Anonymer Brief: Schwuler englischer Fußball-Profi outet sich
Es ist ein Dauer-Thema. Und mag man die Zeiten auch als noch so modern beschreiben, für Homosexualität im Fußball scheint weiterhin kein Platz zu sein. Ein englischer Profi lieferte nun mit einem offenen Brief den nächsten Beleg: Er schildert darin all seine Sorgen und Nöte, will aber um jeden Preis anonym bleiben.
„Ich bin schwul. Es ist ein großer Schritt für mich, das auch nur in diesem Brief zu schreiben“, beginnt er seine Zeilen.
Nur seine Familie und eine ausgewählte Gruppe an Freunden wüssten Bescheid, heißt es in dem Brief: „Ich bin nicht bereit, es meinem Team oder meinem Trainer zu sagen.“ Auf dem Platz sei er Teil des Ganzen, aber „etwas in mir drin“ mache es ihm unmöglich, sich zu öffnen. Und obwohl ihm das Herz sage, dass er es seinen Mitspielern sagen müsse, entscheide sein Kopf stets anders.
Schwuler Spieler hat Angst vor den Folgen eines Outtings
Er habe das Glück, sehr gutes Geld zu verdienen. „Ich habe ein schönes Auto, einen Schrank voller Designer-Klamotten und ich kann es mir leisten, alles für meine Familie und Freunde zu kaufen“, schrieb der Fußballer. „Warum soll ich es alles aufs Spiel setzen?“
Irgendwann müsse er aufhören, eine Lüge zu leben
Er sei sich sicher, dass der Fußball immer noch nicht bereit sei für einen schwulen Spieler. Und das hat natürlich massiv Einfluss auf seine komplette Lebensplanung. „Ich weiß, dass ich an einem Punkt ankommen könnte, an dem es für mich unmöglich sein wird, eine Lüge zu leben“, gesteht er. „Wenn es so kommt, plane ich meine Karriere frühzeitig zu beenden und mich zu outen.“ Denn „innerer Frieden ist unbezahlbar. Und ich will nicht für immer so leben“.
Keine Beziehung für ihn möglich
Schon jetzt mache ihm alles große Probleme. „Ich bin in einem Alter, in dem ich liebend gerne eine Beziehung hätte“, erklärt er. „Aber wegen meines Jobs muss das Level an Vertrauen zu einem Langzeit-Partner extrem hoch sein. Deshalb vermeide ich Beziehungen für den Moment komplett.“
Ausgerechnet die „Sun“ veröffentlicht den Brief
Interessant ist, dass der Brief ausgerechnet in Englands brutalstem Boulevard-Blatt „Sun“ veröffentlicht wurde. Die hatte ihn von der Justin Fashanu Foundation erhalten. Fashanu war der erste Spieler Englands, der sich während seiner Profi-Karriere öffentlich als homosexuell outete. 1998, acht Jahre nach seinem Coming-out, nahm er sich das Leben. Seine Nichte Amal Fashanu rief daraufhin eine Stiftung ins Leben, um Fußballern, die sich in einer ähnlich schwierigen Situation befinden, zu helfen.