Meinung: Diese Pfiffe haben ganz Deutschland blamiert
Der Frust sitzt noch immer tief. Die deutsche Fußball-Seele ist verletzt. Das ist nach dem Ausscheiden der DFB-Elf im Viertelfinale vielerorts immer noch spürbar – und verständlich. Zu bitter war der Spielverlauf beim 1:2 nach Verlängerung gegen Spanien. Dazu das nicht geahndete Handspiel des Spaniers Marc Cucurella. Dass der Linksverteidiger mit auffälliger Haarpracht jetzt als Sündenbock herhalten muss, ist aber peinlich. Die Pfiffe bei jedem Ballkontakt Cucurellas während des Halbfinales gegen Frankreich, das Spanien 2:1 gewann, haben ganz Deutschland blamiert.
„Was ist eigentlich typisch deutsch?“ Mit diesem Claim samt Werbevideo für die neuen Trikots sorgte DFB-Ausrüster Adidas im Frühjahr für die erste echte EM-Euphorie. Major Tom lief im Hintergrund. Der Startschuss einer neuen Liebe zur Nationalmannschaft. Eine Beziehung, die über Jahre gelitten hatte. Bei der EM wurde sie endgültig neu entfacht. Das tat Fußball-Deutschland gut. Umso bitterer das frühe Ende der Titel-Träume.
Das Verhalten der Fans ist typisch deutsch
Doch typisch deutsch ist leider auch das Verhalten vieler Fans während des Halbfinales der Spanier. Nicht verlieren zu können, einen Sündenbock zu brauchen, deutscher geht es kaum. Doch Cucurella, der im Viertelfinale einen Musiala-Schuss strafwürdig mit der Hand blockte, kann überhaupt nichts für den Ärger. Wer sich seine Reaktion nach dem Handspiel anschaut, sieht sogar, dass er wusste, das er es verbockt hat. Dass das Vergehen nicht geahndet wurde, liegt aber nicht in seiner Verantwortung, sondern in der von Schiedsrichter Anthony Taylor, der weiterspielen ließ.
Es ist Cucurellas hoch anzurechnen, dass er nicht nur während der Partie gegen Frankreich cool blieb, sondern auch im Anschluss kein böses Wort verlor. Die Teamkollegen sprangen ihm dafür zur Seite. Als „Schande“ bezeichneten einige die Pfiffe von der Tribüne in der Allianz Arena.
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Dass Fans ihre teuren Karten für ein EM-Halbfinale zwischen zwei großen Fußball-Nationen jetzt dafür verschwenden, einen Spieler auszupfeifen, der sportlich sogar noch ein starkes Turnier spielt, vermutlich im größten Spiel seiner bisherigen Karriere auf dem Platz stand, ist wirklich abenteuerlich und eines Gastgebers für einen ganzen Kontinent nicht würdig. Das wird nachhallen. Typisch deutsch.