• Olic feiert 2015 in Karlsruhe mit Marcelo Diaz (l.) und Jaroslav Drobny (r.) den Last-Minute-Klassenerhalt.
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Fan-Liebling: Ivica Olic: Super-Trainer! Aber das stört mich am HSV

Eigentlich wäre Ivica Olic in diesem Sommer als Co-Trainer der kroatischen Nationalmannschaft zur EM gefahren. Nach der Absage des Turniers ist der ehemalige HSV-Stürmer mittlerweile seit Anfang März ohne Pause in seiner Wahlheimat Hamburg. Die MOPO sprach mit dem 40-Jährigen über die Zeit ohne Fußball, den HSV und Geisterspiele, die er auch selbst schon als Spieler auf dem Platz erlebt hat.

MOPO: Herr Olic, wie geht es Ihnen und wie gehen Sie mit dem Leben in Corona-Zeiten um?

Ivica Olic: Meiner Familie und mir geht es gut. Das gilt auch für meine Eltern, die in Kroatien leben. Wir haben das Glück, dass wir einen Garten haben. Dort bin ich viel mit meinen drei Kindern. Kinder haben viel Energie, sie können nicht nur in der Wohnung sein, sie brauchen Bewegung. Positiv ist gerade, dass man für die Familie viel Zeit hat. Ich hoffe trotzdem sehr, dass es bald noch mehr Lockerungen geben wird. Die richtige Disziplin zu haben ist nicht immer einfach, das gilt gerade auch für die Kinder.

Vermissen Sie den Fußball?

Sehr sogar. Im kroatischen TV wurden gerade alle unsere Spiele von der WM 2018 gezeigt, als wir Vize-Weltmeister geworden sind. Die Spiele habe ich jetzt das erste Mal nach der WM von der ersten bis zur letzten Minuten alle gesehen. Das waren schöne Erinnerungen, auch wenn das Finale gegen Frankreich ziemlich bitter für uns gelaufen ist. Da haben wir in der ersten Halbzeit die besten 45 Minuten des Turniers gezeigt, lagen aber trotzdem nach einem Eigentor und einem Elfmeter mit 1:2 zur Pause zurück. So ist der Fußball. Am Ende hat Frankreich verdient den Titel geholt.

Ex-HSV-Star Ivica Olic hat schon Geisterpiel-Erfahrung

Haben Sie sich zuletzt auch alte HSV-Spiele angeschaut?

Ja, neulich lief noch mal das Derby gegen Bremen mit der Papierkugel im Fernsehen. Das habe ich gesehen. Damals war das sehr traurig, mittlerweile kann ich darüber lachen.

Beim EM-Qualifikationsspiel 2015 in Split mit Kroatien gegen Italien hat Ivica Olic (r.) Geisterspiel-Erfahrung gesammelt.

Beim EM-Qualifikationsspiel 2015 in Split mit Kroatien gegen Italien hat Ivica Olic (r.) Geisterspiel-Erfahrung gesammelt.

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imago/Pixsell

Die Saison in der Ersten und Zweiten Bundesliga soll in Deutschland im Mai mit Geisterspielen fortgesetzt werden. Wie stehen Sie dazu?

Mit Kroatien musste ich als Spieler mit der Nationalmannschaft auch mal Geisterspiele machen. Das war 2015, es ging um die EM-Qualifikation. Ich fand das damals lächerlich. Es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Heute würde ich mir wünschen, dass ich solche Spiele sehen könnte. Ich hoffe, es geht bald wieder los.

Wie haben Sie die Geisterspiele damals genau erlebt?

Das kann man mit normalen Spielen nicht vergleichen. Wir hatten damals zwar unter anderem ein richtig wichtiges Spiel gegen Italien, ich hatte trotzdem das Gefühl, dass es nur ein Trainingsspiel ist. Es ist schwierig, sich zu motivieren und die Spannung im Spiel zu halten. Das ist selbst mir, obwohl ich schon viel Erfahrung hatte, extrem schwergefallen.

Werden diese Spiele auch Auswirkungen auf die Ergebnisse haben?

Ja, da bin ich mir total sicher. Es wird in dieser Saison noch viele Überraschungen geben. Es ist auf dem Platz einfach eine ganz andere Situation als sonst. Das kann dir der Trainer vorher auch alles 100 Mal erzählen, aber simulieren kannst du solche Spiele nicht. Am Ende ist es aber so, dass alle die gleichen Vor- und Nachteile haben werden. Es ist jetzt die einzige mögliche Lösung. Ich bin mir sicher, dass die Spieler vor allem auch wieder spielen wollen und dann auch damit zufrieden sein werden.

Ivica Olic drückt dem HSV die Daumen

Wie schätzen Sie die Situation beim HSV ein? Klappt der Aufstieg noch?

Ich hoffe es und wünsche es mir. Der HSV war diese Saison eigentlich auf einem guten Weg. Vor der Pause wurden dann viele Punkte verschenkt. Das ist ein bisschen typisch HSV. Vor der Pause hätte ich gesagt, Bielefeld ist auf dem Weg in die Bundesliga nicht mehr zu stoppen. Ich glaube, jetzt wird es noch mal spannend. Ich hoffe, dass es der HSV am Ende schaffen wird und nach zwei Jahren wieder bereit für die Bundesliga ist. Die Zweite Liga ist zu wenig für den HSV.

Co-Trainer Ivica Olic jubelt bei der WM 2018 mit Ivan Rakitic. Die Kroaten kamen ins Finale gegen Frankreich – Vize-Weltmeister!

Co-Trainer Ivica Olic jubelt bei der WM 2018 mit Ivan Rakitic. Die Kroaten kamen ins Finale gegen Frankreich – Vize-Weltmeister!

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picture alliance/dpa

Sehen Sie den HSV grundsätzlich gut aufgestellt?

Sie haben einen Super-Trainer. Das ist für mich keine Frage. Was mich beim HSV stört, ist, dass es so gute Möglichkeiten im Nachwuchsbereich gibt, das Potenzial aber in diesem Bereich zu wenig genutzt wird. Wenn man nicht so viel Geld hat, muss man junge Spieler holen. Dieses Thema ist beim HSV zu klein. Das ist der falsche Weg. Es müssen mehr junge Spieler aufgebaut werden und nach oben geführt werden. Es werden oft Spieler geholt, die woanders gut waren und dann direkt auch beim HSV funktionieren sollen. Das geht aber so nicht. Neue Spieler brauchen eigentlich immer Zeit. Wenn man so weitermacht, ist man nach dem Aufstieg schnell wieder unten.

Ivica Olic: Der HSV sollte mehr auf den Nachwuchs setzen!

Wie würden Sie sich wünschen, dass man beim HSV mit diesem Thema umgeht?

Wenn man im eigenen Land nicht genug gute, junge Spieler für den Nachwuchs bekommt, dann muss man auch mal im Ausland gucken. Der HSV hat durch ehemalige Spieler so viele Kontakte in ganz Europa. Die müssen mehr genutzt werden. Ich weiß, dass viele helfen würden. Warum nicht mal mehr junge, gute Spieler holen und die dann nach oben bringen? Das passiert beim HSV zu wenig, wäre aber ein guter Weg, wenn man nicht so viel Geld hat. Einen Josip Brekalo, der in Wolfsburg spielt, hätte ich dem HSV schon empfehlen können, als er noch 15 Jahre alt und nicht so teuer war.

Würden Sie dem HSV für die Zukunft helfen?

Ich würde dem HSV immer helfen. Ich bin HSV-Fan. Ich wohne in Hamburg. Die Frage stellt sich für mich nicht.

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