• Sükran Gencay, Trainerin des ETV Hamburg: „Alles geht über Einsatz und Herz.“
  • Foto: Patrick Meller

Einzige Frau in der Liga!: Eimsbüttels Basketball-Coach: „Ich trainiere lieber Männer“

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht: In nur acht Jahren stieg der Eimsbütteler Turnverband (ETV) von der Kreisliga in die ProB auf – von Hamburgs kleinster Basketballsparte in die dritthöchste Liga des Landes. Maßgeblich für den Erfolg verantwortlich ist Sükran Gencay – Deutschlands einzige Basketballtrainerin auf diesem Niveau.

Hart kann sie sein, die „Süki“, wie sie von allen nur genannt wird. Klare Anweisungen geben. Überhört wird sie nicht, auch nicht übersehen, trotz ihrer nur 1,60 Meter Körpergröße. Wenn die 34-Jährige die Halle betritt, genießt sie die volle Aufmerksamkeit ihrer Jungs – und oft auch die ihrer Gegner.

ETV-Basketball-Coach Sükran Gencay: „Ich trainiere lieber Männer“

„Für mich ist es eine normale Situation. Ich bin immer ich und denke gar nicht viel darüber nach“, erwidert sie, angesprochen auf die teilweise hämischen Blicke, die sie von Fans, Spielern und Trainern bei Auswärtsspielen bekommt. Die „eine Million Sprüche, die bestimmt hinter meinem Rücken über mich abgelassen wurden“, seien ihr völlig egal. Sie kriege sie eh nicht mit.

Klare Ansagen am Spielfeldrand: Sükran Gencay und ihr Team.

Klare Ansagen am Spielfeldrand: Sükran Gencay und ihr Team.

Foto:

Ralf Siggelkow

„Andererseits finde ich es schade, weil ich glaube, dass der Sport von Vielfalt lebt, verschiedene Menschen und verschiedene Geschlechter Sachen einbringen, die eine große Bereicherung sein können.“

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Gencay spielte selbst erfolgreich in der Regionalliga Basketball, ehe sie zur Trainerin wurde. Erst waren es Mädchen-, dann Jungenteams. Jetzt die 1. Herren des ETV.

Grundsätzlich sei das Training gleich, da mache sie keine Unterschiede. Aber: Jungen und Mädchen hätten teilweise völlig andere Herangehensweisen. „Männer überschätzen sich tendenziell und glauben, sie müssten jeden Wurf nehmen, wohingegen Frauen erst dorthin gebracht werden müssen. Mit viel Empathie und Emotion.“ Wen sie lieber trainiert? „Männer. Lieber Spieler runterholen als sie ständig aufbauen zu müssen.“

Gencay: „Ein, zwei gute Spieler und eine gute Saison reichen nicht“

Dass die ETV-Basketballer so rasant erfolgreich waren, liegt für Gencay vor allem im Aufbau des Vereins: Man habe zur richtigen Zeit und am richtigen Ort gute Spieler zusammenbekommen, dazu einen Vorstand, mit dem man an einem Strang ziehe. „Es reichen nicht nur ein, zwei gute Spieler und eine gute Saison.“ So würden viele andere Teams denken und letztlich im Aufbau stagnieren. „Man muss nachhaltig denken, Raum zur Entwicklung, zur Entfaltung geben, Zeit und Stress investieren.“

Am 25. Oktober um 16 Uhr findet in der Wandsbeker Sporthalle das erste Heimspiel des ETV statt, zu dem dank eines vorgelegten Hygienekonzepts 500 Zuschauer kommen dürfen. Gegner: die EN Baskets Schwelm.

Gencay als erste Bundesliga-Trainerin? „Nicht mein Ziel“

„Das Ziel ist der Klassenerhalt“, so Gencay, die sich als einzige Trainerin auf diesem Niveau keinen Druck macht. Ist es ihr Ziel, die erste Trainerin in der Ersten Bundesliga zu sein? „Nein. Ich finde es gut, so wie es ist. Ich habe keinen Druck und lebe nicht mit der Angst, nach drei verlorenen Spielen meinen Job los zu sein und aus Hamburg wegziehen zu müssen.“ Trotzdem: „Ich würde niemals nie sagen.“

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