„Wäre ein Schlag ins Gesicht“: FC St. Pauli: Offener Brief an den DFB
Im Streit um die Reform der Champions League und Europa League hat der FC St. Pauli den DFB aufgefordert, die Pläne zur Ausweitung der Wettbewerbe ab 2024 abzulehnen. In einem offenen Brief an den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch kritisiert das Präsidium des Kiezklubs das Konzept der UEFA als „nicht tragbar“ und schädlich für die nationalen Ligen.
In dem Schreiben, das der FC St. Pauli am Mittwochmorgen im Hinblick auf die entscheidende Abstimmung über die Zukunft des Europacups bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am 19. April veröffentlicht hat, heißt es an Koch: „Als deutscher Vertreter und Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees fordern wir Sie im Namen des FC St. Pauli von 1910 e.V. auf, gegen die geplante Reform der UEFA-Klubwettbewerbe zu stimmen.“
FC St. Pauli: Offener Brief an DFB zur Europacup-Reform
Die Reform-Pläne der UEFA sehen unter anderem eine Ausweitung der Champions League von 32 auf 36 Mannschaften vor, was eine deutlich höhere Anzahl von Spielen bedeutet und Einfluss auf die Spielpläne der nationalen Ligen in Europa hätte.Auch eine weiter wachsende Kluft zwischen den Königsklassen-Teilnehmern und den anderen Klubs wird befürchtet.
„Die Auswirkungen der geplanten Veränderungen der Klubwettbewerbe werden unter anderem eine noch größere Ungleichheit zwischen und innerhalb der nationalen Ligen und eine Zementierung der Dominanz der sogenannten Eliteclubs auf Jahre sein“, heißt es in dem Schreiben des FC St. Pauli. „Die zusätzlichen Spiele werden den Druck auf die nationalen Spielkalender weiter erhöhen und die Belastungsgrenzen der Spieler*innen noch weiter überschreiten.“
St. Pauli fordert: DFB-Vize Koch darf nicht für UEFA-Pläne stimmen
Die geplante Europacup-Reform stehe „im Widerspruch zu jeglichen Bemühungen, Aussagen und Ergebnissen der Taskforce Zukunft Profifußball, verschiedener Positionspapiere von Profifußballvereinen und Fanorganisationen und den Interessen der meisten europäischen Ligen und Clubs, so auch der Bundesliga und 2. Bundesliga“, heißt es weiter.
Sollte Koch als Vertreter des DFB bei der Abstimmung für die Reform votieren und die Pläne abgesegnet werden, wäre das „ein Schlag ins Gesicht aller, die den Fußball, den Wettbewerb und die Sportler*innen im Fokus ihres Handelns verstehen.“
Europacup-Reform: Votum für UEFA-Pläne wäre „Schlag ins Gesicht“
Gerade in der Corona-Pandemie seien die Schwächen des Systems Profifußball offen zutage getreten. Die geplante Reform würde diese Schwächen nach Meinung des St. Pauli-Präsidums nur noch verstärken. „Die Corona-Krise darf nicht als Vorwand gelten, die Missstände der unkontrollierten Verhältnisse in nationalen wie internationalen Wettbewerben mit weiteren finanziellen Zuflüssen zu kaschieren. Dass viele Vereine in dieser Krise in existenzielle Nöte geraten sind, sollte längst eine Warnung und gleichzeitig Anlass für umfassende Veränderungen sein.“
Zuletzt hatten sich auch Fan-Initiativen wie „ProFans“ und „Unser Fußball“ gegen die UEFA-Pläne gestellt und den DFB zur Ablehnung der Reform aufgefordert.