Einzel-Kämpfer: Abass Baraou: „In Hamburg ist Boxen noch am Leben“
Er ist ein harter Hund im Ring, hat sich selbst aber einst als „Weichei“ bezeichnet und zählt jetzt zu den größten Hoffnungsträgern im deutschen Profi-Boxen. Heute steigt Abass Baraou in Hamburg in den Ring. In der Hansestadt hat der Halbmittelgewichtler seinen bis heute größten Erfolg gefeiert. Er hat lange gebraucht, das anzuerkennen. Es war ein Kampf mit sich selbst.
Ohne seinen Trainer tritt Abass Baraou (25) beim Kampfabend im „Work-Your-Champ“-Gym an, den die Boxställe Universum und Sauerland gemeinsam ausrichten (ab 21 Uhr, live bei Sport1). Auch in der Vorbereitung auf den Kampf gegen den Mexikaner Abraham Juarez (23) hat der Halbmittelgewichtler ohne Kult-Coach Ulli Wegner (Oberschenkelhalsbruch) auskommen müssen.
Boxen: Artur Grigorian betreut Abass Baraou
In der Ecke wird Sauerland-Profi Baraou heute von Universum-Coach Artur Grigorian betreut. Wer ihn künftig trainiert, ist noch unklar. Darüber hinaus hat er sich kürzlich von seinem Management getrennt.
„Es ist ein holpriger Start ins Jahr. Ich fühle mich gerade wie ein Einzelkämpfer“, sagt Baraou zur MOPO. Dass der in Aalen geborene und in Oberhausen aufgewachsene Sohn togolesischer Eltern trotz aller Widrigkeiten Lust auf den Kampf hat, liegt auch am Schauplatz. „Hamburg ist cool. Eine der wenigen deutschen Städte, in denen das Boxen noch am Leben ist.“
Abass Baraou verlor WM-Halbfinale nur knapp
Alles andere als cool war Baraou nach seinem letzten Kampf in Hamburg gewesen. Bei der Amateur-WM 2017 hatte er sein Halbfinale knapp gegen Olympiasieger Roniel Iglesias verloren und mit Bronze vorlieb nehmen müssen, Tränen der Wut und Enttäuschung geweint und sich entschuldigt, „so ein Weichei“ zu sein.
Heute kann Baraou (acht Profikämpfe, acht Siege) darüber lachen. „Weichei? Nee. Ich bin zwar ein feinfühliger Mensch, aber keine Heulsuse“, betont er schmunzelnd.
Abass Baraou wollte unbedingt WM-Gold
Es hat lange gedauert, bis er die Bronzemedaille als Erfolg anerkennen konnte. „Ich wollte unbedingt Gold und war unfähig, etwas anderes als Erfolg zu sehen“, blickt Baraou zurück. „Ich bin in meinem Zorn versunken. Der hat mich blind gemacht.“
Die Siegerehrung damals, das Umhängen der Medaille vor den Augen vieler Freunde und Papa Tanko, der extra aus London angereist war – für ihn kein schöner Moment. „Ich habe es leider nicht genossen. Ich war sehr hart zu mir. Zu hart“, sagt Baraou. Erst langsam reifte diese Erkenntnis. „Nach Hamburg habe ich gelernt, den Moment zu genießen und auch mal stolz auf mich zu sein.“
Abass Baraou ist auf dem Weg nach oben in den Ranglisten, will irgendwann gegen die ganz Großen boxen und um Titel. „Ich muss aber noch sehr viel lernen, habe überall Luft nach oben und muss noch mehr an mir arbeiten“, urteilt er selbstkritisch, zögert kurz und fügt dann an: „Aber für einen einfachen Jungen aus Oberhausen bin ich schon weit gekommen.“