Angst vor dem Corona-Virus: Gibt es in Italien nur noch Geisterspiele?
Italien ist in kurzer Zeit zum größten Herd des Coronavirus in Europa geworden: Der Fußball plant Geisterspiele, andere Sportevents stehen auf der Kippe. Die Angst vor dem Corona-Virus, an dem in Italien nun schon sieben Menschen gestorben sind, macht vor dem Fußball keinen Halt.
Italien hatte sich zuletzt zum größten Herd des Coronavirus in Europa entwickelt. Die meisten Fälle wurden in der norditalienischen Region Lombardei gemeldet, von dort stammen auch vier der fünf Todesopfer sowie 167 der Infizierten. Die Behörden und die Regierung in Rom haben drastische Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Elf Ortschaften, zehn in der Lombardei und eine in Venetien, wurden abgeriegelt.
Vier Fußballspiele in der Serie A wurden am Wochenende verschoben, der Verband FIGC will nun Geisterspiele austragen. Weitere Events wie das Radrennen Mailand-Sanremo stehen auf der Kippe.
Italienischer Verband hat Geisterspiele angeordnet
Die FIGC hat am Montag die Regierung in Rom um die Genehmigung gebeten, die Spiele in den von der Coronavirus-Epidemie betroffenen Regionen Lombardei, Venetien, Piemont, Emilia-Romagna sowie die an Österreich und Slowenien grenzende Region Friaul-Julisch Venetien unter Ausschluss der Öffentlichkeit, also als Geisterspiele austragen zu dürfen.
Der Antrag wurde eingereicht, nachdem die Behörden in Norditalien ein bis Ende dieser Woche laufendes Verbot verhängt hatten, öffentliche Sportevents auszutragen. Der Verband bat, auch das für Donnerstag angesetzte Europa-League-Spiel Inter Mailand gegen Ludogorez Rasgrad ohne Zuschauer im Giuseppe-Meazza-Stadion auszutragen.
Lazio-Trainer Simone Inzaghi begrüßt Vorsichtsmaßnahmen
„Es ist richtig, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen“, sagte Simone Inzaghi, Trainer von Lazio Rom, sprach sich aber auch gegen Geisterspiele aus: „Die Antwort ist nicht, Spiele hinter verschlossenen Türen zu spielen, denn die Fans sind das Herz unseres Sports. Es ist richtig, Fußball mit den Fans zu teilen. Wir müssen eine alternative Lösung für dieses Problem finden.“
Nachdem am Sonntag bereits vier Serie-A-Spiele nicht ausgetragen wurden, da alle Sportveranstaltungen in der Lombardei und Venetien abgesagt wurden, müssen weitere Begegnungen verschoben werden. Das am Freitag angesetzte Udine-Florenz-Spiel wird ausgesetzt, da die Region Friaul Julisch Venetien, zu der die Stadt Udine gehört, vorbeugend diese Woche Sportveranstaltungen abgesagt hat.
Juventus-Turin-Museum vorläufig geschlossen
Die Auswirkungen der Epidemie sind auch in der norditalienischen Region Piemont mit der Olympiastadt Turin zu spüren. So bleibt das Juventus-Turin-Museum vorläufig bis Freitagabend geschlossen. Auch Stadiontouren in der Juve-Arena wurden gestrichen.
„Serie A in Quarantäne“, schrieb die Gazzetta dello Sport über die prekäre Lage. Die Liga signalisierte die Bereitschaft, Partien ohne Zuschauer auszutragen, um nicht weitere Spiele verlegen zu müssen. Angesichts des dicht gedrängten Spielkalenders wäre es problematisch, diese nachzuholen.
Am Dienstag gibt es ein Gipfeltreffen zur Sicherheitslage
Am Dienstag ist ein Gipfeltreffen von Italiens Nationalem Olympischen Komitee CONI mit Sportminister Vincenzo Spadafora geplant, um über die Lage zu beraten. „Unsere Pflicht ist, die Regierungsbeschlüsse zu unterstützen, die im Interesse der öffentlichen Gesundheit ergriffen werden“, sagte CONI-Chef Giovanni Malago.
Neben dem Fußball stehen weitere Sportveranstaltungen auf der Kippe. Am kommenden Wochenende sollen die Skirennläuferinnen eigentlich in La Thuille (Super-G und Kombination) fahren, am 21. März ist der Radklassiker Mailand-Sanremo terminiert, in derselben Woche (18. bis 22. März) das Saisonfinale der alpinen Skirennfahrer in Cortina d’Ampezzo (Männer und Frauen) mit insgesamt neun Wettbewerben. (mp/sid)