DIIY-Kollektion kommt prima an: Sogar „Nur der HSV“ darf auf das neue St. Pauli-Trikot
Wer sich Feinde machen will, die er sonst nicht hätte, versucht sich im Designen von Fußball-Trikots, einem Aufgabengebiet, das bei den Fans mehr polarisiert als nahezu alles andere.
Christopher Ernst hat es trotzdem getan und die ersten Kollektionen der neuen vereinseigenen St. Pauli-Marke „DIIY“ entworfen. Und auch wenn es natürlich Kritiker gab: So fürchterlich misslungen scheinen ihm die Endprodukte, die ab heute fast komplett erhältlich sind (das Event-Trikot kommt erst zum ersten DFB-Pokalspiel), weiß Gott nicht.
St. Paulis Sondertrikot aus dem 96-Spiel quasi ausverkauft
Sie gehen weg wie warme Semmeln. Das Sondertrikot vom Hannover-Spiel ist mehr oder minder vergriffen, die im Dezember georderten neuen Heimtrikots stehen jetzt unmittelbar vor der Auslieferung. „Wir sind schon vor der neuen Saison im fünfstelligen Bereich, was den Verkauf angeht“, sagte Geschäftsleiter Vertrieb Bernd von Geldern.
Damit hat St. Pauli bereits jetzt die Anzahl an Trikots verkauft, die man sonst im Lauf einer ganzen Serie regulär, im Sonder-und Sommerschlussverkauf von den Under Armour-Shirts unters Volk bringen konnte.
Das könnte Sie auch interessieren: St. Pauli-Boss will wieder Leben am Millerntor
Das darf dann durchaus auch als Wertschätzung für die Arbeit von Christopher Ernst interpretiert werden. „Stressresistent bin ich sowieso aufgrund meines Jobs“, erklärte er lachend. „Egal, was ich designe, gibt es immer die Hardliner, die alles scheiße oder ganz toll finden.“
Ihm sei total bewusst gewesen, „wie politisch das sein wird, gerade in der eingeschworenen Fangemeinde. Aber wenn ich mir auf Social Media die Beiträge anschaue, dann freut es mich, dass ich mehr positives Feedback lese als negatives“.
Designer Christopher Ernst: „Wir haben geile Scheiße gemacht“
Das Echo in seinem Kollegenkreis sei hingegen erst einmal verhalten ausgefallen. „Viele haben gesagt: Voll langweilig, warum habt ihr nicht geile Scheiße gemacht? Dann sage ich: Das haben wir gemacht. Denn ihr wisst nicht, wie viele Regularien man beachten muss, wenn die DFL mit dabei ist.” Aber es war beileibe nicht nur der Verband, dessen Zustimmung eingeholt werden musste.
„Eine Erfahrung aus Urzeiten ist, die Zeugwarte mit einzubinden”, sagte von Geldern. „Wenn die nicht mitmachen und die Stimmung kippt, dann hast du keine Chance.“
Das, was einen aber am meisten zum Schwitzen bringe, ist: Was sagen die Profis? „Das ist immer so das Fallbeil“, meinte von Geldern schmunzelnd. „Deshalb ist die hohe Akzeptanz, die wir aus der Mannschaft gehört haben, befreiend.“
St. Pauli wollte den Totenkopf nicht auf den Trikots
Sollte jemand die Einarbeitung des Totenkopf-Symbols auf den Jerseys vermissen, dem erklärte der Geschäftsführer: „Die Teamsport-Geschichte ist dem Vereinsemblem vorbehalten, da wollen wir den Totenkopf nicht reinmischen.“
Dass man den irgendwann mal als Trikotelement verwendet, würde er indes nicht ausschließen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit gibt es für die Verantwortlichen trotz aller Zufriedenheit über den Ist-Zustand noch Luft nach oben.
„Was wir haben, ist 100-prozentig recyceltes Polyester, von dem wir wissen, wo es herkommt und dass es in Europa hergestellt wird“, sagte er. „Wir haben aber auch immer gesagt, dass es ein Prozess ist. Nächstes Mal legen wir vielleicht noch einen drauf, wir gucken uns gerade ein Projekt an in Ghana, wo Plastikflaschen gesammelt und wieder verarbeitet werden. Aber da gehört natürlich auch zur Wirklichkeit: Die müssen hierher. Ist die Öko-Bilanz dann wirklich so gut?“
Was ebenfalls zur Wirklichkeit gehört, ist eine kuriose Trikot-Bestellung. Die meisten Menschen, die sich das neue Dress gönnten, ließen es mit „FCK NZS“, also Fuck Nazis beflocken. Ein Kunde hingegen orderte tatsächlich ein Shirt mit „Nur der HSV“ auf dem Rücken. Spannend, in welchem Stadion man das gute Stück wohl zu sehen bekommen wird …