• NHL-Star Leon Draisaitl war mit den Edmonton Oilers bis zur Corona-Pause auf Playoff-Kurs.
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Draisaitls Corona-Malheur: „Auch in Kanada ist Klopapier schwer zu kriegen“

Edmonton –

Eishockey-Star Leon Draisaitl (24) spielte in der Form seines Lebens, bis die Corona-Pandemie die NHL-Saison stoppte.

Im Interview spricht der gebürtige Kölner über seine herausragende Saison, häusliche Quarantäne in Kanada, Langeweile – und Klopapier.

Wie geht’s Ihnen?

Draisaitl: Gut soweit, es ist nur langweilig.

Sind Sie in häuslicher Quarantäne wie von der NHL empfohlen? Sitzt ganz Kanada zu Hause?

Hier ist es noch nicht ganz so extrem wie in Europa. Die Leute sind noch auf den Straßen. Uns wurde vorgeschlagen, zu Hause zu bleiben, das machen wir auch die meiste Zeit.

Wie bringen Sie die Zeit rum ohne Eishockey?

Fernsehen, mit dem Hund spielen. Irgendwie die Zeit totschlagen.

Gibt’s noch Klopapier in Kanada?

Das ist auch hier schwer zu kriegen.

Hamsterkäufe sind also kein typisch deutsches Phänomen?

Nein. Hier ist es nicht anders.

Sind Sie mit Ihrer Familie in Köln in Kontakt?

Tagtäglich, ich weiß, was da los ist. Hier ist es auch ernst, aber noch nicht so weit wie in Deutschland. Die Ansteckungszahlen sind niedriger, der Höhepunkt ist noch nicht erreicht.

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Leon Draisaitl war 2018 zu Besuch bei Vater Peter, der damals Trainer der Kölner Haie war.

Foto:

Eduard Bopp

Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf?

Es ist traurig. Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, in meinem Alter krank zu werden, ist nicht so hoch. Aber ältere Leute sind gefährdet. Deshalb muss man Corona natürlich ernst nehmen. Auch hier hört man von jedem, dass man zu Hause bleiben soll.

Wie haben Sie von der NHL-Pause erfahren?

Am nächsten Morgen nach unserem Spiel gegen Winnipeg haben wir eine SMS bekommen: Geht erstmal nach Hause!

Die NHL hat damit sehr schnell auf den ersten Corona-Fall im US-Sport, Rudy Gobert beim NBA-Team Utah Jazz, reagiert.

Natürlich ist es für uns blöd, du willst nichts lieber tun als Eishockeyspielen. Aber es war die richtige Entscheidung. Es geht um die Gesundheit der Menschen.

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NBA-Profi Rudy Gobert wurde als erster US-Sportler positiv auf das Coronavirus getestet.

Foto:

AFP

Wie halten Sie sich fit?

Draußen laufen, im Haus Fahrradfahren, irgendwie fit zu bleiben, ist nicht einfach. Keiner weiß, wann und ob es überhaupt wieder losgeht.

Was glauben Sie: Wird die Saison zu Ende gespielt oder muss sie abgebrochen werden?

Ich habe keine Ahnung. Ich glaube auch, das weiß keiner, auch nicht die, die in der NHL die Entscheidungen treffen. Wir müssen abwarten. Ich hoffe natürlich, dass es irgendwie weitergeht.

In der NBA haben viele Stars für die gespendet, die wegen der Spielausfälle in den Arenen beschäftigungslos sind. Gibt’s bei den Oilers derartige Aktionen auch?

Ja, wir haben als Mannschaft Geld zusammengelegt und den Menschen, die in den Hallen arbeiten, geholfen.

Bis zur Pause haben Sie die Saison Ihres Lebens gespielt.

Das kann man so sagen. Die Saison war sehr positiv – auch für die Mannschaft. Die meiste Zeit waren wir in den Playoff-Plätzen. Edmonton hat so lange die Play-offs verpasst, jetzt stehen wir kurz davor, mal wieder reinzukommen, dann passiert so was. Natürlich wäre es schade, wenn es nicht weitergehen sollte. Aber man kann es nicht ändern.

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Sie waren auf dem besten Weg, erster deutscher Scorerkönig in der NHL zu werden. Waren Sie selbst überrascht, wie großartig diese Saison lief?

Überrascht nicht, ich war ja im letzten Jahr auch schon Vierter in der Scorerwertung. Ich versuche, mich von Jahr zu Jahr zu verbessern. Ich denke, dass ist mir ganz gut gelungen.

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Das Top-Trio der Edmonton Oilers: Connor McDavid, Leon Draisaitl und Alex Chiasson (v.l.)

Foto:

dpa

Sogar in der Diskussion um den wertvollsten Spieler der Liga fiel Ihr Name immer öfter.

Natürlich ist es was Cooles, im Gespräch für eine solche Auszeichnung zu sein. Aber ich weiß, dass es ein Teamsport ist, darum geht’s mir vor allem, unser Hauptziel Play-offs zu schaffen. Da waren wir auf einem guten Weg. Aber es freut mich auch, dass mein Name genannt wird.

Die NHL hat Ihnen freigestellt, in ihre Heimat zurückzukehren. Wann fliegen Sie nach Köln?

Jetzt bleibe ich erstmal hier und schaue, wie es weitergeht. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät – und ich kriege keinen Flieger mehr.

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