„Das ist die Energie“: 5:1 gegen Schottland! DFB-Team begeistert zum EM-Start
War das der Auftakt zu einem neuen Sommer-Märchen? Zumindest besteht die Hoffnung darauf, denn das DFB-Team setzte zum Start in seine Heim-EM ein ganz starkes Zeichen und begeisterte seine Fans. Das 5:1 (3:0) gegen überforderte Schotten bildete vor 70.000 Zuschauern in München einen prächtigen Auftakt und sorgt für Euphorie im ganzen Land.
So und nicht anders hatten sie es sich gewünscht. Nicht bloß ein Sieg, sondern ein überzeugender Auftritt sollte es gegen Schottland sein. Und so kam es. Nach drei Startpleiten bei den letzten drei Turnieren verzauberten die Stars von Bundestrainer Julian Nagelsmann das Publikum und spielten sich in einen Rausch. „Besser kannst du nicht in ein Turnier starten“, sagte 2014er-Weltmeister Christoph Kramer im Anschluss im ZDF.
Der Coach hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Das war schon sehr gut. Die ersten 20 Minuten waren beeindruckend – insgesamt war es eine sehr konzentrierte Leistung, auch bis zum Ende“, analysierte er. Reichlich Rückenwind für sein Team, aber kein Grund, abzuheben. „Ich bin kein Mahner. Die Jungs wissen, es war ein sehr guter – aber ein erster Schritt, den wir gebraucht haben.“
Heidi Beckenbauer trug den EM-Pokal auf den Rasen
Sie hatten ihn vor Augen, als sie den Rasen betraten. Deutschlands Nationalspieler liefen direkt am silbernen EM-Pokal vorbei, den sie am 14. Juli, nach dem Finale in Berlin, in Empfang nehmen wollen. Sichtlich gerührt hatte Franz Beckenbauers Witwe Heidi die Trophäe um 20.52 Uhr auf den Rasen der Allianz-Arena getragen, flankiert von den früheren deutschen Europameister-Kapitänen Bernard Dietz und Jürgen Klinsmann. „Danke Dir“, rief der Stadionsprecher zum Gedenken an den im Januar verstorbenen Beckenbauer in sein Mikro. „Wir werden Dich niemals vergessen.“ Als Heidi den Rasen verließ, schickte sie einen Luftkuss gen Himmel. Der erste emotionale Höhepunkt des Turniers, noch ehe es begonnen hatte.
Die nächsten Highlights sollten zügig folgen. So schnell, das den Schotten Hören und sehen verging und ihre stimmgewaltigen Fans vor Schreck das Singen vergaßen und sich die Haare rauften.
Wirtz traf früh zur Führung für das DFB-Team
Oh, my dear! Gleich zwei Mal stach das DFB-Team in der Anfangsphase zu, beide Treffer waren herrlich herausgespielt. Zunächst fand Kroos‘ 50-Meter-Diagonalball Kimmich. Dessen Zuspiel nutzte der freistehende Wirtz aus 17 Metern per Flachschuss zur Führung (10.). Keeper Gunn war noch dran, konnte die Führung aber nicht verhindern.
Neun Minuten später war der Blitz-Start nach Maß perfekt. Diesmal zauberte Gündogan den Ball in den Lauf von Havertz, der Musiala bediente – trocken unter der Latte schlug die Kugel zum 2:0 ein (19.). „„Besser kann es nicht sein“, freute sich Musiala über sein Tor. Ein starker und selbstbewusster Auftritt des Hoffnungsträgers.
Havertz erhöhte vor der Pause auf 3:0 für Deutschland
Wirtz und Musiala also, die beiden 21-Jährigen, um die die Fußball-Welt Deutschland beneidet. Gegen Schottland zeigten sie, warum das so ist. Und auch Havertz, mit 24 Jahren der Drittjüngste in der deutschen Startelf, schlug noch vor der Pause zu. Porteous‘ viel zu ungestümes Einsteigen gegen Gündogan wurde nach Video-Überprüfung mit der roten Karte für den Schotten und Elfmeter bestraft. Havertz ließ sich die Chance nicht nehmen – das 3:0 (45.+1).
Eine traumhafte erste Hälfte. Erstaunlich aber: Die DFB-Elf war den Gästen nicht nur fußballerisch (erwartbar) überlegen, sie kaufte ihnen auch kämpferisch den Schneid ab. Insbesondere Leverkusens Andrich setzte früh Zeichen, kassierte nach 31 Minuten und drei rüden Attacken allerdings auch die erste gelbe Karte des Turniers. Vorsichtshalber blieb er zur Pause in der Kabine, Groß kam für ihn.
Füllkrug markierte das 4:0 für das DFB-Team
Doch die Show war noch nicht zu Ende. Rüdiger (51.) und Wirtz (58.) scheiterten noch knapp, der eingewechselte Füllkrug aber traf dann zum 4:0 (68.). Natürlich wunderschön, knallhart mit rechts in den oberen rechten Winkel, so wie es sich an diesem Abend gehörte. „Oh, wie ist das schön“, schallte es durch das Stadion.
Aber auch die Schotten durften einmal jubeln. Dafür sorgte das DFB-Team als guter Gastgeber selbst. Rüdigers Oberschenkel-Eigentor (87.) war ein kleines Trostpflaster für die Gäste von der Insel, die München so viel Spaß bereitet hatten. Etwa 100.000 Schotten waren angereist, auch wenn nur 12.000 von ihnen ins Stadion durften. Sie werden sich nach der Pleite schütteln und dann vor dem zweiten Gruppenspiel am Mittwoch gegen die Schweiz erneut ihr Bestes geben.
Am Mittwoch spielt das DFB-Team gegen Ungarn
Deutschlands Fans schunkelten schon am Freitag aus der Arena. Erst recht nach dem herrlichen Schlusspunkt: Can, der erst am Mittwoch nachnominiert worden war, traf sogar noch zum 5:1 (90.+3). „Völlig losgelöst“ tönte nach dem Abpfiff durch die Arena-Lautsprecher und alle sangen mit.
„So einen Anfang haben wir uns gewünscht mit unseren Fans – und den haben wir auch gebraucht“, sagte Kapitän Ilkay Gündogan, der einen überzeugenden Auftritt auf den Rasen gelegt hatte. Jetzt gelte es, den nächsten Schritt zu machen.
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Nach dem perfekten Auftakt geht es am Mittwoch (18 Uhr) in Stuttgart gegen Ungarn. Angst hat nach diesem Start niemand mehr, im Gegenteil. „Es ist ein großes Spiel für uns gewesen, auch für einige von uns, die so was noch nicht erlebt haben“, sagte Torschütze Niclas Füllkrug nach der Partie. „Wir haben nach keinem Tor nachgelassen, waren immer gierig und haben uns tierisch geärgert über das Gegentor. Das ist die Energie, die wir brauchen: immer weiter machen, immer gierig sein. Das war ein völlig verdienter Sieg über 90 Minuten. Es ist ein überragender Auftakt zu dem, was wir am Ende haben wollen: ein Sommermärchen.“
So spielte Deutschland: Neuer 3 – Kimmich 2, Rüdiger 2,5, Tah 2,5, Mittelstädt 3 – Andrich 3 (46. Groß 3), Kroos 1,5 (80. Can) – Musiala 1 (74. Müller), Gündogan 2, Wirtz 1 (63. Sané) – Havertz 1 (63. Füllkrug)