Coronavirus und Fußball: Hört auf damit! Spiele ohne Fans sind nicht die Lösung

Die Situation ist komplett neu. Nicht jede Entscheidung, die in Bezug auf das Coronavirus getroffen wird, kann richtig sein, das ist menschlich, das ist normal, aus Fehlern wird man klug. Die Idee, Fußballspiele ohne Zuschauer durchzuführen, um die Saison am Leben zu erhalten, war darum nachvollziehbar. Jetzt sollte man sie aber auch fix wieder beerdigen.

Vermutlich jeder Mensch, der von Kindesbeinen an dem Ball nachjagt, kennt diesen Traum: Irgendwann, wenn man groß ist, in einem dieser gigantischen Stadien das entscheidende Tor für seinen Herzensverein zu schießen, von seinen Mitspielern fast erdrückt, vor lauter Jubelschreien von den Rängen fast taub zu werden. Bei den meisten erweist sich dieser Traum später auch als ein solcher, aber dann steht man halt auf den Tribünen und feuert die an, die es geschafft haben, lacht mit ihnen, weint mit ihnen, ist Teil des großen Ganzen.

Fußball ist Leben!

DAS ist Fußball! Fußball ist laut, emotional, Fußball ist Adrenalin, Schmetterlinge im Bauch, Ärger, Freude, ein Spiel fürs Volk, kurzum: Fußball ist Leben!

Keine Fans gleich kein Fußball

Womit wir mittendrin sind in dem, was derzeit noch als dauerhafte Lösung für die Corona-Krise feilgeboten wird. Es brauchte nicht viel Fantasie, sich auszumalen, wie trist Bundesliga oder gar Champions League ohne Zuschauer werden würde – es wurde noch viel trauriger. DAS ist KEIN Fußball!

„Es ist wirklich einfach beängstigend“

Wenn auch der Schiedsrichter offen von Schwierigkeiten spricht, sich permanent zu konzentrieren, dann ist was faul im Staate. „Es ist wirklich einfach beängstigend und irgendwie hat es mit Fußball auch nichts zu tun“, gab Deniz Aytekin nach dem eigentlich brisanten Derby zwischen Gladbach und Köln (2:1) zu Protokoll, das sich „wie ein Trainingsspiel“ angefühlt hat, wie es Christoph Kramer ausdrückte: „Das kann man nicht so richtig ernst nehmen.“ Die Fangemeinschaft „Unsere Kurve“ fordert eine Unterbrechung der Saison ab dem übernächsten Spieltag – „bis die Behörden Großveranstaltungen wieder freigeben“. Die Geisterspiele für das kommende Wochenende könne man jedoch als „kurzfristige notwendige Reaktion“ nachvollziehen.

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Klar ist: Es geht um viel Kohle in diesem ganzen Szenario. Es geht um TV-Verträge, um Auf- oder Abstieg, am Ende vielleicht sogar um die Zukunft ganzer Vereine. Und trotzdem dürfen in erster Linie die Verbände nicht die Augen davor verschließen, dass ein „Weiter so“ mit jedem neuen Tag realitätsfremder wird.

Corona lähmt den Fußball Europas

Nach der Schweiz und Italien haben nun auch die Niederlande, Dänemark und Spanien die nächsten Spieltage gekippt, in Champions- und Europa League gibt es je zwei Spielabsagen, Inter Mailand erwägt einen Rückzug aus allen Wettbewerben, das komplette Team von Hannover 96 muss zwei Wochen in Quarantäne, dem Spiel zwischen Aue und Sandhausen droht die Absage – um nur einige akute Beispiele der Entwicklung zu nennen. Und wir stehen noch immer am Anfang der Corona-Krise!

Abbruch oder Zwangspause – irgendwas muss passieren!

Der Fußball muss es anderen Sportarten gleichtun. Ob Eishockey, Wintersport, Basketball oder Handball – überall wird die Saison unter- oder abgebrochen. Darum wird man auch im Fußball nicht herumkommen. Je früher Klartext gesprochen wird, desto besser ist es für alle Beteiligten.

UEFA-Telefonkonferenz – am nächsten Dienstag!

„Die UEFA muss nun mal klare Kante zeigen und erklären, wie es weitergehen soll“, forderte Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler. „Was passiert mit den nächsten Runden in der Europa League, was passiert mit der EM?“ Die hohen Herren haben das offenbar registriert – und für den kommenden Dienstag (!!!) eine Video-Konferenz anberaumt. Fünf Tage sind angesichts der Dynamik der Geschichte eine halbe Ewigkeit! Da hat man dann auch keine Fragen mehr … Immerhin sickerte durch, dass eine EM-Absage durchaus Thema ist, ebenso ein Abbruch der internationalen Wettbewerbe.

Schon Montag muss die DFL klare Aussagen treffen

Aber auch die DFL ist am Zug. Am Montag trifft man sich in Frankfurt, von dort muss eine deutliche Botschaft ausgehen. Eine reguläre Beendigung der Saison wäre, das ist klar, nur dann möglich, wenn die EM verschoben würde. Aber auch ein Abbruch der Spielzeit wird bereits diskutiert. Dann, so die These, dürfe es in Liga eins bis drei keine Absteiger geben, die jeweils Erst- und Zweitplatzierten aus der 3. und 2. Liga stiegen auf, die Ligen würden sämtlich auf 20 Mannschaften (wie in England, Spanien, Italien, Frankreich) aufgestockt.