Türkische Fans
  • Die türkischen Fans hoffen auf den Halbfinal-Einzug.
  • Foto: IMAGO/Sportsphoto

„Tausende Graue Wölfe in Berlin“: Polizei warnt Türkei-Ultras – Erdogan kommt

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat türkische Fans vor dem EM-Viertelfinale gegen die Niederlande zum Verzicht auf die Wolfsgruß-Geste aufgerufen.

„Politik hat keinen Platz auf dem Spielfeld. Erst recht nicht, wenn in ihrem Zentrum menschenverachtende Symbolik zum Ausdruck gebracht wird“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke am Samstag in Bremen.

Türkische Ultras hatten vor der Partie am Samstagabend (21 Uhr/RTL und MagentaTV) zum Zeigen der Geste aufgerufen. Die einflussreiche Fan-Gruppe Ultraslan von Traditionsclub Galatasaray kündigte bei Instagram an, man könne es nicht abwarten, „morgen als Tausende Graue Wölfe in Berlin und als Millionen in der Welt eine Antwort auf diese Gemeinheit zu geben“.

„Nonplusultra-Hochrisikospiel“ zwischen der Türkei und den Niederlanden in Berlin

Es sei ein „Nonplusultra-Hochrisikospiel“, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin. Rund 3000 Beamte dürften im Einsatz sein. Nicht nur die bekannten Hotspots, sondern auch zahlreiche andere Anlaufstellen müssten angesichts der großen türkischen Community in Berlin abgesichert werden. Zumal durch den Wolfsgruß-Wirbel die Stimmung zusätzlich aufgeheizt ist.

Vor diesem Hintergrund sei es notwendig zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen der Wolfsgruß verboten werden könne, so Kopelke. Auch müssten türkische Fans Maß finden: „Es handelt sich um ein Hochrisiko-Spiel. Das stellt unsere Kolleginnen und Kollegen vor besondere polizeiliche Herausforderungen. Wir setzen auf ein faires und friedliches Match, im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen.“

Demiral nach Wolfsgruß für zwei Spiele gesperrt – Vorwürfe von Doppelmoral

Der Wolfsgruß ist ein Handzeichen und Symbol der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation „Graue Wölfe“. So werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet. Weder die Organisation noch der Gruß sind in Deutschland verboten. Die „Grauen Wölfe“ stehen allerdings unter der Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte die Geste im Achtelfinale gegen Österreich (2:1) gezeigt und war daraufhin von der UEFA für zwei Spiele gesperrt worden. Verbandspräsident Mehmet Büyükeksi sagte dazu in einer Verbandsmitteilung: „Diese voreingenommene und unfaire Entscheidung hat unsere gesamte Nation zutiefst enttäuscht“. Die Reaktion? Vorwürfe einer Doppelmoral – und viel Trotz. „Das wird unseren Stolz nicht dämmen“, sagte Trainer Vincenzo Montella: „Wir werden sogar noch leidenschaftlicher und stolzer sein.“

200.000 Türken sowie Erdogan in Berlin: Heimspiel für die Türkei

Der spontane Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hebt das Spiel noch stärker auf eine politische Ebene. Dass laut Kanzleramt kein Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geplant ist, spricht dafür, dass Erdogans Reise auch als Reaktion auf die Debatte in Deutschland um die „Grauen Wölfe“ zu deuten ist.

In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan. „Hoffentlich ist die ganze Sache am Samstag erledigt“, sagte Erdogan, „wenn wir das Spielfeld als Sieger verlassen und in die nächste Runde einziehen“.

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Angesichts der rund 200.000 in Berlin lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln rechnet die Türkei mit einem gefühlten Heimspiel. Sorge hat Niederlande-Trainer Ronald Koeman deswegen aber nicht. „Ich denke, dass es schön sein wird, in so einer Atmosphäre zu spielen“, sagte er: „Wir müssen einfach den Ball behalten, dann werden sie schon ruhiger werden.“

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