• Christian Seifert
  • Foto: Getty Images for DFB

Corona-Alarm: Spahn für Absagen, Bundesliga-Boss deutet Geisterspiele an

Köln –

Der Coronavirus befällt natürlich auch den Sport, wirbelt den Kalender der Verbände gehörig durcheinander und sorgt für finanzielle Sorgen bei Veranstaltern.

Neben zahlreichen Absagen gibt es etliche Geisterveranstaltungen. Und jetzt plädiert der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (39) für drastische Maßnahmen.

Spahns Empfehlung: Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern müssen in Deutschland vorerst abgesagt werden. Zurzeit geschehe das noch zu zaghaft. „Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden“, sagte er am Sonntag in Berlin.

Spahn

Gesundheitsminister Jens Spahn

Foto:

AFP

Von solchen Absagen wären auch Bundesligaspiele betroffen.

Vor dem Ligaspiel zwischen Gladbach und Dortmund wurde auch schon diskutiert über eine Absage, NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann verteidigte die Entscheidung, dass Spiel stattfinden zu lassen: „Wenn man Bundesligaspiele ausfallen lassen will, dann kann man das nicht in einem Bundesland entscheiden“, so der CDU-Politiker. „Da muss man national sagen, dass man meinetwegen eine ganze Saison nach hinten verschiebt.“ Laumann hatte am Mittwoch darauf verwiesen, dass das zuständige Gesundheitsamt der Stadt Mönchengladbach keinen Grund für eine Absage sehe. Deutschlandweit sei entschieden worden, bei der Bekämpfung des Coronavirus einen Mittelweg zu gehen und das öffentliche Leben nicht komplett lahmzulegen, sagte er in dem WDR-Interview. Spahn sieht das mittlerweile anders.

Corona-Alarm! DFL-Boss Seifert stellt klar: Es muss gespielt werden

Am Sonntag gab dann auch DFL-Geschäftsführer Christian Seifert eine Erklärung ab. Der Boss der Bundesliga stellt klar, dass gespielt werden muss, schließt also Geisterspiele nicht aus. Die Mitteilung im Wortlaut:

„Das Corona-Virus bringt die gesamte Gesellschaft und damit auch den Fußball in eine schwierige Situation.

Selbstverständlich gilt der Gesundheit der Bevölkerung und damit auch aller Fußball-Fans oberste Priorität. Dabei muss es das Ziel sein, in unterschiedlichen Lebensbereichen den jeweils angemessenen Weg zu finden zwischen berechtigter Vorsorge und übertriebener Vorsicht. 

Selbstverständlich werden sich die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit den zuständigen Behörden an den jeweiligen Standorten wie bisher eng hinsichtlich des Ablaufs weiterer Spieltage abstimmen.

Gleichzeitig steht es außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln. Nur so erhalten Clubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Spielzeit Planungssicherheit.

Das DFL-Präsidium wird sich hierzu kurzfristig erneut austauschen und zeitnah ein Treffen der Clubs ansetzen.“

Corona-Krisensitzung wegen Derby zwischen Mönchengladbach gegen 1. FC Köln

Am Montag soll es interne Krisen-Sitzungen bei der DFL und den Clubs geben. Dabei geht es vor allem um die Spiele in dieser Woche: Leipzig trifft in der Champions League am Dienstag auf Tottenham, in der Bundesliga steht das Nachholspiel zwischen Mönchengladbach und Köln am Mittwoch an. Werden beide Spiele ohne Zuschauer ausgetragen? Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln sagt: „Die Gesundheit unserer Zuschauer steht für uns über allem. Deshalb sind wir schon seit Tagen im Austausch mit den Behörden und werden den am Montag noch einmal intensivieren.“

Auch Borussia Mönchengladbach hat eine Mitteilung verfasst: „Borussia befindet sich in diesem Zusammenhang in Gesprächen mit der DFL, dem Gesundheitsministerium und der Stadt Mönchengladbach hinsichtlich des Ablaufs der weiteren Spieltage.“ Konkret kann derzeit also noch keiner sagen, ob das Derby am Mittwoch ohne Zuschauer stattfinden muss.

Die Frage ist, warum Spahn das Corona-Thema nun derart befeuert? In Italien und der Schweiz sind Großveranstaltungen bis in den April untersagt. Hier geht man mittleweile davon aus, dass der Höchststand der Corona-Infizierten im April und Mai erreicht sein wird. Das heißt, dass das Bundesligafinale ohne Zuschauer in den Stadien stattfinden soll.

