Jan Hinrichsen
  • Jan Hinrichsen ist nicht nur Landwirt, sondern auch Whisky Produzent und außerdem Mitglied bei FÖHRgreen.
  • Foto: Anke Geffers

Whisky – nicht aus Schottland, sondern von dieser deutschen Insel

Millionen von Kleinstlebewesen im Wattenmeer, Hunderttausende von Zugvögeln, die auf der Insel rasten, Wildkräuter, die am Strand und auf Wiesen wachsen – und Whisky, destilliert auf der Insel. Föhr als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Urlaubsinsel eine Zukunft zu geben und dabei die heimischen Produkte zu fördern und zu vermarkten, das ist die Aufgabe von FÖHRgreen (friesisch mit langem -e- ausgesprochen). Der Initiative haben sich zahlreiche Betriebe und Einzelpersonen angeschlossen. Einige stellen wir hier vor.

Inselidylle mit alten Friesenhäusern in Oevenum. Anke Geffers
Friesenhäuser
Inselidylle mit alten Friesenhäusern in Oevenum.

Kräuter sammeln bei der Inseltour

Eins ist sicher: Wer mit Barbara Pohlmann auf Föhr unterwegs ist, braucht nicht zu verhungern, selbst wenn alle Restaurants und Geschäfte auf der Insel geschlossen wären. Barbara – man duzt sich schnell auf Föhr – kennt sich mit heimischen Kräutern und Pflanzen aus wie keine andere. „Ah, hier, probier mal, schmeckt wie Koriander“, ruft sie begeistert und hat im nächsten Moment schon wieder etwas Essbares am Strand oder auf der Wiese gefunden. Wildpflanzen wie Spieß-Melde, Labkraut, Taubnessel oder Strandwermut sammelt sie unter anderem zur Herstellung von Kräutersalzen. Wer bei einer Kräuterwanderung (auch barrierefrei) dabei sein möchte, geht mit ihr ab Februar wieder auf Inseltour.

Wer auf den Föhrer Wiesen nur Gras sieht, war noch nicht mit der Kräuter- und Pflanzenfachfrau Barbara Pohlmann unterwegs. Anke Geffers
Barbara Pohlmann
Wer auf den Föhrer Wiesen nur Gras sieht, war noch nicht mit der Kräuter- und Pflanzenfachfrau Barbara Pohlmann unterwegs.

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Vogelkiek auf dem Andelhof

Föhrs Flora und Fauna liegen auch Dieter Risse am Herzen. Eine Vielzahl von Pflanzen-, Insekten- und Amphibienarten sind auf der Insel bereits ausgestorben. Risse kämpft seit Jahren um den Erhalt der Pflanzen- und Tierwelt und hat im Obergeschoss seines Andelhofs einen „Vogelkiek“ eingerichtet. Mit Ferngläsern und aufwendiger Kameratechnik können Besucher im Obergeschoss des Hofes Rotschenkel, Austernfischer, Kiebitze und Säbelschnäbler beobachten und auch schon mal einen Seeadler entdecken. Seit Jahren kauft der Vogelschützer mit seinem Verein „Elmeere“ Ackerland auf Föhr, um das Land zu renaturieren. „Das ist mein Lebenswerk“, sagt er und verschweigt nicht, dass er mit seinem Engagement für den Naturschutz bei den Insulanern nicht nur auf Verständnis stößt.

Auch Kiebitze, Vogel des Jahres 2024, lassen sich vom Andelhof aus gut beobachten. picture alliance / Zoonar | OLAF JUERGENS
Kiebitz
Auch Kiebitze, Vogel des Jahres 2024, lassen sich vom Andelhof aus gut beobachten.

