Vor dem EM-Auftakt: Diesen Spieler wird Nagelsmann wahrscheinlich streichen
Die deutsche Nationalmannschaft will die EM-Euphorie weiter befeuern und mit einem Sieg gegen Griechenland genau eine Woche vor Turnierstart Selbstvertrauen tanken.
Julian Nagelsmann blieb auf dem kurzen Flug von Nürnberg nach Düsseldorf kaum Zeit für taktische Grübeleien –sein EM-Masterplan steht aber ohnehin. „Man sollte mit dem nötigen Stolz an die Aufgabe gehen, mit Demut und mit dem Bewusstsein und der Überzeugung, dass man nicht für sich agiert, sondern im Dienste und im Auftrag seines Landes“, sagte der Bundestrainer staatstragend vor der Turnier-Generalprobe mit den strahlenden Champions-League-Siegern Toni Kroos und Antonio Rüdiger gegen Griechenland.
Einige Detailfragen muss Nagelsmann vor dem Duell mit dem Sensations-Europameister von 2004 am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Mönchengladbach aber noch beantworten. Wen wird er nach dem Spiel aus seinem vorläufigen EM-Aufgebot streichen? Setzt er Kapitän Ilkay Gündogan auf die Bank? Stürmt Kai Havertz oder Niclas Füllkrug?
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Zur Stunde deutet alles darauf hin, dass Torhüter Alexander Nübel noch gestrichen wird aus dem EM-Kader. Nagelsmann hatte zwar bis zuletzt betont, dass er vier Keeper mit zum Turnier nehmen möchte. Aber nach einem Bericht der „Bild“ wird es nun wohl den Stuttgarter Torwart erwischen. Demnach sei Nübel der einzige Spieler, der für das Testspiel gegen Griechenland keine Trikotnummer abbekommen habe. Zuvor galt Robin Koch als wahrscheinlichster Streichkandidat. Der Frankfurter ist Innenverteidiger Nummer fünf.
Kapitän Gündogan ist natürlich sicher dabei, doch eine Startelfgarantie hat er nicht. Die lange Saison mit dem FC Barcelona hat beim 33-Jährigen ihre Spuren hinterlassen. „Ich glaube, dass der moderne Fußball nicht mehr so gestrickt ist, dass man sagt: Der Kapitän muss immer spielen“, sagte Gündogan noch vor der Reise in den Westen.
Rüdiger will den „Killerinstinkt“ aus Madrid mitnehmen
Leroy Sané steht nach seiner Sperre als Alternative bereit. Der zuletzt von Schambeinproblemen geplagte Münchner wird zumindest einen Teileinsatz bekommen. „Leroy“, sagte Nagelsmann, „hat eine Qualität, auf die wir nicht verzichten wollen, nicht verzichten können.“
Viel Qualität und noch größeres Selbstvertrauen bringen Mittelfeldchef Kroos und Abwehrboss Rüdiger mit. Nach dem erneuten Triumph mit Real Madrid in der Königsklasse wollen sie auch der DFB-Auswahl diese Siegermentalität einimpfen. „Wir können den Killerinstinkt mitnehmen“, sagte Rüdiger. Der wurde im vorletzten Test gegen die Ukraine (0:0) vermisst. „Das eine oder andere Tor hat gefehlt. Da können wir einiges mitnehmen aus Madrid“, sagte Rüdiger. Im ausverkauften Borussia-Park soll schließlich die EM-Euphorie eine Woche vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland weiter befeuert werden. „Wir wollen eine Aufbruchstimmung und wollen die Fans mitnehmen“, versicherte Rüdiger.
Dafür müssen Tore her. „Wir brauchen eine bessere Strafraumbesetzung“, forderte Nagelsmann nach der Nullnummer in Nürnberg. Havertz hing als Sturmspitze etwas in der Luft, Füllkrug wäre die erste und gegen einen defensiv eingestellten Gegner womöglich bessere Alternative. Nagelsmann lobte den Dortmunder jedenfalls für „seine Wucht und Kopfballstärke“. Doch Havertz will seinen Platz ganz vorne nicht räumen. „Ich sehe mich ganz klar als Neuner, da habe ich auch in den letzten sechs Monaten bei Arsenal gespielt“, sagte der 24-Jährige im „Kicker“.
DFB-Elf mit enormer Strahlkraft auf die Gesellschaft
Nagelsmann kommen die verschiedenen Möglichkeiten entgegen, er bereitet sich schließlich auf alle Eventualitäten vor. „Natürlich haben wir schon einen Notfallplan, was passiert, wenn noch zehn Minuten zu spielen sind und wir unbedingt ein Tor brauchen“ verriet der 36-Jährige im „Spielmacher“-Podcast von „360Media“. Die entsprechende Situation habe seine Elf „vorher trainiert, so dass die Spieler wissen, was sie machen müssen, wenn ich ‚Notfallplan‘ rein rufe“, sagte Nagelsmann.
Im Idealfall soll es aber so weit gar nicht kommen. Schließlich will der dreimalige Europameister einen Stimmungswandel in Deutschland herbeiführen. Er habe den Eindruck, „dass sich in der deutschen Gesellschaft in den vergangenen Jahren schleichend ein Pessimismus eingenistet hat. Das Glas ist halbleer, wir konzentrieren uns oft auf das Negative“, sagte Nagelsmann im Verbandsmagazin „DFB aktuell“. Seine Elf könne dies ändern.
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„In der Vergangenheit waren der Fußball und die Nationalmannschaft oft Mittel, dies zu drehen“, meinte der Bundestrainer. Er nannte die WM 1954 als „leuchtendes Beispiel“, aber auch die anderen großen Titel „hatten jeweils Bedeutung über den Sport hinaus. Mich würde es wahnsinnig freuen, wenn uns Vergleichbares gelänge. Wenn wir mit unserem Spiel das Land rütteln und die Stimmung drehen würden.“
Ein überzeugender Sieg bei der Generalprobe wäre schon mal ein guter Beginn. (sid/lw)