Spahn muss, bevor die Regierung alle Veranstaltungen absagt, auch noch klären, wie ein möglicher finanzieller Ausgleich seitens der Bundesregierung für alle Veranstalter aussehen kann.

Coronavirus: Zahlreiche Sportarten und Veranstaltungen betroffen

In vielen Sportarten und Ländern wird schon gehandelt.

Eine Übersicht:

Formel 1: 

Nach der Absage des China-GP am 19. April, findet das  2. Rennen am 22. März in Bahrain ohne Zuschauer statt. Es ist damit das erste Geisterrennen der Formel 1.

Der Saisonstart am 15. März in Melbourne steht auf der Kippe, da verschärfte Einreise- und Ausreisebestimmungen für Italiener gelten, wo sich der Virus extrem ausgebreitet hat.  Der Kölner TV-Sender RTL wird bei den Rennen in Australien und Bahrain auf die Vor-Ort-Übertragung verzichten.

Coronavirus: Wird Serie A in Italien komplett gestoppt?

Fußball:

In Italiens Serie A sind Geisterspiele bereits an der Tagesordnung, bis zum 3. April werden in Italien alle Sportveranstaltungen ohne Zuschauer ausgetragen. Jetzt  wird  über eine komplette Absage der Fußball-Meisterschaft diskutiert. Am Dienstag will der Verband entscheiden.
Der deutsche U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz musste eine Reise nach Japan absagen. Er wollte dort  Orte für Trainingslager und Unterkunft vor den Olympischen Spielen in Tokio anschauen. „Ich hatte eigentlich geplant, Anfang März nach Tokio zu fliegen, um mir Standorte für mögliche Trainingslager anzuschauen. Aufgrund der aktuellen Reisewarnung haben wir diese Vorreise allerdings abgesagt“, sagte Kuntz.

Löw und Kuntz

U21-DFB-Trainer Stefan Kuntz und Bundestrainer Jochaim Löw.

Foto:

imago images/Eibner

Der chinesische Verband CFA hat alle Spiele ausgesetzt. In Japans J-League wird bis zum 15. März nicht gespielt. Borussia Dortmund hat seine für den Sommer geplante Asienreise gecancelt.

Badminton:

Die German Open in Mülheim (3. bis 8. März) wurden ebenso abgesagt, wie zahlreiche weitere internationale Turniere.

Eishockey: Der Weltverband hat die Frauen-WM  (31. März bis 10. April/Kanada) abgesagt. Die Titelkämpfe sollen an gleicher Stelle im Jahr 2021 stattfinden. Die WM der Männer (8. bis 24. Mai) in der Schweiz droht ebenfalls abgesagt zu werden. Spiele vor leeren Rängen werden definitiv nicht stattfinden, heißt es. Gleiches gilt wohl für die Spiele der Deutschen Eishockey Liga, weil die fehlenden Einnahmen die Clubs finanziell hart treffen würden.

Ski Nordisch:

Das Finale der Skispringer bei der Skiflug-WM im slowenischen Planica (19. bis 22. März) ist gefährdet. Auch ein Geisterevent ist denkbar.

Hockey:

Die für den 21. und 22. März in Mönchengladbach geplanten Duelle zwischen Deutschland und Australien (Männer und Frauen) wurden gestrichen, da die Gäste auf ihre Europatour verzichten.

Leichtathletik:

Die für den 13. bis 15. März in Nanjing geplante Hallen-WM findet nicht statt. Die Titelkämpfe sollen im März 2021 nachgeholt werden. Der für den 5. April geplante Marathon in Paris findet am 18. Oktober statt.

Radsport:

Der Klassiker Mailand-Sanremo (21. März) und die Fernfahrt Tirreno-Adriatico (11. bis 17. März) fallen aus.
Ski Alpin: Das Weltcupfinale der Skirennläufer im italienischen Cortina (18. bis 22. März) wurde abgesagt. 
Tischtennis: Die Team-Weltmeisterschaft in Südkorea findet nicht wie geplant vom 22. bis 29. März in Busan statt. Nachholtermin: 21. bis 28. Juni.

Volleyball:

Der deutsche Meister Allianz MTV Stuttgart hat in der Frauen-Champions-League auf das Viertelfinal-Rückspiel beim italienischen Titelträger Imoco Volley Conegliano verzichtet und ist damit kampflos ausgeschieden.

Schweiz:

Alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 teilnehmenden Personen sind bis mindestens zum 15. März verboten.

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Frankreich:

Hier dürfen vorerst keine Hallenveranstaltungen mit über 5000 Besuchern stattfinden. (Ubo, sid, dpa)

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