Whisky von der Insel

Da hat es Jan Hinrichsen schon leichter. Der Landwirt aus Leidenschaft, ebenfalls Mitglied bei FÖHRgreen, überrascht immer wieder mit neuen Aktionen auf seinem Hof. Er hat längst erkannt, dass es konventionelle Betriebe in Zukunft schwerhaben werden. „Immer mehr Ertrag, immer größere Flächen, immer größere Maschinen, das wollte ich nicht“, sagt er. Bei dem Besuch einer Whisky-Destillerie in den USA kam ihm die Idee: „Warum sollte ich das nicht auch auf Föhr versuchen?“ Als Mann der Tat und mit Unterstützung seiner Familie gründete Hinrichsen die „Farm Distellerie“ in Dunsum. Gerste wächst ohnehin auf seinen Feldern, auf dem ehemaligen Heuboden lagern jetzt Whiskyfässer, seine drei Kinder steigen mit ins Geschäft ein – und die Zukunft ist gesichert. Hinrichsens alkoholische Erzeugnisse kommen bei Kennern gut an, der Neustart ist geglückt, das Risiko hat sich gelohnt. Und Gäste, die nicht so sehr an Whisky interessiert sind, kommen gern mit dem Rad vorbei und freuen sich über eine Pause im hübschen Hofcafé.

Friesischer Whisky: das gibt es nur auf Föhr. Anke Geffers
Friesischer Whisky
Friesischer Whisky: das gibt es nur auf Föhr.

Abenteuer im Watt

Abertausende von Tieren, die auf den ersten Blick gar nicht zu sehen sind, leben im Wattenmeer. „Gerade steht jeder von uns auf rund 5000 kleinen Wattschnecken“, sagt Anna, die für ein halbes Jahr als Wattführerin bei der „Schutzstation Wattenmeer“ in Wyk arbeitet. Die Tierchen – übrigens die schnellsten Schnecken der Welt – sind nur etwa fünf Millimeter groß, sorgen aber mit ihren Ausscheidungen für die Wattbodenbildung. Genauso wie die Herzmuscheln. „Eine drei Zentimeter große Herzmuschel filtriert stündlich 2,5 Liter Wasser – und wenn man sie ausgräbt, drehen sie sich schnell wieder in den Wattboden ein.“ Stimmt, wir schauen zu, wie sich die Muscheln in kleine Kreisel verwandeln. Es gibt viel zu entdecken auf dem Föhrer Wattboden, der nicht schlammig, sondern eher sandig ist – angenehm für Wanderungen! Nicht so angenehm: Die Pazifische Auster hat sich hier breitgemacht und verdrängt die heimische Miesmuschel. Auch die Schwertmuschel, lang und schmal, kommt ursprünglich aus dem Nordpazifik.

Wattführerin Anna kennt sich aus mit der Tier- und Pflanzenwelt im Wattenmeer Anke Geffers
Anna im Watt
Wattführerin Anna kennt sich aus mit der Tier- und Pflanzenwelt im Wattenmeer

Zum Abschluss gräbt Anna noch den obligatorischen Wattwurm aus, der weder schön noch selten ist, aber Eigenschaften aufweist, die ihn zu einem wichtigen medizinischen Forschungsobjekt machen: Sein Hämoglobin ist ein wichtiger Sauerstoffspeicher und könnte in Zukunft bei Operationen eingesetzt werden. So viel zu sehen und zu lernen und – Anna sei Dank – alles spannend und kein bisschen langweilig.

Regionale Spezialitäten von der Insel

Auch immer mehr Gastro-Betriebe schließen sich FÖHRgreen an. Wer dabei sein möchte, verzichtet auf Convenience-Produkte oder Lebensmittel aus Massentierhaltung und bietet Inseltypisches wie Salzwiesenlamm, Nordseekrabben, Föhrer Gemüse oder Friesentorte an. Besucher, die zum Beispiel in der „Sydbar“ direkt am Südstrand in Wyk oder in der „Strandbar Watts Up“ in Nieblum einkehren, können sich darauf verlassen, dass regionale Produkte in Bio-Qualität auf den Teller kommen, vegane Angebote auf der Karte stehen, Lebensmittel nicht weggeworfen und die Mitarbeiter fair bezahlt und möglichst ganzjährig beschäftigt werden.

Infos: www.foehr.de/foehrgreen

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