„Erfolgsmodell geworden“: Das Symbol des HSV ist St. Paulis neues Herzstück
Raute. Für die meisten Fans des FC St. Pauli ist das ein Reizwort, Synonym für den ungeliebten Stadtrivalen und dessen Vereinswappen. Kein Wort, mit dem man etwas Gutes verbindet. Das war jedenfalls bis Anfang dieses Jahres so. Dann hatte Trainer Timo Schultz eine durchaus gewagte Idee und mittlerweile ist die erfolgreichste Raute der Stadt – man glaubt es kaum – braun-weiß und Herzstück des neuen St. Pauli-Fußballs.
Ihre Premiere – und deshalb schließt sich für den Kiezklub mit dem Auswärtsspiel am Freitag (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) bei Holstein Kiel ein Kreis – hat die St. Pauli-Raute im Hinspiel am Millerntor gefeiert. Rückblickend war der System-Wechsel im Mittelfeld eine Weichenstellungen von entscheidender Bedeutung, wenn nicht die wichtigste Veränderung im Winter.
FC St. Pauli: Bornemann lobt Raute als „Erfolgsmodell“
„Die Raute ist für uns zum Erfolgsmodell geworden“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Es passt sehr gut zur Mannschaft, ihrer Qualität und Mentalität und zu unserer grundsätzlichen Ausrichtung, aktiv und mutig nach vorne spielen zu wollen.“
Derart einschneidende Veränderungen bleiben in Erinnerung – auch beim Gegner. „Das Hinspiel war ein Wendepunkt für St. Pauli“, sagt Kiels Co-Trainer und Ex-Kiezkicker Fabian Boll über das 1:1 am 9. Januar. „In dem Spiel haben sie ihr neues System gefunden, das ja super funktioniert.“
Fabian Boll nennt Hinspiel den Wendepunkt für St. Pauli
Erstmals spielten im Mittelfeld Rico Benatelli als einziger Sechser vor der Abwehr, Frankfurt-Leihgabe Rodrigo Zalazar rechts und Finn Ole Becker links auf den Halbposition und Daniel-Kofi Kyereh als vordere Spitze der Raute. Davor – das gehört zur Erfolgsgeschichte dazu – stürmte nach langer Verletzungspause erstmals wieder Guido Burgstaller von Beginn an und Winter-Leihe Omar Marmoush debütierte in der Startelf. Ein neues, starkes Gesamtpaket war geschnürt.
Das könnte Sie auch interessieren: Legende Boll: Darum macht Schultz St. Pauli so gut
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 17 Spiele haben die Kiezkicker inklusive des 1:1 gegen Kiel am 9. Januar nun schon mit der Mittelfeld-Raute absolviert und zwölf Siege gelandet bei zwei Remis und nur drei Niederlagen.
FC St. Pauli mit der Raute die Nummer eins der Rückrunden-Tabelle
Diese überragende Ausbeute macht St. Pauli nicht nur zur bislang erfolgreichsten Rückrunden-Mannschaft der Liga, sondern hat die Braun-Weißen auch in der Jahrestabelle 2021 auf Platz eins katapultiert.
Eine Garantie für den durchschlagenden Erfolg der Raute gab es nicht, vielmehr barg die Umstellung auch Risiken. „Es ist nicht unbedingt ein System, das man wählt, wenn man auf Platz 17 steht und zwölf Spiele nicht gewonnen hat“, sagt Bornemann. „Es war eine sehr mutige Entscheidung von Timo Schultz.“
Andreas Bornemann lobt „mutige Entscheidung“ von Timo Schultz
Der Sportchef gibt ganz offen zu: „Ich muss ehrlich gestehen, dass ich anfangs etwas Bauchschmerzen hatte, als er mit der Idee der Raute um die Ecke kam. Aber es war auch klar, dass wir etwas verändern mussten.“
Das könnte Sie auch interessieren: FCSP Benatelli die neue Sechs-Bombe
Es ist die Ausnahme, dass eine chronisch sieglose Mannschaft, die tief im Tabellenkeller steht, auf ein offensiveres, ballbesitzorientiertes und sehr laufintensives System umstellt. In der Regel wird in der Krise der rustikale Ergebnisfußball gewählt, der in B-Note keine Punkte bringt. Aber St. Pauli hatte das Personal für eine Flucht nach vorn aus dem Keller.
St. Paulis Raute glänzt aktuell mehr als die des HSV
Der Schultz’sche Mut ist belohnt worden. „Es ist schön“, sagt Bornemann, „dass wir damit unserem grundsätzlichen Weg des offensiv ausgerichteten Fußballs treu geblieben und jetzt erfolgreich sind.“ Mit Hamburgs bester Raute.