mit seinen schönen Fachwerkhäusern und der barocken Hallenkirche lohnt einen Abstecher. Im Sommer und Herbst konnten Nordkirchen-Besucher Figuren, entdecken, die auf den ersten Blick wie echte Menschen wirkten. Tatsächlich aber rührten sie sich nicht von der Stelle. Mal stützte sich ein Straßenreiniger auf seinen Besen, mal saß ein Pärchen auf einer Bank. Die Alltagsmenschen, geschaffen von den Bildhauerinnen Christel und Laura Lechner, gaben sich in Nordkirchen ein Stelldichein. Einige von ihnen sind zu Dauergästen in den nahe gelegenen Münsterländer Orten Telgte und Bad Westernkotten geworden. Die Beton-Figuren symbolisieren das normale und beschauliche tägliche Leben – ein liebenswerter und bodenständiger Kontrast zum hochherrschaftlichen Schloss.
Info
Tourist Information Nordkirchen, Schloßstrasse 11, www.nordkirchen.de, www.muensterland.com
Alltagsmenschen: dauerhaft stehen Skulpturen in Telgte und Bad Westernkotten; alle Standorte und Ausstellungen: www.christel-lechner.de