Arrogant?: Das sagt Löw zu den Vorwürfen und der Ketten-Diskussion
Die wackelige Dreierkette scheint weiterhin in Stein gemeißelt. Die Bayern-Spieler sollen trotz Mammut-Belastung für den nächsten Sieg sorgen. Die Arroganz-Vorwürfe interessieren nicht. Bundestrainer Joachim Löw macht vor dem heutigen Nations-League-Spiel gegen die Schweiz in Köln (20.45 Uhr, ARD) keine Kompromisse: „Es gibt viele Meinungen in Deutschland. Wir sind in der Lage, ein klasse Turnier zu spielen und davon bin ich überzeugt. Wir haben einen Plan, den wir durchziehen!“
Und Löws Plan sieht wie folgt aus: Mit Siegen für das nötige Selbstvertrauen sorgen („Siege sind der Klebstoff. Siege sind wichtig, auch für die EM“) und damit wieder attraktiven Offensivfußball spielen, der die Fußballwelt begeistert.
In der Theorie klingt das leichter, als es in der Praxis umsetzbar ist. Auch, weil Löw weiterhin stur auf eine Dreier- statt Viererkette setzt und dem deutschen Spiel damit einen Offensivspieler raubt – und es sich mit dem Argument Flexibilität schön redet: „Die Viererkette können wir weiterhin spielen, das kennen die meisten aus dem Verein. Mit der Umstellung haben wir kein Problem. Ich möchte aber die Option haben, auch das Zentrum stark zu machen und auf unterschiedliche Situationen im Turnier reagieren zu können.“
Für den Bundestrainer ist die System-Diskussion ohnehin unerheblich, wie er gestern auf der Abschluss-Pressekonferenz durchblicken ließ: „Was bei uns intern ein Thema ist, was immer wieder besprochen wird und was ich von der Mannschaft erwarte, ist, dass wir eine Philosophie verfolgen – und die hat nichts mit dem System zu tun. Wie können wir flach spielen, welche Räume öffnen sich, welche kann ich frei machen?“
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Es gehe um die Positionierung bei eigenen Ballbesitz und nicht darum „ob wir hinten zu dritt oder zu viert stehen, die Spieler verschieben sich ohnehin ständig. Wir müssen die Art und Weise, wie wir uns bewegen, verbessern – das ist wichtig“.
Löw: Spielweise hat nichts mit System zu tun
Um für bessere Bewegungsabläufe im Spiel mit und ohne Ball zu sorgen, wären Automatismen im deutschen Spiel freilich nicht schlecht. Mit solch einem blinden Verständnis hat der FC Bayern vor wenigen Wochen erst das Triple geholt und immerhin spielen in der Nationalmannschaft gleich sechs Münchner.
Doch davon ist man in der DFB-Elf noch weit entfernt, wie Leon Goretzka gestern erklärte: „Das ist schon ein großer Unterschied. Man muss immer darüber nachdenken, was für Spieler an zur Verfügung hat und dementsprechend den perfekten Plan finden und entwickeln.“
Leon Goretzka: System des FC Bayern nicht übertragbar
Heißt im Umkehrschluss: Die Nationalmannschaft besitzt nicht die Spieler, um den Münchner Triple-Fußball zu kopieren. Für Goretzka ist das aber keine Überraschung: „Das ist aber auch darauf zurückzuführen, dass wir in der Lage waren, Dinge einzustudieren. Auf dem Platz wusste jeder, was zu tun ist. Das lief alles automatisch ab und mit einer sehr hohen Intensität. Dass das nicht 1:1 auf die Nationalmannschaft übertragbar ist, ist klar.“
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Gegen die Schweiz erwartet Jogi „Präzision, Mut und diesmal auch die richtigen offensiven Akzente. Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft einspielt.“ Also keine Verschnaufpause für die Vielspieler! Und wie ist das mit den Arroganz-Vorwürfen? Löw: „Als dünnhäutig und arrogant würde ich mich nicht bezeichnen. Ich benenne die Dinge so, wie ich sie empfinde.“