• St. Pauli-Kapitän Christopher Avevor geht selbstbewusst mit dem Thema Rassismus um.
  • Foto: imago images/Sven Simon

Entsetzlicher Vorfall in der Jugend: St. Pauli-Profi spricht über rassistische Hetzjagd

Leider ist Rassismus in Deutschland allgegenwärtig – auch im Profifußball. In dem Sportmagazin „11Freunde“ berichtet St. Pauli-Kapitän Christopher Avevor über den Rassismus in Deutschland und spricht offen über seine Erfahrungen aus seiner Jugend und Kindheit.

Geboren und aufgewachsen ist der St. Pauli-Kapitän in einem kleinen Ort zwischen Eckernförde und Kiel. Seine Profikarriere begann er in Kiel und Hannover, seit 2016 ist er nun fester Bestandteil des FC St. Pauli. Für Avevor ist der Kampf gegen Rassismus ein wichtiges Thema – schließlich hat es der heute 28-Jährige auf und neben dem Platz selbst erlebt.

Christopher Avevor: „Rassismus wird unterschiedlich wahrgenommen“

Für Avevor ist klar: „Rassismus ist und war immer da. In ganz verschiedenen Formen. Und er wird unterschiedlich wahrgenommen.“ Der Innenverteidiger selbst erlebte es bei seiner theoretischen Prüfung für den Rollerführerschein. „Ich fiel dreimal durch, obwohl ich jedes Mal gelernt hatte und die Fragen beantworten konnte. Mein Fahrlehrer ließ sich meine Prüfungsbögen vom Prüfer geben, und siehe da, eigentlich hätte ich schon beim ersten Mal bestanden.“

Christopher Avevor hatte schon immer mit Rassismus zu kämpfen

Doch Avevor nahm die offensichtliche Diskriminierung hin. Blickt der gebürtige Kieler zurück, hat er schon in seiner Kindheit Erfahrungen gemacht, die er nicht verstand, jedoch heute als rassistisch bezeichnen würde.

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Unmissverständlich war jedoch ein Vorfall in seiner Jugend, als er mit seiner Stiefschwester auf dem Weg nach Kiel von mehreren Männern rassistisch beleidigt worden war. „In mir kam ein Gefühl hoch, dass ich bis dahin nicht bekannt hatte: eine Mischung aus Traurigkeit und starker Wut.“

Aus einem Aufbäumen des damaligen Teenagers wurde eine Hetzjagd durch die ganze Stadt. Mit Baseballschlägern und Springmessern suchten die Männer den Schuljungen, glücklicherweise erfolglos. „Wir versteckten uns in der Stadt und schlichen erst wieder zum Bahnhof, als der Zug einfuhr“, erzählt Avevor.

St. Pauli-Kapitän Avevor geht selbstbewusst mit Rassismus um

Vieles ist für den St. Pauli-Profi dabei Interpretation. Dennoch gibt es die klassischen und eindeutigen Fälle, „bei denen es nichts zu interpretieren gibt“, wie er erklärt. Für Avevor gehören etwa Polizeikontrollen schon zum Alltag. „In einem schicken Auto hat man als Schwarzer, salopp gesagt, die Arschkarte gezogen.“

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Inzwischen geht er aber äußerst selbstbewusst mit dem Thema um. „Ich habe mich mit der Zeit an vieles gewöhnt und mir auch ein kleines Fell zugelegt“, erklärt Avevor. „Solange mich niemand direkt beleidigt, mache ich mir keinen Kopf um Gesten und Blicke, die sonderbar wirken.“ Es ist eine bemerkenswerte und zugleich vorbildliche Einstellung des St. Pauli-Kapitäns.

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