Dani Carvajal redet auf Schiedsrichter Anthony Taylor ein
  • Auch die Spanier um Dani Carvajal (l.) waren mit den Entscheidungen des Schiedsrichters Anthony Taylor nicht immer einverstanden.
  • Foto: imago images/Jan Huebner

Kein Elfmeter für Deutschland: Top-Schiri sieht es als Fehlentscheidung

Selbst in der Halbzeitpause des EM-Viertelfinales zwischen Portugal und Frankreich gab es nur ein Thema. Nicht Cristiano Ronaldo. Nicht Kylian Mbappé. Sondern den Handspiel-Aufreger in der Partie zwischen Deutschland und Spanien rund zwei Stunden zuvor. „Taylor mit schwachem Spiel“, hatte Ex-Schiri Manuel Gräfe auf X bereits in Richtung des englischen Referees geschrieben. Im ZDF-Studio legte er dann live nach – und erklärte, warum die DFB-Elf am Freitag aus seiner Sicht einer Fehlentscheidung zum Opfer gefallen war.

„Der Musiala zieht auf und dann wird der Ball eindeutig mit der Hand geblockt“, beschrieb Gräfe zunächst die Szene, in der DFB-Schütze Jamal Musiala und Spaniens Verteidiger Marc Cucurella die Hauptprotagonisten gewesen waren. „Jetzt ist die Frage: Ist das strafbar oder nicht?“ Um die richtige Antwort auf diese Frage geben zu können, wies Gräfe darauf hin, dass man bei Handspielen immer beide Arme zur Bewertung heranziehen müsse.

Manuel Gräfe: Cucurella-Handspiel „für mich strafbar“

Zunächst, also bevor Musiala seinen Schuss ausführte, hatte Cucurella sogar beide Arme von seinem Oberkörper abgespreizt, wie Gräfe anhand eines Standbildes beschrieb. „Man sieht, dass er (Cucurella, d. Red.) den rechten Arm dann sehr wohl heranziehen kann – aber den linken lässt er da. Er guckt in die Flugbahn, guckt zum Ball, blockt damit den Ball und wehrt den Ball damit ab.“ Gräfe schließt daraus: „Für mich ist das strafbar.“ Denn man habe gesehen, dass Cucurella den rechten Arm im Zuge seiner Verteidigungsaktion irgendwann an seinen Körper heranziehen konnte – nicht aber seinen linken Arm, der Musialas Schuss schließlich aufhielt.

„Da man als Schiedsrichter nicht in den Kopf des Spielers hereinschauen kann, muss man natürlich andere Hilfsmittel heranziehen. Und das ist die Position beider Arme“, setzte Gräfe seine Erklärung fort. Der ehemalige Bundesliga-Schiri wies aber auch darauf hin, dass möglicherweise eine Abseitsstellung von Niclas Füllkrug vor Musialas Schuss vorgelegen haben könnte. „Dann müssten wir diese Diskussion nicht führen. Dann gibt es vielleicht noch die Diskussion: War es Handspiel von Füllkrug? Aber sollte das beides nicht der Fall sein, dann war das sehr bitter für Deutschland. Denn für mich wäre es ein Strafstoß gewesen.“ Und die DFB-Elf hätte womöglich vom Punkt getroffen – und wäre am Ende nicht dramatisch mit 1:2 unterlegen gewesen.

Gräfe verweist auf die Wichtigkeit des EM-Viertelfinals

Gräfe räumte ein, dass die Szene für Taylor auf dem Spielfeld „sehr schwer zu erkennen“ gewesen sei. „Das Handspiel geht sehr schnell, das sind Bruchteile von Sekunden. Aber dafür haben wir doch mittlerweile den VAR. Und ich habe es nicht verstanden, auch schon in anderen Situationen, warum man es sich in so wichtigen Situationen nicht selbst auf dem Feld anschaut.“ Gräfe spielte damit auf den Hauptschiri auf dem Rasen an, in diesem Fall also Taylor, der trotz des wilden Protests der DFB-Stars aber nicht zum Bildschirm gelaufen war.

Am Ende der Diskussion im Studio fragte ZDF-Moderator Jochen Breyer noch, wer aus dem Referee-Team hätte aktiv werden müssen. Hätte Anthony Taylor selbst sagen müssen, dass er sich die Szene noch mal am Spielfeldrand anschauen will? Oder hätte der VAR dem Engländer sagen müssen, dass er noch mal einen Blick drauf werfen soll?

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„Wenn man es so sieht, ist es für mich strafbar und es wäre schon gewesen, er (Taylor, d. Red.) hätte es gleich geahndet. Wenn er es nicht ahndet, weil er es auf dem Platz nicht richtig wahrnimmt – was passieren kann –, dann wäre es wünschenswert gewesen, dass er es sich in einer solchen spielentscheidenden Situation selbst anschaut“, antwortete Gräfe und schloss: „Natürlich ist immer die Definition: klare Fehlentscheidung. Aber für mich ist es hier eine Fehlentscheidung. Und es geht um so viel und es wurde so viel Nachspielzeit gegeben. Was kommt es in so einem wichtigen Spiel dann darauf an, ob ich noch mal für 30 Sekunden rausgehe, wenn ich dann vielleicht mit der richtigen Entscheidung rausgehe?“

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