• Herthas Abwehrspieler Jordan Torunarigha (r.) flog im Pokal-Krimi gegen Schalke vom Platz.
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Rassismus gegen Hertha-Profi: DFB verhängt hohe Strafe gegen Schalke 04

Gelsenkirchen –

Es war eine echte Pokal-Schlacht, die sich Schalke und Hertha geliefert hatten. Doch über Fußball sprach nach dem Schlusspfiff fast keiner mehr. Denn diverse königsblaue Anhänger sollen Berlin-Profi Jordan Torunarigha (22) beim 3:2-Erfolg mit Affenlauten beleidigt haben. Nach der Causa um Clemens Tonnies (63) ist es der nächste Rassismus-Eklat auf Schalke.

Mit Tränen in den Augen stand der gebürtige Chemnitzer Torunarigha Mitte der zweiten Halbzeit auf dem Rasen der Schalker Arena. Auch seine Mitspieler und Hertha-Coach Jürgen Klinsmann (55) hatten die Affenlaute von der Tribüne vernommen.

Skandal auf Schalke: Jordan Torunarigha rassistisch beleidgt

Torunarigha wollte sogar während des Spiels den Platz verlassen, sagte Schalke-Stürmer Benito Raman (25). Der Ex-Düsseldorfer habe den jungen Defensivmann davon abgehalten. „Ich habe ihm Mut zugesprochen und gesagt, dass er weitermachen soll“, sagte Raman.

Eine Woche später hat der DFB die Strafe für den FC Schalke 04 bekanntgegeben. Wegen der drastischen Anfeindungen seiner Fans muss der Verein eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro bezahlen. Bis zu 16.000 Euro davon kann der Verein für konkrete Maßnahmen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung verwenden, was dem DFB bis zum 30. September 2020 nachzuweisen wäre.

Jordan Torunarigha sah Gelb-Rot

In der Verlängerung musste Torunarigha dann mit Gelb-Rot vom Platz. Nach einem Duell mit Schalkes Omar Mascarell (27) hatte der aufgebrachte U21-Nationalspieler am Spielfeldrand eine Getränkekiste auf den Boden geworfen.

Asamoah_Bierhoff_Cacau

Cacau (r.) mit Gerald Asamoah (l.) und Oliver Bierhoff.

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Nach Video-Beweis hatte anschließend auch S04-Coach David Wagner (48) Rot gesehen – er hatte Torunarigha leicht festgehalten. Wagner sagte zu den Affen-Schmähungen gegen den Hertha-Profi: „Ich habe die Rufe nicht gehört, aber ich möchte mich im Namen von Schalke 04 entschuldigen, so was gehört sich nicht.“

Kritik an Schiedsrichter Harm Osmers

Klinsmann sprang seinem Schützling derweil zur Seite: „Der Junge ist beleidigt worden und war aufgepusht. Da braucht man dann Fingerspitzengefühl und muss ihm nicht später in der Situation noch die zweite Gelbe Karte geben.“

In der Tat: Vor Beginn der Verlängerung hatte die Berliner Bank den an diesem Abend sehr unglücklich agierenden Unparteiischen  Harm Osmers (35) auf die Rufe hingewiesen. Selbst hatte Osmers den Vorfall nicht bemerkt. „Wir haben den Schiedsrichtern gesagt, dass sie ihn schützen müssen“, meinte Klinsmann. Doch Osmers suchte nicht das Gespräch mit dem Jung-Profi – sondern stellte ihn schließlich vom Platz. Dafür steht nun der Unparteiische selbst in der Kritik.

Schalke kündigte an, den Vorfall aufzuarbeiten. „Mir fehlt jegliches Verständnis für Vollidioten dieser Art“, sagte Sportvorstand Jochen Schneider (49). „Wir werden alles dafür tun, dass wir diejenigen, die dafür verantwortlich sind, ausfindig machen und mit Konsequenzen belegen.“

Der Klub teilte mit:  „Ein solches Verhalten verstößt nicht nur gegen Stadionordnung, Leitbild und Satzung des FC Schalke 04, sondern widerspricht auch all unseren Werten. Wir werden mit Sanktionen reagieren und die Vorfälle auch entsprechend zur Anzeige bringen.“ Der Fall werde „ausführlich geprüft“.

Cacau lost DFB-Pokal-Viertelfinale aus

Der DFB gab am Dienstag bekannt, dass der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau das Viertelfinale des DFB-Pokals auslosen wird. Ziehungsleiter ist DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.

Die Auslosung beginnt am Sonntag um 18 Uhr in der Sportschau in der ARD.

Rassismus-Skandal Schalke

Schalkes Trainer David Wagner und Herthas Abwehrspieler Jordan Torunarigha flogen im DFB-Pokalspiel beide vom Platz.

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picture alliance/dpa

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Zweiter Rassismus-Skandal auf Schalke

Es ist der zweite Schalker Rassismus-Eklat binnen weniger Monate. Anfang August hatte sich Aufsichtsratsboss Tönnies bei einer Veranstaltung despektierlich gegenüber Afrikaner geäußert. Im Zuge dessen hatte er sein Amt für drei Monate ruhen lassen. Tönnies und auch Schalke waren seinerzeit heftig kritisiert worden. Dem Verein wurde vorgeworfen, in der Affäre nicht konsequent genug gehandelt zu haben. Viele forderten Tönnies zum Rücktritt auf, zuletzt auch Peter Fischer (63), Präsident von Eintracht Frankfurt.

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Auch der DFB hat im Fall Torunarigha Ermittlungen eingeleitet. Hertha und der Jungprofi wurden zu einer Stellungnahme aufgefordert. Berlins Kapitän Niklas Stark (24) forderte: „Da müssen wir als Mannschaft, als ganzer Verein, eigentlich die ganze Bundesliga hinter ihm stehen.“ Auf Instagram meinte der Herthaner: „Menschenverachtend und abstoßend! So etwas darf in der heutigen Zeit einfach nicht mehr passieren.“ (kos)

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