Das war früher ganz anders: Kaum Verletzte: St. Paulis neue Fitness-Freuden
Man konnte in den vergangenen Jahren die Uhr danach stellen. In unschöner Regelmäßigkeit brach dem FC St. Pauli das Personal weg, immer wieder sorgten massenweise muskuläre Verletzungen dafür, dass teils massiver Notstand ausbrach. Doch die Problematik scheint Geschichte zu sein.
„Es hat sich keiner verletzt, das ist ja auch immer wichtig bei Testspielen“, befand ein zufriedener Timo Schultz nach dem 1:1 bei Erstligist Arminia Bielefeld. Und dann sagte er etwas, was schon lange kein Trainer des FC St. Pauli mehr von sich behaupten konnte: „Man muss sehen, dass wir durchgehend immer mit denselben acht, neun, zehn Spielern gespielt haben.“ Was die Verfügbarkeit der Spieler angeht, läge man „weit, weit über dem Schnitt“. Das europäische Mittel wäre 78 Prozent, bei St. Pauli freut man sich über „teils über 90 Prozent“.
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Sein Vorgänger Jos Luhukay hatte seinerzeit noch heftig kritisiert, dass es kaum Profis in seinem Kader geben würde, die über eine ganze Saison hinweg belastbar wären. Das traf den Nagel zwar auf den Kopf, abgeschafft bekam aber auch der Holländer dieses Manko nicht.
Die Verletzungsproblematik begleitete St. Pauli viele Jahre
Es hat vielschichtige Gründe, warum es unter Schultz und seinen Assistenten deutlich besser läuft. Das A und O ist natürlich die Trainingssteuerung, das Nutzen modernster Techniken. Darauf hatten auch Luhukay und Co. gesetzt, doch selbst das stete Filmen von Trainingseinheiten, das tägliche Auswerten von Fitnessanalysen brachte keine Besserung.
St. Paulis sportliche Erfolge helfen enorm
Dass das jetzt anders ist, dürfte auch eine Kopf-Geschichte sein, der psychologische Aspekt bei Verletzungsanfälligkeit ist kein Geheimnis. Und wenn es, wie aktuell, intern harmoniert, meldet auch die Physis Bereitschaft. Die positiven Ergebnisse tun ihr übriges. „Wenn du verlierst, hast du Verletzte, wenn du gewinnst, dann läuft das alles“, erklärte Schultz.
St. Paulis Trainer Timo Schultz will auch „mal durchpusten“
„Vom Kopf und vom Körper her sind wir top drauf“, frohlockte der 43-Jährige, der die in Osnabrück erlittene Adduktoren-Verletzung von Sebastian Ohlsson dennoch darauf zurückführte, dass jetzt, nach der wahnsinnigen Aufholjagd, die aktuelle Ruhephase überfällig war. „Wir hatten ja noch gar keine Pause“, merkte er an und gestand, dass auch ihm der Gedanke nach „jetzt mal durchpusten“ längst gekommen sei.